Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Selig, wer himmelan stieg mit Adlerfittig des Glaubens! Diese blühende Welt schrumpfet zum Stäub- chen ihm ein. Selig, wer über die Nebelgewölke des Erdballs hinausschaut! Jenseit ist lauteres Blau, jenseit erquicken- der Tag. Selig, wem es gelang, die Stürme des Innern zu dämpfen! Stürme von draussen, ihr krümmt nimmer dem Tapfern ein Haar. Weissest du, was mich die Weisen, die todten und lebenden, lehrten, Die von gestern und heut, die von Athen und von Rom? Willst du die alte und neue und neueste Weisheit vernehmen? Thue, was heischet die Pflicht; duldend erwarte, was kommt. Also lehrten die Weisen, und also, Beste der Frauen, Übtest im Stillen du längst. Friede sey, Friede mit dir! Selig, wer himmelan stieg mit Adlerfittig des Glaubens! Diese blühende Welt schrumpfet zum Stäub- chen ihm ein. Selig, wer über die Nebelgewölke des Erdballs hinausschaut! Jenseit ist lauteres Blau, jenseit erquicken- der Tag. Selig, wem es gelang, die Stürme des Innern zu dämpfen! Stürme von draussen, ihr krümmt nimmer dem Tapfern ein Haar. Weissest du, was mich die Weisen, die todten und lebenden, lehrten, Die von gestern und heut, die von Athen und von Rom? Willst du die alte und neue und neueste Weisheit vernehmen? Thue, was heischet die Pflicht; duldend erwarte, was kommt. Also lehrten die Weisen, und also, Beste der Frauen, Übtest im Stillen du längst. Friede sey, Friede mit dir! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0344" n="324"/> </l> <lg n="7"> <l>Selig, wer himmelan stieg mit Adlerfittig des</l><lb/> <l>Glaubens!</l><lb/> <l>Diese blühende Welt schrumpfet zum Stäub-</l><lb/> <l>chen ihm ein.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Selig, wer über die Nebelgewölke des Erdballs</l><lb/> <l>hinausschaut!</l><lb/> <l>Jenseit ist lauteres Blau, jenseit erquicken-</l><lb/> <l>der Tag.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Selig, wem es gelang, die Stürme des Innern zu</l><lb/> <l>dämpfen!</l><lb/> <l>Stürme von draussen, ihr krümmt nimmer</l><lb/> <l>dem Tapfern ein Haar.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Weissest du, was mich die Weisen, die todten</l><lb/> <l>und lebenden, lehrten,</l><lb/> <l>Die von gestern und heut, die von Athen</l><lb/> <l>und von Rom?</l><lb/> <l>Willst du die alte und neue und neueste Weisheit</l><lb/> <l>vernehmen?</l><lb/> <l>Thue, was heischet die Pflicht; duldend</l><lb/> <l>erwarte, was kommt.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Also lehrten die Weisen, und also, Beste der</l><lb/> <l>Frauen,</l><lb/> <l>Übtest im Stillen du längst. Friede sey,</l><lb/> <l>Friede mit dir!</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [324/0344]
Selig, wer himmelan stieg mit Adlerfittig des
Glaubens!
Diese blühende Welt schrumpfet zum Stäub-
chen ihm ein.
Selig, wer über die Nebelgewölke des Erdballs
hinausschaut!
Jenseit ist lauteres Blau, jenseit erquicken-
der Tag.
Selig, wem es gelang, die Stürme des Innern zu
dämpfen!
Stürme von draussen, ihr krümmt nimmer
dem Tapfern ein Haar.
Weissest du, was mich die Weisen, die todten
und lebenden, lehrten,
Die von gestern und heut, die von Athen
und von Rom?
Willst du die alte und neue und neueste Weisheit
vernehmen?
Thue, was heischet die Pflicht; duldend
erwarte, was kommt.
Also lehrten die Weisen, und also, Beste der
Frauen,
Übtest im Stillen du längst. Friede sey,
Friede mit dir!
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