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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Dann sollst du von Antlitz zu Antlitz mich
schauen;
Dann will ich mich ganz dir und ewig vertrauen;
Dann will ich dich kleiden in bräutliche Seide,
Dich schmücken mit festlichem Hochzeitgeschmeide.
Dann soll die Myrte des Bundes dich kränzen,
Der Ring der Verlobung am Finger dir glänzen;
Dann will ich den Kuss der Verlobung dir küssen,
Und Braut und Vermählte und Gattin dich grüssen.
Sulamith.
Ach Retter, ach eil' und entreiss mich dem Harme
Der langen Verbannung mit mächtigem Arme.
Mich lüstet, dein seliges Antlitz zu schauen,
Und ganz mich und ewig dir anzuvertrauen.
Ach eil' und entreiss mich dem nichtigen Tande!
Mich lasten, mich pressen die ängstenden Bande.
Mich dürstet, mich inniger an dich zu schmiegen,
Und wonneberauscht dir am Busen zu liegen.
Ich liebe dich ewig, ich will dich nicht lassen,
Will täglich und stündlich dich dichter umfassen.
Ach, eil' und entreiss mich dem schmachtenden Harme,
Und nimm mich in deine heissharrenden Arme.

Dann sollst du von Antlitz zu Antlitz mich
schauen;
Dann will ich mich ganz dir und ewig vertrauen;
Dann will ich dich kleiden in bräutliche Seide,
Dich schmücken mit festlichem Hochzeitgeschmeide.
Dann soll die Myrte des Bundes dich kränzen,
Der Ring der Verlobung am Finger dir glänzen;
Dann will ich den Kuſs der Verlobung dir küssen,
Und Braut und Vermählte und Gattin dich grüſsen.
Sulamith.
Ach Retter, ach eil' und entreiſs mich dem Harme
Der langen Verbannung mit mächtigem Arme.
Mich lüstet, dein seliges Antlitz zu schauen,
Und ganz mich und ewig dir anzuvertrauen.
Ach eil' und entreiſs mich dem nichtigen Tande!
Mich lasten, mich pressen die ängstenden Bande.
Mich dürstet, mich inniger an dich zu schmiegen,
Und wonneberauscht dir am Busen zu liegen.
Ich liebe dich ewig, ich will dich nicht lassen,
Will täglich und stündlich dich dichter umfassen.
Ach, eil' und entreiſs mich dem schmachtenden Harme,
Und nimm mich in deine heiſsharrenden Arme.

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[352/0398] Dann sollst du von Antlitz zu Antlitz mich schauen; Dann will ich mich ganz dir und ewig vertrauen; Dann will ich dich kleiden in bräutliche Seide, Dich schmücken mit festlichem Hochzeitgeschmeide. Dann soll die Myrte des Bundes dich kränzen, Der Ring der Verlobung am Finger dir glänzen; Dann will ich den Kuſs der Verlobung dir küssen, Und Braut und Vermählte und Gattin dich grüſsen. Sulamith. Ach Retter, ach eil' und entreiſs mich dem Harme Der langen Verbannung mit mächtigem Arme. Mich lüstet, dein seliges Antlitz zu schauen, Und ganz mich und ewig dir anzuvertrauen. Ach eil' und entreiſs mich dem nichtigen Tande! Mich lasten, mich pressen die ängstenden Bande. Mich dürstet, mich inniger an dich zu schmiegen, Und wonneberauscht dir am Busen zu liegen. Ich liebe dich ewig, ich will dich nicht lassen, Will täglich und stündlich dich dichter umfassen. Ach, eil' und entreiſs mich dem schmachtenden Harme, Und nimm mich in deine heiſsharrenden Arme.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/398>, abgerufen am 20.05.2024.