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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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"O Jammer, so wird mir mein bräutlicher
Kranz
"Zur Krone des Sarges, der festliche Tanz
"Wird Leichengepräng', und Priester und Gast
"Geleiten mich heim zur düsteren Rast
"Mein hochzeitlich Bette, wie enge! wie kalt!
"Mein Bräutigam -- Wehe! weg Schreckengestalt!
"Weg Scheusal! Die Knochen durchheult dir der
Wind.
"Vor Entsetzen das Blut mir in Adern gerinnt." --
So stöhnt, wie die Hindin vom Jäger gejagt,
So jammert die Arme. Fast war sie verzagt.
Da wiegt sie ihr Engel in heilende Ruh,
Und lispelt im Schlummer ihr Tröstungen zu:
"Was trauerst du, Schwester? was klagst du
so bang?
"Es währt ja hienieden nur Augenblick lang.
"Hoch oben ist Wonne, hoch oben ist Licht;
"Das dämmert und dunkelt in Ewigkeit nicht.
"Die bräutliche Seide, der heilige Kranz,
"Der goldene Trauring, der festliche Tanz,
"Am Busen des Trauten die selige Ruh,
"Das lächelt auch alles hoch oben dir zu.
„O Jammer, so wird mir mein bräutlicher
Kranz
„Zur Krone des Sarges, der festliche Tanz
„Wird Leichengepräng', und Priester und Gast
„Geleiten mich heim zur düsteren Rast
„Mein hochzeitlich Bette, wie enge! wie kalt!
„Mein Bräutigam — Wehe! weg Schreckengestalt!
„Weg Scheusal! Die Knochen durchheult dir der
Wind.
„Vor Entsetzen das Blut mir in Adern gerinnt.“ —
So stöhnt, wie die Hindin vom Jäger gejagt,
So jammert die Arme. Fast war sie verzagt.
Da wiegt sie ihr Engel in heilende Ruh,
Und lispelt im Schlummer ihr Tröstungen zu:
„Was trauerst du, Schwester? was klagst du
so bang?
„Es währt ja hienieden nur Augenblick lang.
„Hoch oben ist Wonne, hoch oben ist Licht;
„Das dämmert und dunkelt in Ewigkeit nicht.
„Die bräutliche Seide, der heilige Kranz,
„Der goldene Trauring, der festliche Tanz,
„Am Busen des Trauten die selige Ruh,
„Das lächelt auch alles hoch oben dir zu.
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[218/0260] „O Jammer, so wird mir mein bräutlicher Kranz „Zur Krone des Sarges, der festliche Tanz „Wird Leichengepräng', und Priester und Gast „Geleiten mich heim zur düsteren Rast „Mein hochzeitlich Bette, wie enge! wie kalt! „Mein Bräutigam — Wehe! weg Schreckengestalt! „Weg Scheusal! Die Knochen durchheult dir der Wind. „Vor Entsetzen das Blut mir in Adern gerinnt.“ — So stöhnt, wie die Hindin vom Jäger gejagt, So jammert die Arme. Fast war sie verzagt. Da wiegt sie ihr Engel in heilende Ruh, Und lispelt im Schlummer ihr Tröstungen zu: „Was trauerst du, Schwester? was klagst du so bang? „Es währt ja hienieden nur Augenblick lang. „Hoch oben ist Wonne, hoch oben ist Licht; „Das dämmert und dunkelt in Ewigkeit nicht. „Die bräutliche Seide, der heilige Kranz, „Der goldene Trauring, der festliche Tanz, „Am Busen des Trauten die selige Ruh, „Das lächelt auch alles hoch oben dir zu.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/260>, abgerufen am 22.11.2024.