Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Ach verloren, Elwill, ach verlassen
Hast du mich in diesen Wüsteneyn.
Auf der Welt getümmelvollen Strassen
Wandl' ich künftig einsam und allein.
Leichenfeyer dünkt mich ihr Gepränge.
Ihre Blüthe haucht mir Gräbergraus,
Und des Lebens fürchterliche Länge
Dehnt sich mir zu Ewigkeiten aus.
Elwill, Elwill, wo sind nun die Stunden,
Die ich dir am Busen selig lag?
Wie ein Morgentraum sind sie verschwunden,
Sind verrieselt, wie ein Regenbach.
Elwill, Elwill, wo sind nun die Wonnen,
Die ich mir in deinem Arm verhiess?
Früh verflattert sind sie, schnell verronnen,
Wie ein Dunstbild, das der Sturm zerriss.
All getäuscht ist nun mein irdisch Hoffen.
Meine Saaten sind im Keim erstickt.
Meine Blüthen sind vom Hagelschlag getroffen;
Meine Halme hat der Nord geknickt.
Wie die Rebe, die der Ulm umranket,
Wenn der Blitz den hohen Ulm zerbrach,
Stützelos mit ihm zu Boden schwanket,
Schwank' ich dir, du Frühgefallner, nach.

Ach verloren, Elwill, ach verlassen
Hast du mich in diesen Wüsteneyn.
Auf der Welt getümmelvollen Strassen
Wandl' ich künftig einsam und allein.
Leichenfeyer dünkt mich ihr Gepränge.
Ihre Blüthe haucht mir Gräbergraus,
Und des Lebens fürchterliche Länge
Dehnt sich mir zu Ewigkeiten aus.
Elwill, Elwill, wo sind nun die Stunden,
Die ich dir am Busen selig lag?
Wie ein Morgentraum sind sie verschwunden,
Sind verrieselt, wie ein Regenbach.
Elwill, Elwill, wo sind nun die Wonnen,
Die ich mir in deinem Arm verhiess?
Früh verflattert sind sie, schnell verronnen,
Wie ein Dunstbild, das der Sturm zerriss.
All getäuscht ist nun mein irdisch Hoffen.
Meine Saaten sind im Keim erstickt.
Meine Blüthen sind vom Hagelschlag getroffen;
Meine Halme hat der Nord geknickt.
Wie die Rebe, die der Ulm umranket,
Wenn der Blitz den hohen Ulm zerbrach,
Stützelos mit ihm zu Boden schwanket,
Schwank' ich dir, du Frühgefallner, nach.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0130" n="114"/>
            </l>
            <lg n="2">
              <l>Ach verloren, Elwill, ach verlassen</l><lb/>
              <l>Hast du mich in diesen Wüsteneyn.</l><lb/>
              <l>Auf der Welt getümmelvollen Strassen</l><lb/>
              <l>Wandl' ich künftig einsam und allein.</l><lb/>
              <l>Leichenfeyer dünkt mich ihr Gepränge.</l><lb/>
              <l>Ihre Blüthe haucht mir Gräbergraus,</l><lb/>
              <l>Und des Lebens fürchterliche Länge</l><lb/>
              <l>Dehnt sich mir zu Ewigkeiten aus.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Elwill, Elwill, wo sind nun die Stunden,</l><lb/>
              <l>Die ich dir am Busen selig lag?</l><lb/>
              <l>Wie ein Morgentraum sind sie verschwunden,</l><lb/>
              <l>Sind verrieselt, wie ein Regenbach.</l><lb/>
              <l>Elwill, Elwill, wo sind nun die Wonnen,</l><lb/>
              <l>Die ich mir in deinem Arm verhiess?</l><lb/>
              <l>Früh verflattert sind sie, schnell verronnen,</l><lb/>
              <l>Wie ein Dunstbild, das der Sturm zerriss.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>All getäuscht ist nun mein irdisch Hoffen.</l><lb/>
              <l>Meine Saaten sind im Keim erstickt.</l><lb/>
              <l>Meine Blüthen sind vom Hagelschlag getroffen;</l><lb/>
              <l>Meine Halme hat der Nord geknickt.</l><lb/>
              <l>Wie die Rebe, die der Ulm umranket,</l><lb/>
              <l>Wenn der Blitz den hohen Ulm zerbrach,</l><lb/>
              <l>Stützelos mit ihm zu Boden schwanket,</l><lb/>
              <l>Schwank' ich dir, du Frühgefallner, nach.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0130] Ach verloren, Elwill, ach verlassen Hast du mich in diesen Wüsteneyn. Auf der Welt getümmelvollen Strassen Wandl' ich künftig einsam und allein. Leichenfeyer dünkt mich ihr Gepränge. Ihre Blüthe haucht mir Gräbergraus, Und des Lebens fürchterliche Länge Dehnt sich mir zu Ewigkeiten aus. Elwill, Elwill, wo sind nun die Stunden, Die ich dir am Busen selig lag? Wie ein Morgentraum sind sie verschwunden, Sind verrieselt, wie ein Regenbach. Elwill, Elwill, wo sind nun die Wonnen, Die ich mir in deinem Arm verhiess? Früh verflattert sind sie, schnell verronnen, Wie ein Dunstbild, das der Sturm zerriss. All getäuscht ist nun mein irdisch Hoffen. Meine Saaten sind im Keim erstickt. Meine Blüthen sind vom Hagelschlag getroffen; Meine Halme hat der Nord geknickt. Wie die Rebe, die der Ulm umranket, Wenn der Blitz den hohen Ulm zerbrach, Stützelos mit ihm zu Boden schwanket, Schwank' ich dir, du Frühgefallner, nach.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/130
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/130>, abgerufen am 23.11.2024.