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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Sulamith.
O Salem, mein Salem, das kannst du nicht
wollen.
O wehe! zum Abgrund mich stossen zu wollen!
Wie könnte mein Salem sein theures Versprechen,
Den Eid der Verlobung, der Liebenden brechen!
Salem.
Wer hat dir gelobet? Wer hat dich geliebet,
Verworfne, die stündlich mich bitter betrübet!
Ich liebe die Reinen, ich segne die Frommen;
Doch Bosheit darf nie vor mein Angesicht kom-
men.
Sulamith.
Ists möglich! . . . mein Salem . . . ach, kannst
du ergrimmen? . . .
Wie beb' ich, wie zittr' ich der zürnenden Stim-
men!
Sieh her, mein Geliebter! mein Kleid ist ge-
waschen;
Rein ward es im Thau der Versöhnung gewa-
schen.
Wess heiliges Blut hat die Liebe gefluthet?
Wer hat mir Versöhnung und Frieden erblutet?
Wer gab sein Verdienst mir zu bräutlicher Seide?
Sein heiliges Leben zum Hochzeitgeschmeide?
Sulamith.
O Salem, mein Salem, das kannst du nicht
wollen.
O wehe! zum Abgrund mich stoſsen zu wollen!
Wie könnte mein Salem sein theures Versprechen,
Den Eid der Verlobung, der Liebenden brechen!
Salem.
Wer hat dir gelobet? Wer hat dich geliebet,
Verworfne, die stündlich mich bitter betrübet!
Ich liebe die Reinen, ich segne die Frommen;
Doch Bosheit darf nie vor mein Angesicht kom-
men.
Sulamith.
Ists möglich! . . . mein Salem . . . ach, kannst
du ergrimmen? . . .
Wie beb' ich, wie zittr' ich der zürnenden Stim-
men!
Sieh her, mein Geliebter! mein Kleid ist ge-
waschen;
Rein ward es im Thau der Versöhnung gewa-
schen.
Weſs heiliges Blut hat die Liebe gefluthet?
Wer hat mir Versöhnung und Frieden erblutet?
Wer gab sein Verdienst mir zu bräutlicher Seide?
Sein heiliges Leben zum Hochzeitgeschmeide?
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[350/0396] Sulamith. O Salem, mein Salem, das kannst du nicht wollen. O wehe! zum Abgrund mich stoſsen zu wollen! Wie könnte mein Salem sein theures Versprechen, Den Eid der Verlobung, der Liebenden brechen! Salem. Wer hat dir gelobet? Wer hat dich geliebet, Verworfne, die stündlich mich bitter betrübet! Ich liebe die Reinen, ich segne die Frommen; Doch Bosheit darf nie vor mein Angesicht kom- men. Sulamith. Ists möglich! . . . mein Salem . . . ach, kannst du ergrimmen? . . . Wie beb' ich, wie zittr' ich der zürnenden Stim- men! Sieh her, mein Geliebter! mein Kleid ist ge- waschen; Rein ward es im Thau der Versöhnung gewa- schen. Weſs heiliges Blut hat die Liebe gefluthet? Wer hat mir Versöhnung und Frieden erblutet? Wer gab sein Verdienst mir zu bräutlicher Seide? Sein heiliges Leben zum Hochzeitgeschmeide?

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/396>, abgerufen am 20.05.2024.