Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Opferst grossmuthvoll dein Letztes Bestes dem Auf von der Erde, hindurch die Luft, weit über die Sterne Wehet der Duft, erschallt der Ruf der Thaten der Tugend. Melde, mein Lied, damit dich der Spötter des Dünkels nicht zeihe, Melde, was Tugend ist, damit du spottest des Dünkels. Hemme den Flug ein wenig, Begeisterung! Lass uns die Schwester, Lass uns, was Tugend sey, die kühlere Denkerin fragen! -- Nannten die Weisen dich nicht das Leben des Geistes, sein wahres Unabhängiges Seyn, des Gemüthes kostenden Gau- men, Sein leishörendes Ohr, sein sorgsam prüfendes Auge, Seinen sicheren Schritt auf graden Pfaden des Rechtes, Seine Monarchengewalt, zu steuern den lüsternen Sinnen, Opferst groſsmuthvoll dein Letztes Bestes dem Auf von der Erde, hindurch die Luft, weit über die Sterne Wehet der Duft, erschallt der Ruf der Thaten der Tugend. Melde, mein Lied, damit dich der Spötter des Dünkels nicht zeihe, Melde, was Tugend ist, damit du spottest des Dünkels. Hemme den Flug ein wenig, Begeisterung! Laſs uns die Schwester, Laſs uns, was Tugend sey, die kühlere Denkerin fragen! — Nannten die Weisen dich nicht das Leben des Geistes, sein wahres Unabhängiges Seyn, des Gemüthes kostenden Gau- men, Sein leishörendes Ohr, sein sorgsam prüfendes Auge, Seinen sicheren Schritt auf graden Pfaden des Rechtes, Seine Monarchengewalt, zu steuern den lüsternen Sinnen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <pb facs="#f0056" n="16"/> <l>Opferst groſsmuthvoll dein Letztes Bestes dem</l><lb/> <l>Schicksal.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Auf von der Erde, hindurch die Luft, weit</l><lb/> <l>über die Sterne</l><lb/> <l>Wehet der Duft, erschallt der Ruf der Thaten der</l><lb/> <l>Tugend.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Melde, mein Lied, damit dich der Spötter des</l><lb/> <l>Dünkels nicht zeihe,</l><lb/> <l>Melde, was Tugend ist, damit du spottest des</l><lb/> <l>Dünkels.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Hemme den Flug ein wenig, Begeisterung! Laſs</l><lb/> <l>uns die Schwester,</l><lb/> <l>Laſs uns, was Tugend sey, die kühlere Denkerin</l><lb/> <l>fragen! —</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Nannten die Weisen dich nicht das Leben des</l><lb/> <l>Geistes, sein wahres</l><lb/> <l>Unabhängiges Seyn, des Gemüthes kostenden Gau-</l><lb/> <l>men,</l><lb/> <l>Sein leishörendes Ohr, sein sorgsam prüfendes</l><lb/> <l>Auge,</l><lb/> <l>Seinen sicheren Schritt auf graden Pfaden des</l><lb/> <l>Rechtes,</l><lb/> <l>Seine Monarchengewalt, zu steuern den lüsternen</l><lb/> <l>Sinnen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0056]
Opferst groſsmuthvoll dein Letztes Bestes dem
Schicksal.
Auf von der Erde, hindurch die Luft, weit
über die Sterne
Wehet der Duft, erschallt der Ruf der Thaten der
Tugend.
Melde, mein Lied, damit dich der Spötter des
Dünkels nicht zeihe,
Melde, was Tugend ist, damit du spottest des
Dünkels.
Hemme den Flug ein wenig, Begeisterung! Laſs
uns die Schwester,
Laſs uns, was Tugend sey, die kühlere Denkerin
fragen! —
Nannten die Weisen dich nicht das Leben des
Geistes, sein wahres
Unabhängiges Seyn, des Gemüthes kostenden Gau-
men,
Sein leishörendes Ohr, sein sorgsam prüfendes
Auge,
Seinen sicheren Schritt auf graden Pfaden des
Rechtes,
Seine Monarchengewalt, zu steuern den lüsternen
Sinnen,
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