Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Du hoher Rugard, dessen sündfluth-alten Rücken Ich täglich fantasieenvoll bestieg, Leb' wohl, und miss das Land und Meer mit fer- nen Blicken, Und klage, dass dein Dichter schwieg. Ihr Guten, welche mir der Schwatzsucht Lug- geträtsche Der Rachsucht Ingrimm nicht entriss; Lebt wohl und trotzt, wie ich, des Neidharts Zähn- gefletsche, Und der Verläumdung Vipernbiss. Du endlich -- Harfe, bebe nicht so stark! -- du Eine, Um die so kämpfender Gefühle voll Mein Busen überschwillt -- du Einzige, du Meine, Leb' ewig, schöne Seele, wohl! Du hoher Rugard, dessen sündfluth-alten Rücken Ich täglich fantasieenvoll bestieg, Leb' wohl, und miſs das Land und Meer mit fer- nen Blicken, Und klage, daſs dein Dichter schwieg. Ihr Guten, welche mir der Schwatzsucht Lug- geträtsche Der Rachsucht Ingrimm nicht entriſs; Lebt wohl und trotzt, wie ich, des Neidharts Zähn- gefletsche, Und der Verläumdung Vipernbiſs. Du endlich — Harfe, bebe nicht so stark! — du Eine, Um die so kämpfender Gefühle voll Mein Busen überschwillt — du Einzige, du Meine, Leb' ewig, schöne Seele, wohl! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0410" n="364"/> <lg n="13"> <l>Du hoher Rugard, dessen sündfluth-alten Rücken</l><lb/> <l>Ich täglich fantasieenvoll bestieg,</l><lb/> <l>Leb' wohl, und miſs das Land und Meer mit fer-</l><lb/> <l>nen Blicken,</l><lb/> <l>Und klage, daſs dein Dichter schwieg.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Ihr Guten, welche mir der Schwatzsucht Lug-</l><lb/> <l>geträtsche</l><lb/> <l>Der Rachsucht Ingrimm nicht entriſs;</l><lb/> <l>Lebt wohl und trotzt, wie ich, des Neidharts Zähn-</l><lb/> <l>gefletsche,</l><lb/> <l>Und der Verläumdung Vipernbiſs.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Du endlich — Harfe, bebe nicht so stark! —</l><lb/> <l>du Eine,</l><lb/> <l>Um die so kämpfender Gefühle voll</l><lb/> <l>Mein Busen überschwillt — du Einzige, du Meine,</l><lb/> <l>Leb' ewig, schöne Seele, wohl!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [364/0410]
Du hoher Rugard, dessen sündfluth-alten Rücken
Ich täglich fantasieenvoll bestieg,
Leb' wohl, und miſs das Land und Meer mit fer-
nen Blicken,
Und klage, daſs dein Dichter schwieg.
Ihr Guten, welche mir der Schwatzsucht Lug-
geträtsche
Der Rachsucht Ingrimm nicht entriſs;
Lebt wohl und trotzt, wie ich, des Neidharts Zähn-
gefletsche,
Und der Verläumdung Vipernbiſs.
Du endlich — Harfe, bebe nicht so stark! —
du Eine,
Um die so kämpfender Gefühle voll
Mein Busen überschwillt — du Einzige, du Meine,
Leb' ewig, schöne Seele, wohl!
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