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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Oft hören wir in lautem Donner dich,
In sanftem Lispeln oft, um Mitternacht,
Wann sinkt des Abends und der Frühe Thau.

Der Herbst erscheint. Nun öffnet mildiglich
Sich deine Hand und spendet Segen aus.
All Auge harret dein. All Leben speist
Und sättigt sich an deinem reichen Tisch.
Im Winter, Ewger, wie so feyerlich,
Wie furchtbar ist dein Kommen! Sturmesnacht
Und Wolkendunkel hüllen deinen Thron.
Auf Wetter rasselt Wetter. Hagel rauscht
Vor Wirbelwinden her. Gewaltig fährst
Du auf der Winde Wagen. Bange knieet
Die Welt, und schaut dir stumm und schweigend nach.
Geheimnissvoller Reigen, welche Kraft
Hat dich geschürzet? Welche Meisterhand
Hat dich mit so viel Kunst und Lieblichkeit,
Hat mit so sanften Übergängen dich
Verschmolzen in einander? Alles stimmt
Zu Einem grossen Ganzen. Alles reisst
Den Geist mit sich in schnellem Fluge fort.
Zwar wandelt oft, des Feldes Thieren gleich,
Der Mensch gedankenlos die Wunder durch,
Vernimmt sie nicht, verkennt die Meisterhand,

Oft hören wir in lautem Donner dich,
In sanftem Lispeln oft, um Mitternacht,
Wann sinkt des Abends und der Frühe Thau.

Der Herbst erscheint. Nun öffnet mildiglich
Sich deine Hand und spendet Segen aus.
All Auge harret dein. All Leben speist
Und sättigt sich an deinem reichen Tisch.
Im Winter, Ewger, wie so feyerlich,
Wie furchtbar ist dein Kommen! Sturmesnacht
Und Wolkendunkel hüllen deinen Thron.
Auf Wetter rasselt Wetter. Hagel rauscht
Vor Wirbelwinden her. Gewaltig fährst
Du auf der Winde Wagen. Bange knieet
Die Welt, und schaut dir stumm und schweigend nach.
Geheimniſsvoller Reigen, welche Kraft
Hat dich geschürzet? Welche Meisterhand
Hat dich mit so viel Kunst und Lieblichkeit,
Hat mit so sanften Übergängen dich
Verschmolzen in einander? Alles stimmt
Zu Einem groſsen Ganzen. Alles reiſst
Den Geist mit sich in schnellem Fluge fort.
Zwar wandelt oft, des Feldes Thieren gleich,
Der Mensch gedankenlos die Wunder durch,
Vernimmt sie nicht, verkennt die Meisterhand,
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[45/0085] Oft hören wir in lautem Donner dich, In sanftem Lispeln oft, um Mitternacht, Wann sinkt des Abends und der Frühe Thau. Der Herbst erscheint. Nun öffnet mildiglich Sich deine Hand und spendet Segen aus. All Auge harret dein. All Leben speist Und sättigt sich an deinem reichen Tisch. Im Winter, Ewger, wie so feyerlich, Wie furchtbar ist dein Kommen! Sturmesnacht Und Wolkendunkel hüllen deinen Thron. Auf Wetter rasselt Wetter. Hagel rauscht Vor Wirbelwinden her. Gewaltig fährst Du auf der Winde Wagen. Bange knieet Die Welt, und schaut dir stumm und schweigend nach. Geheimniſsvoller Reigen, welche Kraft Hat dich geschürzet? Welche Meisterhand Hat dich mit so viel Kunst und Lieblichkeit, Hat mit so sanften Übergängen dich Verschmolzen in einander? Alles stimmt Zu Einem groſsen Ganzen. Alles reiſst Den Geist mit sich in schnellem Fluge fort. Zwar wandelt oft, des Feldes Thieren gleich, Der Mensch gedankenlos die Wunder durch, Vernimmt sie nicht, verkennt die Meisterhand,

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/85>, abgerufen am 12.05.2024.