Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Wie die Fenster der Burg, worinnen mein Julius Aber schon wird dem Betrachter des unermess- lichen Himmels Und der lebenernährenden Erde zu enge das Zim- mer. Lechzend den volllebendigen Strom mit lüsternen Zügen Einzuschlürfen, mich sehnend an deinen wallenden Busen, Mutter Natur, mich anzuschmiegen, mit Inbrunst des Kindes, Flieg' ich die Stufen hinab, entschlüpfe den Pfor- ten, und schreite Selig hinaus in den seligen Tag; die Kühle des Morgens Wehet schauernd mich an, wie Säusel der nahen Gottheit! Sinnend wandl' ich nun auf und ab auf duften- dem Rasen, In der Kastanien fächerndem Schirm, erfrische die Glieder Mit der Kühle des Quells und mit der Kühlung des Morgens, Mustre die Blumen, die hinter den grünen Staketen am Fenster
Wie die Fenster der Burg, worinnen mein Julius Aber schon wird dem Betrachter des unermess- lichen Himmels Und der lebenernährenden Erde zu enge das Zim- mer. Lechzend den volllebendigen Strom mit lüsternen Zügen Einzuschlürfen, mich sehnend an deinen wallenden Busen, Mutter Natur, mich anzuschmiegen, mit Inbrunst des Kindes, Flieg' ich die Stufen hinab, entschlüpfe den Pfor- ten, und schreite Selig hinaus in den seligen Tag; die Kühle des Morgens Wehet schauernd mich an, wie Säusel der nahen Gottheit! Sinnend wandl' ich nun auf und ab auf duften- dem Rasen, In der Kastanien fächerndem Schirm, erfrische die Glieder Mit der Kühle des Quells und mit der Kühlung des Morgens, Mustre die Blumen, die hinter den grünen Staketen am Fenster <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <l> <pb facs="#f0390" n="366"/> </l> <l>Wie die Fenster der Burg, worinnen mein <hi rendition="#g">Julius</hi></l><lb/> <l>wohnet!</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Aber schon wird dem Betrachter des unermess-</l><lb/> <l>lichen Himmels</l><lb/> <l>Und der lebenernährenden Erde zu enge das Zim-</l><lb/> <l>mer.</l><lb/> <l>Lechzend den volllebendigen Strom mit lüsternen</l><lb/> <l>Zügen</l><lb/> <l>Einzuschlürfen, mich sehnend an deinen wallenden</l><lb/> <l>Busen,</l><lb/> <l>Mutter Natur, mich anzuschmiegen, mit Inbrunst</l><lb/> <l>des Kindes,</l><lb/> <l>Flieg' ich die Stufen hinab, entschlüpfe den Pfor-</l><lb/> <l>ten, und schreite</l><lb/> <l>Selig hinaus in den seligen Tag; die Kühle des</l><lb/> <l>Morgens</l><lb/> <l>Wehet schauernd mich an, wie Säusel der nahen</l><lb/> <l>Gottheit!</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Sinnend wandl' ich nun auf und ab auf duften-</l><lb/> <l>dem Rasen,</l><lb/> <l>In der Kastanien fächerndem Schirm, erfrische die</l><lb/> <l>Glieder</l><lb/> <l>Mit der Kühle des Quells und mit der Kühlung des</l><lb/> <l>Morgens,</l><lb/> <l>Mustre die Blumen, die hinter den grünen Staketen</l><lb/> <l>am Fenster</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [366/0390]
Wie die Fenster der Burg, worinnen mein Julius
wohnet!
Aber schon wird dem Betrachter des unermess-
lichen Himmels
Und der lebenernährenden Erde zu enge das Zim-
mer.
Lechzend den volllebendigen Strom mit lüsternen
Zügen
Einzuschlürfen, mich sehnend an deinen wallenden
Busen,
Mutter Natur, mich anzuschmiegen, mit Inbrunst
des Kindes,
Flieg' ich die Stufen hinab, entschlüpfe den Pfor-
ten, und schreite
Selig hinaus in den seligen Tag; die Kühle des
Morgens
Wehet schauernd mich an, wie Säusel der nahen
Gottheit!
Sinnend wandl' ich nun auf und ab auf duften-
dem Rasen,
In der Kastanien fächerndem Schirm, erfrische die
Glieder
Mit der Kühle des Quells und mit der Kühlung des
Morgens,
Mustre die Blumen, die hinter den grünen Staketen
am Fenster
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