Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Verstand ich nicht der Blicke Funkensprühen, Der Hände rednerischen Druck, Des Odems Flammenwehn, der Wangen heissres Glühen, Der Nerven fieberhaften Zuck? Verstand ich nicht diess unnennbare Toben Der Pulse, nicht des Herzens wildern Schlag, Wenn ich, von seinen Fluthen hoch empor gehoben, An deinem Busen wimmernd lag? Wenn, dich umschlingend und von dir um- schlungen, In dich verloren und an dich gebannt, Die Erde mir, wie Nebeldämmerungen, Der Himmel mir, wie Thaugedüft, verschwand? Wenn ich aus deiner Lippen reiner Fülle Das süsse Gift begierig in mich trank, Und niedertaumelte in wollusttrunkne Stille, Und athemlos mit Seyn und Nichtseyn rang? Kann dieser Augenblicke Brand verlodern? Kann, weggerissen aus dem Ring der Zeit, Das Gestern Heute werden? Können Seelen mo- dern? -- Nein, du bist mein, Amanda, Ewigkeit! Verstand ich nicht der Blicke Funkensprühen, Der Hände rednerischen Druck, Des Odems Flammenwehn, der Wangen heissres Glühen, Der Nerven fieberhaften Zuck? Verstand ich nicht diess unnennbare Toben Der Pulse, nicht des Herzens wildern Schlag, Wenn ich, von seinen Fluthen hoch empor gehoben, An deinem Busen wimmernd lag? Wenn, dich umschlingend und von dir um- schlungen, In dich verloren und an dich gebannt, Die Erde mir, wie Nebeldämmerungen, Der Himmel mir, wie Thaugedüft, verschwand? Wenn ich aus deiner Lippen reiner Fülle Das süsse Gift begierig in mich trank, Und niedertaumelte in wollusttrunkne Stille, Und athemlos mit Seyn und Nichtseyn rang? Kann dieser Augenblicke Brand verlodern? Kann, weggerissen aus dem Ring der Zeit, Das Gestern Heute werden? Können Seelen mo- dern? — Nein, du bist mein, Amanda, Ewigkeit! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0257" n="239"/> </l> <lg n="8"> <l>Verstand ich nicht der Blicke Funkensprühen,</l><lb/> <l>Der Hände rednerischen Druck,</l><lb/> <l>Des Odems Flammenwehn, der Wangen heissres</l><lb/> <l>Glühen,</l><lb/> <l>Der Nerven fieberhaften Zuck?</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Verstand ich nicht diess unnennbare Toben</l><lb/> <l>Der Pulse, nicht des Herzens wildern Schlag,</l><lb/> <l>Wenn ich, von seinen Fluthen hoch empor gehoben,</l><lb/> <l>An deinem Busen wimmernd lag?</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Wenn, dich umschlingend und von dir um-</l><lb/> <l>schlungen,</l><lb/> <l>In dich verloren und an dich gebannt,</l><lb/> <l>Die Erde mir, wie Nebeldämmerungen,</l><lb/> <l>Der Himmel mir, wie Thaugedüft, verschwand?</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Wenn ich aus deiner Lippen reiner Fülle</l><lb/> <l>Das süsse Gift begierig in mich trank,</l><lb/> <l>Und niedertaumelte in wollusttrunkne Stille,</l><lb/> <l>Und athemlos mit Seyn und Nichtseyn rang?</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Kann dieser Augenblicke Brand verlodern?</l><lb/> <l>Kann, weggerissen aus dem Ring der Zeit,</l><lb/> <l>Das Gestern Heute werden? Können Seelen mo-</l><lb/> <l>dern? —</l><lb/> <l>Nein, du bist mein, Amanda, Ewigkeit!</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0257]
Verstand ich nicht der Blicke Funkensprühen,
Der Hände rednerischen Druck,
Des Odems Flammenwehn, der Wangen heissres
Glühen,
Der Nerven fieberhaften Zuck?
Verstand ich nicht diess unnennbare Toben
Der Pulse, nicht des Herzens wildern Schlag,
Wenn ich, von seinen Fluthen hoch empor gehoben,
An deinem Busen wimmernd lag?
Wenn, dich umschlingend und von dir um-
schlungen,
In dich verloren und an dich gebannt,
Die Erde mir, wie Nebeldämmerungen,
Der Himmel mir, wie Thaugedüft, verschwand?
Wenn ich aus deiner Lippen reiner Fülle
Das süsse Gift begierig in mich trank,
Und niedertaumelte in wollusttrunkne Stille,
Und athemlos mit Seyn und Nichtseyn rang?
Kann dieser Augenblicke Brand verlodern?
Kann, weggerissen aus dem Ring der Zeit,
Das Gestern Heute werden? Können Seelen mo-
dern? —
Nein, du bist mein, Amanda, Ewigkeit!
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