Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Die, erklimmend sein mächtiges Knie, in den Locken Flammend rollte das Blut in des Jünglings Adern. Gewaltig Schlug ihm das Herz. Doch war er keusch nach der Sitte der Deutschen. Nicht verlockt' ihn die Flamme der Jugend zu fre- chem Gelüsten, Nicht der Buhlerin lüsterner Blick, noch der Un- schuld Erröthen. Ihm zu kiesen ein holdes Weib aus den Töchtern der Edlen, Sandt' er seine Vertrauten umher. Ihm lächelt Editha Von der Warne. Ihm winkte die weisse Wisna vom Elbstrom. Keine vermochte sein Herz zu rühren. Die Weich- sel herüber War es erschollen von Wanda, der Tochter Kra- kus, wie huldreich, Und wie reizend sie sey, wie Mayluft lieblich, wie Veilchen Ihre Augen, ihr Haar wie der Lilie goldene Fäden. Ritogar hatte Boten gesendet dem Fräulein von Krakow,
Die, erklimmend sein mächtiges Knie, in den Locken Flammend rollte das Blut in des Jünglings Adern. Gewaltig Schlug ihm das Herz. Doch war er keusch nach der Sitte der Deutschen. Nicht verlockt' ihn die Flamme der Jugend zu fre- chem Gelüsten, Nicht der Buhlerin lüsterner Blick, noch der Un- schuld Erröthen. Ihm zu kiesen ein holdes Weib aus den Töchtern der Edlen, Sandt' er seine Vertrauten umher. Ihm lächelt Editha Von der Warne. Ihm winkte die weisse Wisna vom Elbstrom. Keine vermochte sein Herz zu rühren. Die Weich- sel herüber War es erschollen von Wanda, der Tochter Kra- kus, wie huldreich, Und wie reizend sie sey, wie Mayluft lieblich, wie Veilchen Ihre Augen, ihr Haar wie der Lilie goldene Fäden. Ritogar hatte Boten gesendet dem Fräulein von Krakow, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="7"> <l> <pb facs="#f0026" n="10"/> </l> <l>Die, erklimmend sein mächtiges Knie, in den Locken</l><lb/> <l>ihm spielten.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Flammend rollte das Blut in des Jünglings Adern.</l><lb/> <l>Gewaltig</l><lb/> <l>Schlug ihm das Herz. Doch war er keusch nach</l><lb/> <l>der Sitte der Deutschen.</l><lb/> <l>Nicht verlockt' ihn die Flamme der Jugend zu fre-</l><lb/> <l>chem Gelüsten,</l><lb/> <l>Nicht der Buhlerin lüsterner Blick, noch der Un-</l><lb/> <l>schuld Erröthen.</l><lb/> <l>Ihm zu kiesen ein holdes Weib aus den Töchtern</l><lb/> <l>der Edlen,</l><lb/> <l>Sandt' er seine Vertrauten umher. Ihm lächelt</l><lb/> <l> <hi rendition="#g">Editha</hi> </l><lb/> <l>Von der Warne. Ihm winkte die weisse <hi rendition="#g">Wisna</hi></l><lb/> <l>vom Elbstrom.</l><lb/> <l>Keine vermochte sein Herz zu rühren. Die Weich-</l><lb/> <l>sel herüber</l><lb/> <l>War es erschollen von <hi rendition="#g">Wanda</hi>, der Tochter <hi rendition="#g">Kra-</hi></l><lb/> <l><hi rendition="#g">kus</hi>, wie huldreich,</l><lb/> <l>Und wie reizend sie sey, wie Mayluft lieblich,</l><lb/> <l>wie Veilchen</l><lb/> <l>Ihre Augen, ihr Haar wie der Lilie goldene</l><lb/> <l>Fäden.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Ritogar hatte Boten gesendet dem Fräulein von</l><lb/> <l>Krakow,</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0026]
Die, erklimmend sein mächtiges Knie, in den Locken
ihm spielten.
Flammend rollte das Blut in des Jünglings Adern.
Gewaltig
Schlug ihm das Herz. Doch war er keusch nach
der Sitte der Deutschen.
Nicht verlockt' ihn die Flamme der Jugend zu fre-
chem Gelüsten,
Nicht der Buhlerin lüsterner Blick, noch der Un-
schuld Erröthen.
Ihm zu kiesen ein holdes Weib aus den Töchtern
der Edlen,
Sandt' er seine Vertrauten umher. Ihm lächelt
Editha
Von der Warne. Ihm winkte die weisse Wisna
vom Elbstrom.
Keine vermochte sein Herz zu rühren. Die Weich-
sel herüber
War es erschollen von Wanda, der Tochter Kra-
kus, wie huldreich,
Und wie reizend sie sey, wie Mayluft lieblich,
wie Veilchen
Ihre Augen, ihr Haar wie der Lilie goldene
Fäden.
Ritogar hatte Boten gesendet dem Fräulein von
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