Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Die du uns, Beste, umschlangst mit dieser Blu- menguirlande Knospender Menschen, sie pflegt liebend der Strahl und der Thau. Horch, wie jauchzen die Frohen! wie stürmen die Freudigen, siehe! Diese mit Anmuth geschmückt, jene gerüstet mit Kraft! Zwischen den Lilien spielt, selbst Lilie, unsre Allwine, Hinter dem Schmetterling jagt Gottfried, der Schmetterer, her; Während am Saume der kosenden Mutter sich Julie anschmiegt, Und in dem Schooss, der ihn trug, lächelnd Emilius ruht *) -- Edele, Anspruchlose, Demüthige, Friedliche, Stille, Wem, Geliebte, als dir, sollt' ich Eu- sebien weihn! Hast du Eusebien wohl, die Tochter des Himmels, gesehen? Zu den Hütten des Grams stieg sie erbar- mend herab. *) Diese blühende Guirlande ist nun zerrissen. Unsre
engelgleiche Julie entschlief drey Tage nach Abfassung dieser Elegie; unser lächelnder Emilius drey Wochen später. Die du uns, Beste, umschlangst mit dieser Blu- menguirlande Knospender Menschen, sie pflegt liebend der Strahl und der Thau. Horch, wie jauchzen die Frohen! wie stürmen die Freudigen, siehe! Diese mit Anmuth geschmückt, jene gerüstet mit Kraft! Zwischen den Lilien spielt, selbst Lilie, unsre Allwine, Hinter dem Schmetterling jagt Gottfried, der Schmetterer, her; Während am Saume der kosenden Mutter sich Julie anschmiegt, Und in dem Schooss, der ihn trug, lächelnd Emilius ruht *) — Edele, Anspruchlose, Demüthige, Friedliche, Stille, Wem, Geliebte, als dir, sollt' ich Eu- sebien weihn! Hast du Eusebien wohl, die Tochter des Himmels, gesehen? Zu den Hütten des Grams stieg sie erbar- mend herab. *) Diese blühende Guirlande ist nun zerrissen. Unsre
engelgleiche Julie entschlief drey Tage nach Abfassung dieser Elegie; unser lächelnder Emilius drey Wochen später. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0354" n="334"/> </l> <lg n="2"> <l>Die du uns, Beste, umschlangst mit dieser Blu-</l><lb/> <l>menguirlande</l><lb/> <l>Knospender Menschen, sie pflegt liebend</l><lb/> <l>der Strahl und der Thau.</l><lb/> <l>Horch, wie jauchzen die Frohen! wie stürmen die</l><lb/> <l>Freudigen, siehe!</l><lb/> <l>Diese mit Anmuth geschmückt, jene gerüstet</l><lb/> <l>mit Kraft!</l><lb/> <l>Zwischen den Lilien spielt, selbst Lilie, unsre</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Allwine</hi>,</l><lb/> <l>Hinter dem Schmetterling jagt <hi rendition="#g">Gottfried</hi>,</l><lb/> <l>der Schmetterer, her;</l><lb/> <l>Während am Saume der kosenden Mutter sich <hi rendition="#g">Julie</hi></l><lb/> <l>anschmiegt,</l><lb/> <l>Und in dem Schooss, der ihn trug, lächelnd</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Emilius</hi> ruht <note place="foot" n="*)">Diese blühende Guirlande ist nun zerrissen. Unsre<lb/> engelgleiche Julie entschlief drey Tage nach Abfassung dieser<lb/> Elegie; unser lächelnder Emilius drey Wochen später.</note> —</l><lb/> <l>Edele, Anspruchlose, Demüthige, Friedliche, Stille,</l><lb/> <l>Wem, Geliebte, als dir, sollt' ich Eu-</l><lb/> <l>sebien weihn!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Hast du Eusebien wohl, die Tochter des Himmels,</l><lb/> <l>gesehen?</l><lb/> <l>Zu den Hütten des Grams stieg sie erbar-</l><lb/> <l>mend herab.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [334/0354]
Die du uns, Beste, umschlangst mit dieser Blu-
menguirlande
Knospender Menschen, sie pflegt liebend
der Strahl und der Thau.
Horch, wie jauchzen die Frohen! wie stürmen die
Freudigen, siehe!
Diese mit Anmuth geschmückt, jene gerüstet
mit Kraft!
Zwischen den Lilien spielt, selbst Lilie, unsre
Allwine,
Hinter dem Schmetterling jagt Gottfried,
der Schmetterer, her;
Während am Saume der kosenden Mutter sich Julie
anschmiegt,
Und in dem Schooss, der ihn trug, lächelnd
Emilius ruht *) —
Edele, Anspruchlose, Demüthige, Friedliche, Stille,
Wem, Geliebte, als dir, sollt' ich Eu-
sebien weihn!
Hast du Eusebien wohl, die Tochter des Himmels,
gesehen?
Zu den Hütten des Grams stieg sie erbar-
mend herab.
*) Diese blühende Guirlande ist nun zerrissen. Unsre
engelgleiche Julie entschlief drey Tage nach Abfassung dieser
Elegie; unser lächelnder Emilius drey Wochen später.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/354 |
Zitationshilfe: | Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/354>, abgerufen am 15.06.2024. |