Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Wenn du, satt des seelelosen Lärmens, Abends in dein einsam Zimmer eilst; In der Wonne dann des süssen Schwärmens Noch ein stilles Stündchen staunend weilst; Dann dem Genius der Ruhe winkest, Dann dem Schlummer in die Arme sinkest, Der dich wiegt in holde Träumerein, Edle Seele, denke mein! Wenn, dieweil die müde Schöpfung feyert Und die Dämmerung die Welt verhüllt, Sanfte Schwermuth deinen Geist umschleyert, Und von Ahndungen dein Busen schwillt, Zarte Sorgen dann dein Herz beklemmen, Thränen deine Wimper überschwemmen, Süsse Thränen, die die Neugier scheun -- Edle, so gedenke mein! Ich gedenk' an dich in meiner Wildniss, In der Einsamkeit vertrautem Arm. Durch das tiefe Dunkel glänzt dein Bildniss, Täuscht mit holdem Lächeln meinen Harm. Wenn das Spätroth mein Gemach durchschimmert, Hesperus in meine Fenster flimmert, Früh mich weckt Aurorens rother Schein -- Immer, Edle, denk' ich dein! Wenn du, satt des seelelosen Lärmens, Abends in dein einsam Zimmer eilst; In der Wonne dann des süssen Schwärmens Noch ein stilles Stündchen staunend weilst; Dann dem Genius der Ruhe winkest, Dann dem Schlummer in die Arme sinkest, Der dich wiegt in holde Träumerein, Edle Seele, denke mein! Wenn, dieweil die müde Schöpfung feyert Und die Dämmerung die Welt verhüllt, Sanfte Schwermuth deinen Geist umschleyert, Und von Ahndungen dein Busen schwillt, Zarte Sorgen dann dein Herz beklemmen, Thränen deine Wimper überschwemmen, Süsse Thränen, die die Neugier scheun — Edle, so gedenke mein! Ich gedenk' an dich in meiner Wildniss, In der Einsamkeit vertrautem Arm. Durch das tiefe Dunkel glänzt dein Bildniss, Täuscht mit holdem Lächeln meinen Harm. Wenn das Spätroth mein Gemach durchschimmert, Hesperus in meine Fenster flimmert, Früh mich weckt Aurorens rother Schein — Immer, Edle, denk' ich dein! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0232" n="214"/> </l> <lg n="2"> <l>Wenn du, satt des seelelosen Lärmens,</l><lb/> <l>Abends in dein einsam Zimmer eilst;</l><lb/> <l>In der Wonne dann des süssen Schwärmens</l><lb/> <l>Noch ein stilles Stündchen staunend weilst;</l><lb/> <l>Dann dem Genius der Ruhe winkest,</l><lb/> <l>Dann dem Schlummer in die Arme sinkest,</l><lb/> <l>Der dich wiegt in holde Träumerein,</l><lb/> <l>Edle Seele, denke mein!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wenn, dieweil die müde Schöpfung feyert</l><lb/> <l>Und die Dämmerung die Welt verhüllt,</l><lb/> <l>Sanfte Schwermuth deinen Geist umschleyert,</l><lb/> <l>Und von Ahndungen dein Busen schwillt,</l><lb/> <l>Zarte Sorgen dann dein Herz beklemmen,</l><lb/> <l>Thränen deine Wimper überschwemmen,</l><lb/> <l>Süsse Thränen, die die Neugier scheun —</l><lb/> <l>Edle, so gedenke mein!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ich gedenk' an dich in meiner Wildniss,</l><lb/> <l>In der Einsamkeit vertrautem Arm.</l><lb/> <l>Durch das tiefe Dunkel glänzt dein Bildniss,</l><lb/> <l>Täuscht mit holdem Lächeln meinen Harm.</l><lb/> <l>Wenn das Spätroth mein Gemach durchschimmert,</l><lb/> <l>Hesperus in meine Fenster flimmert,</l><lb/> <l>Früh mich weckt Aurorens rother Schein —</l><lb/> <l>Immer, Edle, denk' ich dein!</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0232]
Wenn du, satt des seelelosen Lärmens,
Abends in dein einsam Zimmer eilst;
In der Wonne dann des süssen Schwärmens
Noch ein stilles Stündchen staunend weilst;
Dann dem Genius der Ruhe winkest,
Dann dem Schlummer in die Arme sinkest,
Der dich wiegt in holde Träumerein,
Edle Seele, denke mein!
Wenn, dieweil die müde Schöpfung feyert
Und die Dämmerung die Welt verhüllt,
Sanfte Schwermuth deinen Geist umschleyert,
Und von Ahndungen dein Busen schwillt,
Zarte Sorgen dann dein Herz beklemmen,
Thränen deine Wimper überschwemmen,
Süsse Thränen, die die Neugier scheun —
Edle, so gedenke mein!
Ich gedenk' an dich in meiner Wildniss,
In der Einsamkeit vertrautem Arm.
Durch das tiefe Dunkel glänzt dein Bildniss,
Täuscht mit holdem Lächeln meinen Harm.
Wenn das Spätroth mein Gemach durchschimmert,
Hesperus in meine Fenster flimmert,
Früh mich weckt Aurorens rother Schein —
Immer, Edle, denk' ich dein!
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