Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Ellwina. Siehst du den regen Punkt hoch in den Lüften? Hörst du der Lerche wirbelnd Abendlied? Itzt schweigt sie, kreist herab auf thauberauschte Triften, Und sinkt ins hochbegraste Ried. Erwin. Die Glückliche! Sie lebt ein selig Leben! Ihr kürzt den Tag die süsse Harmonie; Die süssre Nacht verwallt ihr zephyrleicht und eben Am Busen der geliebten Sie. Ellwina. Zurück du Rascher! Morde nicht das Veil- chen, Von Thau und Düften schwer hinabgedrückt! Verstreue deinen Duft, verblühe, frommes Veilchen, Von meinem Finger ungepflückt! Erwin. Du wolltest Florens Lieblingskind verachten? Missgönnen wolltest ihm den Stolz, die Lust, Sein Leben auszublühn, sein Daseyn auszuschmach- ten An eines Engels reiner Brust? Ellwina. Siehst du den regen Punkt hoch in den Lüften? Hörst du der Lerche wirbelnd Abendlied? Itzt schweigt sie, kreist herab auf thauberauschte Triften, Und sinkt ins hochbegraste Ried. Erwin. Die Glückliche! Sie lebt ein selig Leben! Ihr kürzt den Tag die süsse Harmonie; Die süssre Nacht verwallt ihr zephyrleicht und eben Am Busen der geliebten Sie. Ellwina. Zurück du Rascher! Morde nicht das Veil- chen, Von Thau und Düften schwer hinabgedrückt! Verstreue deinen Duft, verblühe, frommes Veilchen, Von meinem Finger ungepflückt! Erwin. Du wolltest Florens Lieblingskind verachten? Missgönnen wolltest ihm den Stolz, die Lust, Sein Leben auszublühn, sein Daseyn auszuschmach- ten An eines Engels reiner Brust? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0223" n="205"/> </l> <lg n="7"> <l><hi rendition="#g">Ellwina</hi>.</l><lb/> <l>Siehst du den regen Punkt hoch in den Lüften?</l><lb/> <l>Hörst du der Lerche wirbelnd Abendlied?</l><lb/> <l>Itzt schweigt sie, kreist herab auf thauberauschte</l><lb/> <l>Triften,</l><lb/> <l>Und sinkt ins hochbegraste Ried.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l><hi rendition="#g">Erwin</hi>.</l><lb/> <l>Die Glückliche! Sie lebt ein selig Leben!</l><lb/> <l>Ihr kürzt den Tag die süsse Harmonie;</l><lb/> <l>Die süssre Nacht verwallt ihr zephyrleicht und</l><lb/> <l>eben</l><lb/> <l>Am Busen der geliebten Sie.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l><hi rendition="#g">Ellwina</hi>.</l><lb/> <l>Zurück du Rascher! Morde nicht das Veil-</l><lb/> <l>chen,</l><lb/> <l>Von Thau und Düften schwer hinabgedrückt!</l><lb/> <l>Verstreue deinen Duft, verblühe, frommes Veilchen,</l><lb/> <l>Von meinem Finger ungepflückt!</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l><hi rendition="#g">Erwin</hi>.</l><lb/> <l>Du wolltest Florens Lieblingskind verachten?</l><lb/> <l>Missgönnen wolltest ihm den Stolz, die Lust,</l><lb/> <l>Sein Leben auszublühn, sein Daseyn auszuschmach-</l><lb/> <l>ten</l><lb/> <l>An eines Engels reiner Brust?</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0223]
Ellwina.
Siehst du den regen Punkt hoch in den Lüften?
Hörst du der Lerche wirbelnd Abendlied?
Itzt schweigt sie, kreist herab auf thauberauschte
Triften,
Und sinkt ins hochbegraste Ried.
Erwin.
Die Glückliche! Sie lebt ein selig Leben!
Ihr kürzt den Tag die süsse Harmonie;
Die süssre Nacht verwallt ihr zephyrleicht und
eben
Am Busen der geliebten Sie.
Ellwina.
Zurück du Rascher! Morde nicht das Veil-
chen,
Von Thau und Düften schwer hinabgedrückt!
Verstreue deinen Duft, verblühe, frommes Veilchen,
Von meinem Finger ungepflückt!
Erwin.
Du wolltest Florens Lieblingskind verachten?
Missgönnen wolltest ihm den Stolz, die Lust,
Sein Leben auszublühn, sein Daseyn auszuschmach-
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