Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Wer ists, um den das menschliche Bedauern
Auch des Empfindungslosern Auge nässt,
Um den diess stumme Weh, diess lebensmüde
Trauern
Der Überbliebnen Busen presst?
Bist du es, Edler, der in unserm Kreise
So gross und so demüthig wandelte?
So friedlich und so still, so einfach und so
weise
Und christlich dacht' und handelte?
Den alle Guten liebten, die ihn kannten?
Dem auch der Leumund keinen Makel fand?
Den unsre Dürftigen stillsegnend Vater nannten?
Der du mit immer offner Hand
Holz dem Verklommnen, dem Brodlosen Speise,
Dem nackten Bruder Kleidung spendetest,
Der unversorgten Witwe, der verlassnen Waise
Vollherzig dich erbarmetest?
Der du, wie eignen Schmerz, den Schmerz der
Schwären
Des pflegelosen Lazarus empfandst;
Dir tausend Segnungen und Myriaden Zähren
Des Dankes und der Lieb' erwandst? --

Wer ists, um den das menschliche Bedauern
Auch des Empfindungslosern Auge nässt,
Um den diess stumme Weh, diess lebensmüde
Trauern
Der Überbliebnen Busen presst?
Bist du es, Edler, der in unserm Kreise
So gross und so demüthig wandelte?
So friedlich und so still, so einfach und so
weise
Und christlich dacht' und handelte?
Den alle Guten liebten, die ihn kannten?
Dem auch der Leumund keinen Makel fand?
Den unsre Dürftigen stillsegnend Vater nannten?
Der du mit immer offner Hand
Holz dem Verklommnen, dem Brodlosen Speise,
Dem nackten Bruder Kleidung spendetest,
Der unversorgten Witwe, der verlassnen Waise
Vollherzig dich erbarmetest?
Der du, wie eignen Schmerz, den Schmerz der
Schwären
Des pflegelosen Lazarus empfandst;
Dir tausend Segnungen und Myriaden Zähren
Des Dankes und der Lieb' erwandst? —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0167" n="151"/>
            </l>
            <lg n="4">
              <l>Wer ists, um den das menschliche Bedauern</l><lb/>
              <l>Auch des Empfindungslosern Auge nässt,</l><lb/>
              <l>Um den diess stumme Weh, diess lebensmüde</l><lb/>
              <l>Trauern</l><lb/>
              <l>Der Überbliebnen Busen presst?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Bist du es, Edler, der in unserm Kreise</l><lb/>
              <l>So gross und so demüthig wandelte?</l><lb/>
              <l>So friedlich und so still, so einfach und so</l><lb/>
              <l>weise</l><lb/>
              <l>Und christlich dacht' und handelte?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Den alle Guten liebten, die ihn kannten?</l><lb/>
              <l>Dem auch der Leumund keinen Makel fand?</l><lb/>
              <l>Den unsre Dürftigen stillsegnend Vater nannten?</l><lb/>
              <l>Der du mit immer offner Hand</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Holz dem Verklommnen, dem Brodlosen Speise,</l><lb/>
              <l>Dem nackten Bruder Kleidung spendetest,</l><lb/>
              <l>Der unversorgten Witwe, der verlassnen Waise</l><lb/>
              <l>Vollherzig dich erbarmetest?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Der du, wie eignen Schmerz, den Schmerz der</l><lb/>
              <l>Schwären</l><lb/>
              <l>Des pflegelosen Lazarus empfandst;</l><lb/>
              <l>Dir tausend Segnungen und Myriaden Zähren</l><lb/>
              <l>Des Dankes und der Lieb' erwandst? &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0167] Wer ists, um den das menschliche Bedauern Auch des Empfindungslosern Auge nässt, Um den diess stumme Weh, diess lebensmüde Trauern Der Überbliebnen Busen presst? Bist du es, Edler, der in unserm Kreise So gross und so demüthig wandelte? So friedlich und so still, so einfach und so weise Und christlich dacht' und handelte? Den alle Guten liebten, die ihn kannten? Dem auch der Leumund keinen Makel fand? Den unsre Dürftigen stillsegnend Vater nannten? Der du mit immer offner Hand Holz dem Verklommnen, dem Brodlosen Speise, Dem nackten Bruder Kleidung spendetest, Der unversorgten Witwe, der verlassnen Waise Vollherzig dich erbarmetest? Der du, wie eignen Schmerz, den Schmerz der Schwären Des pflegelosen Lazarus empfandst; Dir tausend Segnungen und Myriaden Zähren Des Dankes und der Lieb' erwandst? —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/167
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/167>, abgerufen am 25.11.2024.