Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Des Kampfes satt, des langen Haders müde, Schliefst mit dem Triebe der Gedanke Friede. Die Pflicht umarmt die Neigung; schwesterlich Schlingt um die Tugend die Entzückung sich. Als trotzt' in mir der Götter ewge Jugend, Fühl' ich mir Kraft zu jeder That und Tugend. Als schwellte mein Gebein Heroenmark, Frohlock' ich, löwenkühn und riesenstark. Hinweggeschwemmt sind aus dem selgen Herzen Des Grolles und des Unmuths dumpfe Schmerzen. Was sonst den Geist zu bitterm Hass empört, Dünkt mich des Mitleids, nicht des Hasses, werth. Elisium dünkt mich die Welt voll Mängel; Des Staubes Sohn ein eingeleibter Engel; Mein Wirkungskreis ein Freudenparadies, Mein Schlaf ambrosisch, mein Erwachen süss. Theano. Ja, mein Geliebter, seit ich dich gefunden, Hat sich in mir dem gröbern Stoff entwunden Das bessre Selbst, das mir im Busen lebt, Und himmelan in deinen Armen strebt. Des Kampfes satt, des langen Haders müde, Schliefst mit dem Triebe der Gedanke Friede. Die Pflicht umarmt die Neigung; schwesterlich Schlingt um die Tugend die Entzückung sich. Als trotzt' in mir der Götter ewge Jugend, Fühl' ich mir Kraft zu jeder That und Tugend. Als schwellte mein Gebein Heroënmark, Frohlock' ich, löwenkühn und riesenstark. Hinweggeschwemmt sind aus dem selgen Herzen Des Grolles und des Unmuths dumpfe Schmerzen. Was sonst den Geist zu bitterm Hass empört, Dünkt mich des Mitleids, nicht des Hasses, werth. Elisium dünkt mich die Welt voll Mängel; Des Staubes Sohn ein eingeleibter Engel; Mein Wirkungskreis ein Freudenparadies, Mein Schlaf ambrosisch, mein Erwachen süss. Theano. Ja, mein Geliebter, seit ich dich gefunden, Hat sich in mir dem gröbern Stoff entwunden Das bessre Selbst, das mir im Busen lebt, Und himmelan in deinen Armen strebt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0251" n="233"/> </l> <lg n="4"> <l>Des Kampfes satt, des langen Haders müde,</l><lb/> <l>Schliefst mit dem Triebe der Gedanke Friede.</l><lb/> <l>Die Pflicht umarmt die Neigung; schwesterlich</l><lb/> <l>Schlingt um die Tugend die Entzückung sich.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Als trotzt' in mir der Götter ewge Jugend,</l><lb/> <l>Fühl' ich mir Kraft zu jeder That und Tugend.</l><lb/> <l>Als schwellte mein Gebein Heroënmark,</l><lb/> <l>Frohlock' ich, löwenkühn und riesenstark.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Hinweggeschwemmt sind aus dem selgen Herzen</l><lb/> <l>Des Grolles und des Unmuths dumpfe Schmerzen.</l><lb/> <l>Was sonst den Geist zu bitterm Hass empört,</l><lb/> <l>Dünkt mich des Mitleids, nicht des Hasses, werth.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Elisium dünkt mich die Welt voll Mängel;</l><lb/> <l>Des Staubes Sohn ein eingeleibter Engel;</l><lb/> <l>Mein Wirkungskreis ein Freudenparadies,</l><lb/> <l>Mein Schlaf ambrosisch, mein Erwachen süss.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l><hi rendition="#g">Theano</hi>.</l><lb/> <l>Ja, mein Geliebter, seit ich dich gefunden,</l><lb/> <l>Hat sich in mir dem gröbern Stoff entwunden</l><lb/> <l>Das bessre Selbst, das mir im Busen lebt,</l><lb/> <l>Und himmelan in deinen Armen strebt.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [233/0251]
Des Kampfes satt, des langen Haders müde,
Schliefst mit dem Triebe der Gedanke Friede.
Die Pflicht umarmt die Neigung; schwesterlich
Schlingt um die Tugend die Entzückung sich.
Als trotzt' in mir der Götter ewge Jugend,
Fühl' ich mir Kraft zu jeder That und Tugend.
Als schwellte mein Gebein Heroënmark,
Frohlock' ich, löwenkühn und riesenstark.
Hinweggeschwemmt sind aus dem selgen Herzen
Des Grolles und des Unmuths dumpfe Schmerzen.
Was sonst den Geist zu bitterm Hass empört,
Dünkt mich des Mitleids, nicht des Hasses, werth.
Elisium dünkt mich die Welt voll Mängel;
Des Staubes Sohn ein eingeleibter Engel;
Mein Wirkungskreis ein Freudenparadies,
Mein Schlaf ambrosisch, mein Erwachen süss.
Theano.
Ja, mein Geliebter, seit ich dich gefunden,
Hat sich in mir dem gröbern Stoff entwunden
Das bessre Selbst, das mir im Busen lebt,
Und himmelan in deinen Armen strebt.
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