Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Warum macht uns dein Erscheinen, Tod, so angst und bang? Säumst du doch dem Frommen Reinen, Retter, nur zu lang! Heil und Preis dem Abgesandten, Der den schmachtenden Verbannten Ruft aus seines Tomi Strand Heim ins süsse Vaterland. Warum ängstigt uns dein Dunkel, Ewigkeit, so sehr! Schönrer Welten Sterngefunkel Glänzt durch dich daher! Bürgt der Mond nicht für die Sonne? Kränzt nicht Wehmuth sich mit Wonne? Deutet Ahnen nicht auf Schaun, Nicht auf Geister unser Graun? Selig, die im Herrn entschliefen! Selig, Fanny, sie! Die die Engel dir entriefen, Schau, sie führten sie Aus den Nebeln in die Klarheit, Aus den Träumen in die Wahrheit, Durch das Zweifeln zum Vertraun, Durch das Ahnen hin zum Schaun. Warum macht uns dein Erscheinen, Tod, so angst und bang? Säumst du doch dem Frommen Reinen, Retter, nur zu lang! Heil und Preis dem Abgesandten, Der den schmachtenden Verbannten Ruft aus seines Tomi Strand Heim ins süsse Vaterland. Warum ängstigt uns dein Dunkel, Ewigkeit, so sehr! Schönrer Welten Sterngefunkel Glänzt durch dich daher! Bürgt der Mond nicht für die Sonne? Kränzt nicht Wehmuth sich mit Wonne? Deutet Ahnen nicht auf Schaun, Nicht auf Geister unser Graun? Selig, die im Herrn entschliefen! Selig, Fanny, sie! Die die Engel dir entriefen, Schau, sie führten sie Aus den Nebeln in die Klarheit, Aus den Träumen in die Wahrheit, Durch das Zweifeln zum Vertraun, Durch das Ahnen hin zum Schaun. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0146" n="130"/> </l> <lg n="5"> <l>Warum macht uns dein Erscheinen,</l><lb/> <l>Tod, so angst und bang?</l><lb/> <l>Säumst du doch dem Frommen Reinen,</l><lb/> <l>Retter, nur zu lang!</l><lb/> <l>Heil und Preis dem Abgesandten,</l><lb/> <l>Der den schmachtenden Verbannten</l><lb/> <l>Ruft aus seines <hi rendition="#g">Tomi</hi> Strand</l><lb/> <l>Heim ins süsse Vaterland.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Warum ängstigt uns dein Dunkel,</l><lb/> <l>Ewigkeit, so sehr!</l><lb/> <l>Schönrer Welten Sterngefunkel</l><lb/> <l>Glänzt durch dich daher!</l><lb/> <l>Bürgt der Mond nicht für die Sonne?</l><lb/> <l>Kränzt nicht Wehmuth sich mit Wonne?</l><lb/> <l>Deutet Ahnen nicht auf Schaun,</l><lb/> <l>Nicht auf Geister unser Graun?</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Selig, die im Herrn entschliefen!</l><lb/> <l>Selig, Fanny, sie!</l><lb/> <l>Die die Engel dir entriefen,</l><lb/> <l>Schau, sie führten sie</l><lb/> <l>Aus den Nebeln in die Klarheit,</l><lb/> <l>Aus den Träumen in die Wahrheit,</l><lb/> <l>Durch das Zweifeln zum Vertraun,</l><lb/> <l>Durch das Ahnen hin zum Schaun.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0146]
Warum macht uns dein Erscheinen,
Tod, so angst und bang?
Säumst du doch dem Frommen Reinen,
Retter, nur zu lang!
Heil und Preis dem Abgesandten,
Der den schmachtenden Verbannten
Ruft aus seines Tomi Strand
Heim ins süsse Vaterland.
Warum ängstigt uns dein Dunkel,
Ewigkeit, so sehr!
Schönrer Welten Sterngefunkel
Glänzt durch dich daher!
Bürgt der Mond nicht für die Sonne?
Kränzt nicht Wehmuth sich mit Wonne?
Deutet Ahnen nicht auf Schaun,
Nicht auf Geister unser Graun?
Selig, die im Herrn entschliefen!
Selig, Fanny, sie!
Die die Engel dir entriefen,
Schau, sie führten sie
Aus den Nebeln in die Klarheit,
Aus den Träumen in die Wahrheit,
Durch das Zweifeln zum Vertraun,
Durch das Ahnen hin zum Schaun.
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