Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Sie tröstet nicht die Liebe, Und nicht ihr reiner Sinn. Ihr Blick sinkt matt und trübe Auf ihren Allwill hin. Von ihrer Angst durchdrungen Haucht Allwill hohe Ruh, Und spricht mit Engelzungen Ihr süsse Tröstung zu. "Was zitterst du, Geliebte, "Was zagt dein klopfend Herz? "Nicht dir, du Tiefbetrübte, "Ist diese Nacht so schwarz. "Dir drohn nicht diese Wetter; "Der Unschuld drohn sie nie. "Den Sünder nur und Spötter, "Den Frevler meinen sie. "Den Bösewicht lass beben; "Ihm donnerts Rache zu. "Uns, die wir schuldlos leben, "Uns lispelts Fried' und Ruh. "Nein, sey nicht bang, nicht bange! "Geliebte, schau mich an! "Ich fürchte nichts, so lange "Ich dich umarmen kann!" Sie tröstet nicht die Liebe, Und nicht ihr reiner Sinn. Ihr Blick sinkt matt und trübe Auf ihren Allwill hin. Von ihrer Angst durchdrungen Haucht Allwill hohe Ruh, Und spricht mit Engelzungen Ihr süſse Tröstung zu. „Was zitterst du, Geliebte, „Was zagt dein klopfend Herz? „Nicht dir, du Tiefbetrübte, „Ist diese Nacht so schwarz. „Dir drohn nicht diese Wetter; „Der Unschuld drohn sie nie. „Den Sünder nur und Spötter, „Den Frevler meinen sie. „Den Bösewicht laſs beben; „Ihm donnerts Rache zu. „Uns, die wir schuldlos leben, „Uns lispelts Fried' und Ruh. „Nein, sey nicht bang, nicht bange! „Geliebte, schau mich an! „Ich fürchte nichts, so lange „Ich dich umarmen kann!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0245" n="203"/> <lg n="8"> <l>Sie tröstet nicht die Liebe,</l><lb/> <l>Und nicht ihr reiner Sinn.</l><lb/> <l>Ihr Blick sinkt matt und trübe</l><lb/> <l>Auf ihren Allwill hin.</l><lb/> <l>Von ihrer Angst durchdrungen</l><lb/> <l>Haucht Allwill hohe Ruh,</l><lb/> <l>Und spricht mit Engelzungen</l><lb/> <l>Ihr süſse Tröstung zu.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>„Was zitterst du, Geliebte,</l><lb/> <l>„Was zagt dein klopfend Herz?</l><lb/> <l>„Nicht dir, du Tiefbetrübte,</l><lb/> <l>„Ist diese Nacht so schwarz.</l><lb/> <l>„Dir drohn nicht diese Wetter;</l><lb/> <l>„Der Unschuld drohn sie nie.</l><lb/> <l>„Den Sünder nur und Spötter,</l><lb/> <l>„Den Frevler meinen sie.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>„Den Bösewicht laſs beben;</l><lb/> <l>„Ihm donnerts Rache zu.</l><lb/> <l>„Uns, die wir schuldlos leben,</l><lb/> <l>„Uns lispelts Fried' und Ruh.</l><lb/> <l>„Nein, sey nicht bang, nicht bange!</l><lb/> <l>„Geliebte, schau mich an!</l><lb/> <l>„Ich fürchte nichts, so lange</l><lb/> <l>„Ich dich umarmen kann!“</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0245]
Sie tröstet nicht die Liebe,
Und nicht ihr reiner Sinn.
Ihr Blick sinkt matt und trübe
Auf ihren Allwill hin.
Von ihrer Angst durchdrungen
Haucht Allwill hohe Ruh,
Und spricht mit Engelzungen
Ihr süſse Tröstung zu.
„Was zitterst du, Geliebte,
„Was zagt dein klopfend Herz?
„Nicht dir, du Tiefbetrübte,
„Ist diese Nacht so schwarz.
„Dir drohn nicht diese Wetter;
„Der Unschuld drohn sie nie.
„Den Sünder nur und Spötter,
„Den Frevler meinen sie.
„Den Bösewicht laſs beben;
„Ihm donnerts Rache zu.
„Uns, die wir schuldlos leben,
„Uns lispelts Fried' und Ruh.
„Nein, sey nicht bang, nicht bange!
„Geliebte, schau mich an!
„Ich fürchte nichts, so lange
„Ich dich umarmen kann!“
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