Grübl' über Raum und Zeit, und über das Seyn und das Nichtseyn, Über die Form und den Stoff, und über das Ich und das Nicht-Ich; Über den Trieb und die Pflicht, und über das Thun und das Leiden; Über den schwerzuschlichtenden Zwist der Natur und der Satzung, Über den ewigen Kreisgang, und den unendlichen Fortschritt; Über das eiserne Fatum, und den anarchischen Zu- fall; Über des Weisen tröstende Ahnung, den Glauben der Guten An moralische Ordnung und weise Güte des Welt- plans -- Über diess alles versteigt sich der Grübler in schau- dernde Tiefen, Thürmet Soriten, und spaltet Begriffe, und wäget den Ausdruck, Bis es ihm schwindelt. Der Faden entschlüpft, die Fackel erlischt ihm. Undurchdringliche Nacht und ausganglose Verwir- rung Starren um den Tappenden her. Es retten ihn kaum noch Des Gemeinsinns leitender Strahl und der Rufer im Busen.
Grübl' über Raum und Zeit, und über das Seyn und das Nichtseyn, Über die Form und den Stoff, und über das Ich und das Nicht-Ich; Über den Trieb und die Pflicht, und über das Thun und das Leiden; Über den schwerzuschlichtenden Zwist der Natur und der Satzung, Über den ewigen Kreisgang, und den unendlichen Fortschritt; Über das eiserne Fatum, und den anarchischen Zu- fall; Über des Weisen tröstende Ahnung, den Glauben der Guten An moralische Ordnung und weise Güte des Welt- plans — Über diess alles versteigt sich der Grübler in schau- dernde Tiefen, Thürmet Soriten, und spaltet Begriffe, und wäget den Ausdruck, Bis es ihm schwindelt. Der Faden entschlüpft, die Fackel erlischt ihm. Undurchdringliche Nacht und ausganglose Verwir- rung Starren um den Tappenden her. Es retten ihn kaum noch Des Gemeinsinns leitender Strahl und der Rufer im Busen.
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Grübl' über Raum und Zeit, und über das Seyn und
das Nichtseyn,
Über die Form und den Stoff, und über das Ich
und das Nicht-Ich;
Über den Trieb und die Pflicht, und über das Thun
und das Leiden;
Über den schwerzuschlichtenden Zwist der Natur
und der Satzung,
Über den ewigen Kreisgang, und den unendlichen
Fortschritt;
Über das eiserne Fatum, und den anarchischen Zu-
fall;
Über des Weisen tröstende Ahnung, den Glauben
der Guten
An moralische Ordnung und weise Güte des Welt-
plans —
Über diess alles versteigt sich der Grübler in schau-
dernde Tiefen,
Thürmet Soriten, und spaltet Begriffe, und wäget
den Ausdruck,
Bis es ihm schwindelt. Der Faden entschlüpft, die
Fackel erlischt ihm.
Undurchdringliche Nacht und ausganglose Verwir-
rung
Starren um den Tappenden her. Es retten ihn kaum
noch
Des Gemeinsinns leitender Strahl und der Rufer
im Busen.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/392>, abgerufen am 22.11.2024.
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