Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Deinem Aug' entsprühn sterbliche Schimmer
nicht mehr.
Mehr denn Röthe des Aufgangs bestrahlt dir die
leuchtende Wange;
Mehr denn Westgeweh ringelt dein rollen-
des Haar --
Rosa, wo schwebest du hin? Durch welche strah-
lende Zonen
Trägt dich dein Sonnenflug, leuchtender
Seraf, empor?
Willst du baden im Strome des Lebens? des himm-
lischen Lichtes
Urquell trinken? des Borns, welcher Vol-
lendete tränkt?
Willst du suchen den Hayn voll silberrieselnder
Quellen,
Wo ins Quellengeräusch jubelt der Seligen
Chor?
Willst du mengen dein jubelndes Lied in die Chöre
der Feyrer,
Dass, wie ihnen, auch dir, Fülle der Se-
ligkeit ward?
Fahre wohl, Geliebte! Nun sind der Endlichkeit
Fluthen
Alle verflossen. Verrollt ist der Vergäng-
lichkeit Bach.
Alle Zeit ist verschlungen, und alles Ende ge-
endet.

Deinem Aug' entsprühn sterbliche Schimmer
nicht mehr.
Mehr denn Röthe des Aufgangs bestrahlt dir die
leuchtende Wange;
Mehr denn Westgeweh ringelt dein rollen-
des Haar —
Rosa, wo schwebest du hin? Durch welche strah-
lende Zonen
Trägt dich dein Sonnenflug, leuchtender
Seraf, empor?
Willst du baden im Strome des Lebens? des himm-
lischen Lichtes
Urquell trinken? des Borns, welcher Vol-
lendete tränkt?
Willst du suchen den Hayn voll silberrieselnder
Quellen,
Wo ins Quellengeräusch jubelt der Seligen
Chor?
Willst du mengen dein jubelndes Lied in die Chöre
der Feyrer,
Dass, wie ihnen, auch dir, Fülle der Se-
ligkeit ward?
Fahre wohl, Geliebte! Nun sind der Endlichkeit
Fluthen
Alle verflossen. Verrollt ist der Vergäng-
lichkeit Bach.
Alle Zeit ist verschlungen, und alles Ende ge-
endet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0116" n="100"/>
            </l>
            <lg n="10">
              <l>Deinem Aug' entsprühn sterbliche Schimmer</l><lb/>
              <l>nicht mehr.</l><lb/>
              <l>Mehr denn Röthe des Aufgangs bestrahlt dir die</l><lb/>
              <l>leuchtende Wange;</l><lb/>
              <l>Mehr denn Westgeweh ringelt dein rollen-</l><lb/>
              <l>des Haar &#x2014;</l><lb/>
              <l>Rosa, wo schwebest du hin? Durch welche strah-</l><lb/>
              <l>lende Zonen</l><lb/>
              <l>Trägt dich dein Sonnenflug, leuchtender</l><lb/>
              <l>Seraf, empor?</l><lb/>
              <l>Willst du baden im Strome des Lebens? des himm-</l><lb/>
              <l>lischen Lichtes</l><lb/>
              <l>Urquell trinken? des Borns, welcher Vol-</l><lb/>
              <l>lendete tränkt?</l><lb/>
              <l>Willst du suchen den Hayn voll silberrieselnder</l><lb/>
              <l>Quellen,</l><lb/>
              <l>Wo ins Quellengeräusch jubelt der Seligen</l><lb/>
              <l>Chor?</l><lb/>
              <l>Willst du mengen dein jubelndes Lied in die Chöre</l><lb/>
              <l>der Feyrer,</l><lb/>
              <l>Dass, wie ihnen, auch dir, Fülle der Se-</l><lb/>
              <l>ligkeit ward?</l><lb/>
              <l>Fahre wohl, Geliebte! Nun sind der Endlichkeit</l><lb/>
              <l>Fluthen</l><lb/>
              <l>Alle verflossen. Verrollt ist der Vergäng-</l><lb/>
              <l>lichkeit Bach.</l><lb/>
              <l>Alle Zeit ist verschlungen, und alles Ende ge-</l><lb/>
              <l>endet.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0116] Deinem Aug' entsprühn sterbliche Schimmer nicht mehr. Mehr denn Röthe des Aufgangs bestrahlt dir die leuchtende Wange; Mehr denn Westgeweh ringelt dein rollen- des Haar — Rosa, wo schwebest du hin? Durch welche strah- lende Zonen Trägt dich dein Sonnenflug, leuchtender Seraf, empor? Willst du baden im Strome des Lebens? des himm- lischen Lichtes Urquell trinken? des Borns, welcher Vol- lendete tränkt? Willst du suchen den Hayn voll silberrieselnder Quellen, Wo ins Quellengeräusch jubelt der Seligen Chor? Willst du mengen dein jubelndes Lied in die Chöre der Feyrer, Dass, wie ihnen, auch dir, Fülle der Se- ligkeit ward? Fahre wohl, Geliebte! Nun sind der Endlichkeit Fluthen Alle verflossen. Verrollt ist der Vergäng- lichkeit Bach. Alle Zeit ist verschlungen, und alles Ende ge- endet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/116
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/116>, abgerufen am 23.11.2024.