Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Im vertraulichen Schatten, in duftenden Gärten,
auf Hayden,
Graugelockt, am schwatzenden Quell, im bethauten
Gefilde
Zwischen den fluthenden Weizensaaten. Es findet
ihn einsam
Wallend die heilige Nacht. Arkturus sinken und
Gemma;
Hyas steigen und Plejas; es steigt die neblichte
Mira.
Aber er wandelt fort in seiner schweigenden
Trauer,
Kreuzet die Arm', und senket den Blick -- O Sohn
des Gesanges,
Welche Dämmerung hüllt des Dichters selige
Seele?

Der Dichter.
Selig nanntest du mich? Seit wann, o Tochter
Sulvias,
Blühet Seligkeit diesseit der Sterne? Die Thräne
des Grames --
Hat sie nicht oft mir den Blitz der Augen gelöschet,
nicht öfter
Die erblassende Wange gebadet? Sonne der
Freude,

Im vertraulichen Schatten, in duftenden Gärten,
auf Hayden,
Graugelockt, am schwatzenden Quell, im bethauten
Gefilde
Zwischen den fluthenden Weizensaaten. Es findet
ihn einsam
Wallend die heilige Nacht. Arkturus sinken und
Gemma;
Hyas steigen und Plejas; es steigt die neblichte
Mira.
Aber er wandelt fort in seiner schweigenden
Trauer,
Kreuzet die Arm', und senket den Blick — O Sohn
des Gesanges,
Welche Dämmerung hüllt des Dichters selige
Seele?

Der Dichter.
Selig nanntest du mich? Seit wann, o Tochter
Sulvias,
Blühet Seligkeit diesseit der Sterne? Die Thräne
des Grames —
Hat sie nicht oft mir den Blitz der Augen gelöschet,
nicht öfter
Die erblassende Wange gebadet? Sonne der
Freude,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0300" n="256"/>
              <l>Im vertraulichen Schatten, in duftenden Gärten,</l><lb/>
              <l>auf Hayden,</l><lb/>
              <l>Graugelockt, am schwatzenden Quell, im bethauten</l><lb/>
              <l>Gefilde</l><lb/>
              <l>Zwischen den fluthenden Weizensaaten. Es findet</l><lb/>
              <l>ihn einsam</l><lb/>
              <l>Wallend die heilige Nacht. Arkturus sinken und</l><lb/>
              <l>Gemma;</l><lb/>
              <l>Hyas steigen und Plejas; es steigt die neblichte</l><lb/>
              <l>Mira.</l><lb/>
              <l>Aber er wandelt fort in seiner schweigenden</l><lb/>
              <l>Trauer,</l><lb/>
              <l>Kreuzet die Arm', und senket den Blick &#x2014; O Sohn</l><lb/>
              <l>des Gesanges,</l><lb/>
              <l>Welche Dämmerung hüllt des Dichters selige</l><lb/>
              <l>Seele?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <head><hi rendition="#g">Der Dichter</hi>.</head><lb/>
              <l>Selig nanntest du mich? Seit wann, o Tochter</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Sulvias</hi>,</l><lb/>
              <l>Blühet Seligkeit diesseit der Sterne? Die Thräne</l><lb/>
              <l>des Grames &#x2014;</l><lb/>
              <l>Hat sie nicht oft mir den Blitz der Augen gelöschet,</l><lb/>
              <l>nicht öfter</l><lb/>
              <l>Die erblassende Wange gebadet? Sonne der</l><lb/>
              <l>Freude,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0300] Im vertraulichen Schatten, in duftenden Gärten, auf Hayden, Graugelockt, am schwatzenden Quell, im bethauten Gefilde Zwischen den fluthenden Weizensaaten. Es findet ihn einsam Wallend die heilige Nacht. Arkturus sinken und Gemma; Hyas steigen und Plejas; es steigt die neblichte Mira. Aber er wandelt fort in seiner schweigenden Trauer, Kreuzet die Arm', und senket den Blick — O Sohn des Gesanges, Welche Dämmerung hüllt des Dichters selige Seele? Der Dichter. Selig nanntest du mich? Seit wann, o Tochter Sulvias, Blühet Seligkeit diesseit der Sterne? Die Thräne des Grames — Hat sie nicht oft mir den Blitz der Augen gelöschet, nicht öfter Die erblassende Wange gebadet? Sonne der Freude,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/300
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/300>, abgerufen am 20.05.2024.