Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Hundert Tage sind entwichen, Hundert Nächte hingeschlichen, Seit ich, Edle, dich nicht sah; Endlich, endlich sind sie schwunden, Und der wonnereichsten Stunden Wonnigste ist endlich da. Endlich, endlich, o du Meine, Meine Süsse, meine Reine, Werd' ich, ach! dich wiedersehn. Liebend wird dein Wink mich grüssen, Zärtlich mich dein Arm umschliessen, Würzig mich dein Hauch umwehn. Wie das schmachtende Verlangen, Edle Jungfrau, deine Wangen Mit des Frühroths Tinten mahlt! Wie der Augen reine Bläue, Spiegel deiner Güt' und Treue, Durch den Thau der Rührung strahlt! Reiche mir den Wonnebecher Deiner Lippen, lass den Lecher Schlürfen süssen Labetrank! An des Busens reiner Fülle Lass den Schwärmer sanft und stille Schlummern nach dem langen Drang! Hundert Tage sind entwichen, Hundert Nächte hingeschlichen, Seit ich, Edle, dich nicht sah; Endlich, endlich sind sie schwunden, Und der wonnereichsten Stunden Wonnigste ist endlich da. Endlich, endlich, o du Meine, Meine Süſse, meine Reine, Werd' ich, ach! dich wiedersehn. Liebend wird dein Wink mich grüſsen, Zärtlich mich dein Arm umschlieſsen, Würzig mich dein Hauch umwehn. Wie das schmachtende Verlangen, Edle Jungfrau, deine Wangen Mit des Frühroths Tinten mahlt! Wie der Augen reine Bläue, Spiegel deiner Güt' und Treue, Durch den Thau der Rührung strahlt! Reiche mir den Wonnebecher Deiner Lippen, laſs den Lecher Schlürfen süſsen Labetrank! An des Busens reiner Fülle Laſs den Schwärmer sanft und stille Schlummern nach dem langen Drang! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0370" n="324"/> <lg n="3"> <l>Hundert Tage sind entwichen,</l><lb/> <l>Hundert Nächte hingeschlichen,</l><lb/> <l>Seit ich, Edle, dich nicht sah;</l><lb/> <l>Endlich, endlich sind sie schwunden,</l><lb/> <l>Und der wonnereichsten Stunden</l><lb/> <l>Wonnigste ist endlich da.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Endlich, endlich, o du Meine,</l><lb/> <l>Meine Süſse, meine Reine,</l><lb/> <l>Werd' ich, ach! dich wiedersehn.</l><lb/> <l>Liebend wird dein Wink mich grüſsen,</l><lb/> <l>Zärtlich mich dein Arm umschlieſsen,</l><lb/> <l>Würzig mich dein Hauch umwehn.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wie das schmachtende Verlangen,</l><lb/> <l>Edle Jungfrau, deine Wangen</l><lb/> <l>Mit des Frühroths Tinten mahlt!</l><lb/> <l>Wie der Augen reine Bläue,</l><lb/> <l>Spiegel deiner Güt' und Treue,</l><lb/> <l>Durch den Thau der Rührung strahlt!</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Reiche mir den Wonnebecher</l><lb/> <l>Deiner Lippen, laſs den Lecher</l><lb/> <l>Schlürfen süſsen Labetrank!</l><lb/> <l>An des Busens reiner Fülle</l><lb/> <l>Laſs den Schwärmer sanft und stille</l><lb/> <l>Schlummern nach dem langen Drang!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [324/0370]
Hundert Tage sind entwichen,
Hundert Nächte hingeschlichen,
Seit ich, Edle, dich nicht sah;
Endlich, endlich sind sie schwunden,
Und der wonnereichsten Stunden
Wonnigste ist endlich da.
Endlich, endlich, o du Meine,
Meine Süſse, meine Reine,
Werd' ich, ach! dich wiedersehn.
Liebend wird dein Wink mich grüſsen,
Zärtlich mich dein Arm umschlieſsen,
Würzig mich dein Hauch umwehn.
Wie das schmachtende Verlangen,
Edle Jungfrau, deine Wangen
Mit des Frühroths Tinten mahlt!
Wie der Augen reine Bläue,
Spiegel deiner Güt' und Treue,
Durch den Thau der Rührung strahlt!
Reiche mir den Wonnebecher
Deiner Lippen, laſs den Lecher
Schlürfen süſsen Labetrank!
An des Busens reiner Fülle
Laſs den Schwärmer sanft und stille
Schlummern nach dem langen Drang!
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