Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Noch immer wähn' ich, Bester, dich zu sehen. Ich höre noch dein seelerührend Flehen, Wie Lieblingsmelodieen um uns singen, Tief in mir klingen. Ich fühle noch der Pulse rasches Jagen, Dem deinigen mein Herz entgegen schlagen, Dem deinigen des Busens rege Wellen Entgegenschwellen. Ich weiss es noch, und ich vergess' es nimmer, Wie du, umgossen von des Spätroths Schimmer, In deiner schlanken Schönheit vor mit standest, Dann mich umwandest, Dann wieder los mich liessest, dann es wagtest, Das Unaussprechliche mir stammelnd sagtest, Und während du es auszusprechen rangest, Mich heiss umschlangest -- O Gott! wie ward der Armen da zu Muthe! Wohl zehnmal floh und kam in der Minute Das Blut mir ins Gesicht. Der Boden wankte, Die Feste schwankte, Noch immer wähn' ich, Bester, dich zu sehen. Ich höre noch dein seelerührend Flehen, Wie Lieblingsmelodieen um uns singen, Tief in mir klingen. Ich fühle noch der Pulse rasches Jagen, Dem deinigen mein Herz entgegen schlagen, Dem deinigen des Busens rege Wellen Entgegenschwellen. Ich weiss es noch, und ich vergess' es nimmer, Wie du, umgossen von des Spätroths Schimmer, In deiner schlanken Schönheit vor mit standest, Dann mich umwandest, Dann wieder los mich liessest, dann es wagtest, Das Unaussprechliche mir stammelnd sagtest, Und während du es auszusprechen rangest, Mich heiss umschlangest — O Gott! wie ward der Armen da zu Muthe! Wohl zehnmal floh und kam in der Minute Das Blut mir ins Gesicht. Der Boden wankte, Die Feste schwankte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0228" n="210"/> </l> <lg n="3"> <l>Noch immer wähn' ich, Bester, dich zu sehen.</l><lb/> <l>Ich höre noch dein seelerührend Flehen,</l><lb/> <l>Wie Lieblingsmelodieen um uns singen,</l><lb/> <l>Tief in mir klingen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ich fühle noch der Pulse rasches Jagen,</l><lb/> <l>Dem deinigen mein Herz entgegen schlagen,</l><lb/> <l>Dem deinigen des Busens rege Wellen</l><lb/> <l>Entgegenschwellen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ich weiss es noch, und ich vergess' es nimmer,</l><lb/> <l>Wie du, umgossen von des Spätroths Schimmer,</l><lb/> <l>In deiner schlanken Schönheit vor mit standest,</l><lb/> <l>Dann mich umwandest,</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Dann wieder los mich liessest, dann es wagtest,</l><lb/> <l>Das Unaussprechliche mir stammelnd sagtest,</l><lb/> <l>Und während du es auszusprechen rangest,</l><lb/> <l>Mich heiss umschlangest —</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>O Gott! wie ward der Armen da zu Muthe!</l><lb/> <l>Wohl zehnmal floh und kam in der Minute</l><lb/> <l>Das Blut mir ins Gesicht. Der Boden wankte,</l><lb/> <l>Die Feste schwankte,</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [210/0228]
Noch immer wähn' ich, Bester, dich zu sehen.
Ich höre noch dein seelerührend Flehen,
Wie Lieblingsmelodieen um uns singen,
Tief in mir klingen.
Ich fühle noch der Pulse rasches Jagen,
Dem deinigen mein Herz entgegen schlagen,
Dem deinigen des Busens rege Wellen
Entgegenschwellen.
Ich weiss es noch, und ich vergess' es nimmer,
Wie du, umgossen von des Spätroths Schimmer,
In deiner schlanken Schönheit vor mit standest,
Dann mich umwandest,
Dann wieder los mich liessest, dann es wagtest,
Das Unaussprechliche mir stammelnd sagtest,
Und während du es auszusprechen rangest,
Mich heiss umschlangest —
O Gott! wie ward der Armen da zu Muthe!
Wohl zehnmal floh und kam in der Minute
Das Blut mir ins Gesicht. Der Boden wankte,
Die Feste schwankte,
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