Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Nur dein Gewand, zerrissen und zertrümmert,
Vertrauten wir der grossen Mutter Schooss --
Ein Samenkorn, dem einst der Menschheit Blum'
entschimmert,
Unkränkbar, schmerzlos, todeslos.
Du selbst, Verklärter, schwangst mit Strahlen-
schnelle
Dich über Erdengram und Sargesnacht
Und Gräbereng' empor zu deines Edens Schwelle,
Wo dir ein mildrer Himmel lacht;
Wo eine schönre Sonne dich umlächelt,
Wo eine schönre Erde dich umglänzt,
Wo Gottes Kühlung dir die heissen Schläfe fächelt,
Und der Vollendung Kranz dich kränzt --
Wie war dir, Selger, als die neue Sonne
Dir Staunendem entgegenfunkelte?
Als dich des Paradieses namenlose Wonne
Hochwogig überfluthete?
Wie war dir, als auf deinem hellen Pfade
Dir Paul Vinzent, und Secondat,
Und Braunschweigs Leopold, und Fenelon
und Schade,
Und Atticus und Woltemad,

Nur dein Gewand, zerrissen und zertrümmert,
Vertrauten wir der grossen Mutter Schooss —
Ein Samenkorn, dem einst der Menschheit Blum'
entschimmert,
Unkränkbar, schmerzlos, todeslos.
Du selbst, Verklärter, schwangst mit Strahlen-
schnelle
Dich über Erdengram und Sargesnacht
Und Gräbereng' empor zu deines Edens Schwelle,
Wo dir ein mildrer Himmel lacht;
Wo eine schönre Sonne dich umlächelt,
Wo eine schönre Erde dich umglänzt,
Wo Gottes Kühlung dir die heissen Schläfe fächelt,
Und der Vollendung Kranz dich kränzt —
Wie war dir, Selger, als die neue Sonne
Dir Staunendem entgegenfunkelte?
Als dich des Paradieses namenlose Wonne
Hochwogig überfluthete?
Wie war dir, als auf deinem hellen Pfade
Dir Paul Vinzent, und Secondat,
Und Braunschweigs Leopold, und Fenelon
und Schade,
Und Atticus und Woltemad,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0169" n="153"/>
            </l>
            <lg n="14">
              <l>Nur dein Gewand, zerrissen und zertrümmert,</l><lb/>
              <l>Vertrauten wir der grossen Mutter Schooss &#x2014;</l><lb/>
              <l>Ein Samenkorn, dem einst der Menschheit Blum'</l><lb/>
              <l>entschimmert,</l><lb/>
              <l>Unkränkbar, schmerzlos, todeslos.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Du selbst, Verklärter, schwangst mit Strahlen-</l><lb/>
              <l>schnelle</l><lb/>
              <l>Dich über Erdengram und Sargesnacht</l><lb/>
              <l>Und Gräbereng' empor zu deines Edens Schwelle,</l><lb/>
              <l>Wo dir ein mildrer Himmel lacht;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="16">
              <l>Wo eine schönre Sonne dich umlächelt,</l><lb/>
              <l>Wo eine schönre Erde dich umglänzt,</l><lb/>
              <l>Wo Gottes Kühlung dir die heissen Schläfe fächelt,</l><lb/>
              <l>Und der Vollendung Kranz dich kränzt &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l>Wie war dir, Selger, als die neue Sonne</l><lb/>
              <l>Dir Staunendem entgegenfunkelte?</l><lb/>
              <l>Als dich des Paradieses namenlose Wonne</l><lb/>
              <l>Hochwogig überfluthete?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="18">
              <l>Wie war dir, als auf deinem hellen Pfade</l><lb/>
              <l>Dir <hi rendition="#g">Paul Vinzent</hi>, und <hi rendition="#g">Secondat</hi>,</l><lb/>
              <l>Und <hi rendition="#g">Braunschweigs Leopold</hi>, und <hi rendition="#g">Fenelon</hi></l><lb/>
              <l>und <hi rendition="#g">Schade</hi>,</l><lb/>
              <l>Und <hi rendition="#g">Atticus</hi> und <hi rendition="#g">Woltemad</hi>,</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0169] Nur dein Gewand, zerrissen und zertrümmert, Vertrauten wir der grossen Mutter Schooss — Ein Samenkorn, dem einst der Menschheit Blum' entschimmert, Unkränkbar, schmerzlos, todeslos. Du selbst, Verklärter, schwangst mit Strahlen- schnelle Dich über Erdengram und Sargesnacht Und Gräbereng' empor zu deines Edens Schwelle, Wo dir ein mildrer Himmel lacht; Wo eine schönre Sonne dich umlächelt, Wo eine schönre Erde dich umglänzt, Wo Gottes Kühlung dir die heissen Schläfe fächelt, Und der Vollendung Kranz dich kränzt — Wie war dir, Selger, als die neue Sonne Dir Staunendem entgegenfunkelte? Als dich des Paradieses namenlose Wonne Hochwogig überfluthete? Wie war dir, als auf deinem hellen Pfade Dir Paul Vinzent, und Secondat, Und Braunschweigs Leopold, und Fenelon und Schade, Und Atticus und Woltemad,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/169
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/169>, abgerufen am 25.11.2024.