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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Welcher dein Angesicht deckt, den Zipfel, den
äussersten, lüpfe;
Dass ich schaue den Reiz, in welchen entbrannt,
die Heroen
Jeglicher Zeit und jeglichen Volks, in Gefahren
und Tode
Freudig sich stürzten, und gross und berühmt und
unsterblich sich starben,
Weil sie starben für dich. Ich sehe die Himmlische.
Dämmern
Seh' ich die Formen der Göttergestalt im fliessenden
Zwielicht.
Schauer ergreifen das Herz, und heilige Schrecken
den Kühnen.

Tugend, Tugend, der Gottheit Schoosskind,
Schutzgeist der Menschheit,
Tugend, wie bist du schön! Vor allen Töchtern
des Himmels
Schön und lieb und geschmückt mit herzbesiegenden
Reizen!
Wie so edel die Stirne gewölbt! Das gebietende
Auge
Flammen schleudernd! Die Wangen geröthet von
Thatenbegierde!
Lilienweiss dein Gewand, geschürzt mit dem Gürtel
Aurorens.

Welcher dein Angesicht deckt, den Zipfel, den
äuſsersten, lüpfe;
Daſs ich schaue den Reiz, in welchen entbrannt,
die Heroen
Jeglicher Zeit und jeglichen Volks, in Gefahren
und Tode
Freudig sich stürzten, und groſs und berühmt und
unsterblich sich starben,
Weil sie starben für dich. Ich sehe die Himmlische.
Dämmern
Seh' ich die Formen der Göttergestalt im flieſsenden
Zwielicht.
Schauer ergreifen das Herz, und heilige Schrecken
den Kühnen.

Tugend, Tugend, der Gottheit Schooſskind,
Schutzgeist der Menschheit,
Tugend, wie bist du schön! Vor allen Töchtern
des Himmels
Schön und lieb und geschmückt mit herzbesiegenden
Reizen!
Wie so edel die Stirne gewölbt! Das gebietende
Auge
Flammen schleudernd! Die Wangen geröthet von
Thatenbegierde!
Lilienweiſs dein Gewand, geschürzt mit dem Gürtel
Aurorens.
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[14/0054] Welcher dein Angesicht deckt, den Zipfel, den äuſsersten, lüpfe; Daſs ich schaue den Reiz, in welchen entbrannt, die Heroen Jeglicher Zeit und jeglichen Volks, in Gefahren und Tode Freudig sich stürzten, und groſs und berühmt und unsterblich sich starben, Weil sie starben für dich. Ich sehe die Himmlische. Dämmern Seh' ich die Formen der Göttergestalt im flieſsenden Zwielicht. Schauer ergreifen das Herz, und heilige Schrecken den Kühnen. Tugend, Tugend, der Gottheit Schooſskind, Schutzgeist der Menschheit, Tugend, wie bist du schön! Vor allen Töchtern des Himmels Schön und lieb und geschmückt mit herzbesiegenden Reizen! Wie so edel die Stirne gewölbt! Das gebietende Auge Flammen schleudernd! Die Wangen geröthet von Thatenbegierde! Lilienweiſs dein Gewand, geschürzt mit dem Gürtel Aurorens.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/54>, abgerufen am 12.05.2024.