Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Unbekanntes Bangen, Wonne, die mich durchschauert, Du bist nicht Erdenwonne! Hehre, die droben wandelt, Du bist nicht Erdensonne! Anders ist dieser Himmel! Anders diese Flur! Blauer und milder der Himmel! Duftender, grüner die Flur! Ambrosische Saaten durchfluthen die Felder, Unsterbliche Stimmen durchflöten die Wälder; Den Quellen entrieselt Harmonikaklang, Den Bächen entmurmelt Schlummergesang. Jedes athmende Blümchen Nickt mir leisen Gruss, In jedem schmeichelnden Lüftchen Umschauert mich Geisterkuss. -- --
Unbekanntes Bangen, Wonne, die mich durchschauert, Du bist nicht Erdenwonne! Hehre, die droben wandelt, Du bist nicht Erdensonne! Anders ist dieser Himmel! Anders diese Flur! Blauer und milder der Himmel! Duftender, grüner die Flur! Ambrosische Saaten durchfluthen die Felder, Unsterbliche Stimmen durchflöten die Wälder; Den Quellen entrieselt Harmonikaklang, Den Bächen entmurmelt Schlummergesang. Jedes athmende Blümchen Nickt mir leisen Gruss, In jedem schmeichelnden Lüftchen Umschauert mich Geisterkuss. — — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l> <pb facs="#f0186" n="168"/> </l> <l>Unbekanntes Bangen,</l><lb/> <l>Namenlose Lust,</l><lb/> <l>Schüchternheit und Verlangen</l><lb/> <l>Heben die stürmende Brust.</l><lb/> <l>Wechselnde Schauer,</l><lb/> <l>Freud' und Trauer</l><lb/> <l>Süsse Wehmuth, köstlicher Schmerz</l><lb/> <l>Schüttern das bebende</l><lb/> <l>Strebende</l><lb/> <l>Herz.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wonne, die mich durchschauert,</l><lb/> <l>Du bist nicht Erdenwonne!</l><lb/> <l>Hehre, die droben wandelt,</l><lb/> <l>Du bist nicht Erdensonne!</l><lb/> <l>Anders ist dieser Himmel!</l><lb/> <l>Anders diese Flur!</l><lb/> <l>Blauer und milder der Himmel!</l><lb/> <l>Duftender, grüner die Flur!</l><lb/> <l>Ambrosische Saaten durchfluthen die Felder,</l><lb/> <l>Unsterbliche Stimmen durchflöten die Wälder;</l><lb/> <l>Den Quellen entrieselt Harmonikaklang,</l><lb/> <l>Den Bächen entmurmelt Schlummergesang.</l><lb/> <l>Jedes athmende Blümchen</l><lb/> <l>Nickt mir leisen Gruss,</l><lb/> <l>In jedem schmeichelnden Lüftchen</l><lb/> <l>Umschauert mich Geisterkuss. — —</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0186]
Unbekanntes Bangen,
Namenlose Lust,
Schüchternheit und Verlangen
Heben die stürmende Brust.
Wechselnde Schauer,
Freud' und Trauer
Süsse Wehmuth, köstlicher Schmerz
Schüttern das bebende
Strebende
Herz.
Wonne, die mich durchschauert,
Du bist nicht Erdenwonne!
Hehre, die droben wandelt,
Du bist nicht Erdensonne!
Anders ist dieser Himmel!
Anders diese Flur!
Blauer und milder der Himmel!
Duftender, grüner die Flur!
Ambrosische Saaten durchfluthen die Felder,
Unsterbliche Stimmen durchflöten die Wälder;
Den Quellen entrieselt Harmonikaklang,
Den Bächen entmurmelt Schlummergesang.
Jedes athmende Blümchen
Nickt mir leisen Gruss,
In jedem schmeichelnden Lüftchen
Umschauert mich Geisterkuss. — —
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