Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Steigt herauf, und reicht mir die Hand Voll Schwielen für die Freyheit, die ich liebe, wie ihr; Ich, eurer Enkel einer, Der Späteren, der Schwächeren einer! Die Heldenzeiten sind vorüber, Vertreten die Spuren der Ahnentugend, Verstürme der Freyheit Donnerrufe, Verbrüllt die Schlachten für das Vater- land. Knechtschaft umklirrt Die Söhne der Freyen Striemen der Despotengeissel Brandmalen den Rücken der Heldensöhne. Wo ist Biedersitte? Wo sind Mädchenblöde und Jünglingsscham? Begraben unter dem tausendjährigen Stein; Begraben, oder Laut eines Mährleins. Reiche mir, Braga, die Harfe! Reiche mir, Wodan, das Schwert! Ich fühle flammen in mir der Ahnen Tugend. Bey den Edelgefallnen, Bey der Eiche und dem Mahlstein, ich schwöre der Ahnentugend. Steigt herauf, und reicht mir die Hand Voll Schwielen für die Freyheit, die ich liebe, wie ihr; Ich, eurer Enkel einer, Der Späteren, der Schwächeren einer! Die Heldenzeiten sind vorüber, Vertreten die Spuren der Ahnentugend, Verstürme der Freyheit Donnerrufe, Verbrüllt die Schlachten für das Vater- land. Knechtschaft umklirrt Die Söhne der Freyen Striemen der Despotengeiſsel Brandmalen den Rücken der Heldensöhne. Wo ist Biedersitte? Wo sind Mädchenblöde und Jünglingsscham? Begraben unter dem tausendjährigen Stein; Begraben, oder Laut eines Mährleins. Reiche mir, Braga, die Harfe! Reiche mir, Wodan, das Schwert! Ich fühle flammen in mir der Ahnen Tugend. Bey den Edelgefallnen, Bey der Eiche und dem Mahlstein, ich schwöre der Ahnentugend. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0228" n="186"/> <lg n="8"> <l>Steigt herauf, und reicht mir die Hand</l><lb/> <l>Voll Schwielen für die Freyheit, die ich liebe,</l><lb/> <l>wie ihr;</l><lb/> <l>Ich, eurer Enkel einer,</l><lb/> <l>Der Späteren, der Schwächeren einer!</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Die Heldenzeiten sind vorüber,</l><lb/> <l>Vertreten die Spuren der Ahnentugend,</l><lb/> <l>Verstürme der Freyheit Donnerrufe,</l><lb/> <l>Verbrüllt die Schlachten für das Vater-</l><lb/> <l>land.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Knechtschaft umklirrt</l><lb/> <l>Die Söhne der Freyen</l><lb/> <l>Striemen der Despotengeiſsel</l><lb/> <l>Brandmalen den Rücken der Heldensöhne.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Wo ist Biedersitte?</l><lb/> <l>Wo sind Mädchenblöde und Jünglingsscham?</l><lb/> <l>Begraben unter dem tausendjährigen Stein;</l><lb/> <l>Begraben, oder Laut eines Mährleins.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Reiche mir, Braga, die Harfe! Reiche mir, Wodan,</l><lb/> <l> das Schwert!</l><lb/> <l>Ich fühle flammen in mir der Ahnen Tugend.</l><lb/> <l>Bey den Edelgefallnen,</l><lb/> <l>Bey der Eiche und dem Mahlstein, ich</l><lb/> <l>schwöre der Ahnentugend.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0228]
Steigt herauf, und reicht mir die Hand
Voll Schwielen für die Freyheit, die ich liebe,
wie ihr;
Ich, eurer Enkel einer,
Der Späteren, der Schwächeren einer!
Die Heldenzeiten sind vorüber,
Vertreten die Spuren der Ahnentugend,
Verstürme der Freyheit Donnerrufe,
Verbrüllt die Schlachten für das Vater-
land.
Knechtschaft umklirrt
Die Söhne der Freyen
Striemen der Despotengeiſsel
Brandmalen den Rücken der Heldensöhne.
Wo ist Biedersitte?
Wo sind Mädchenblöde und Jünglingsscham?
Begraben unter dem tausendjährigen Stein;
Begraben, oder Laut eines Mährleins.
Reiche mir, Braga, die Harfe! Reiche mir, Wodan,
das Schwert!
Ich fühle flammen in mir der Ahnen Tugend.
Bey den Edelgefallnen,
Bey der Eiche und dem Mahlstein, ich
schwöre der Ahnentugend.
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