Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798."Ritogarn siehst du nicht hier in Ketten," ant- wortet' ihr Guthart. "Rügens Löwen zu fahn, sind deine Doggen zu wenig. "Dennoch sey stolz auf deinen Gefangnen, Fräulein von Krakow. "Guthart bin ich, der Nächste nach Ritogar! Ihm der Nächste "An Gewalt und Liebe zu dir, o Schönstes der Mädchen." Röthe, so wie sie die Lilie färbt in der Nähe der Rose, Leise Röthe, beglänzte der Jungfrau Wangen. Nur schüchtern Schlug sie die seidenen Wimpern empor: "Und liebt mich dein König, "Guthart? Liebt mich in Ernst der Mann mit dem eisernen Arme?" "Ob er dich liebe, du Holde, so fragst du, Tochter von Krakow? "Frage die tausend inbrünstigen Küsse, die er dir heute "Drückt' auf den rosigen Mund. Die tausend offe- nen Wunden, "Die ihm bluten um dich, die frag', ob dich Ri- togar liebe!" „Ritogarn siehst du nicht hier in Ketten,“ ant- wortet' ihr Guthart. „Rügens Löwen zu fahn, sind deine Doggen zu wenig. „Dennoch sey stolz auf deinen Gefangnen, Fräulein von Krakow. „Guthart bin ich, der Nächste nach Ritogar! Ihm der Nächste „An Gewalt und Liebe zu dir, o Schönstes der Mädchen.“ Röthe, so wie sie die Lilie färbt in der Nähe der Rose, Leise Röthe, beglänzte der Jungfrau Wangen. Nur schüchtern Schlug sie die seidenen Wimpern empor: „Und liebt mich dein König, „Guthart? Liebt mich in Ernst der Mann mit dem eisernen Arme?“ „Ob er dich liebe, du Holde, so fragst du, Tochter von Krakow? „Frage die tausend inbrünstigen Küsse, die er dir heute „Drückt' auf den rosigen Mund. Die tausend offe- nen Wunden, „Die ihm bluten um dich, die frag', ob dich Ri- togar liebe!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0040" n="24"/> </l> <lg n="25"> <l>„Ritogarn siehst du nicht hier in Ketten,“ ant-</l><lb/> <l>wortet' ihr Guthart.</l><lb/> <l>„Rügens Löwen zu fahn, sind deine Doggen zu</l><lb/> <l>wenig.</l><lb/> <l>„Dennoch sey stolz auf deinen Gefangnen, Fräulein</l><lb/> <l>von Krakow.</l><lb/> <l>„Guthart bin ich, der Nächste nach Ritogar! Ihm</l><lb/> <l>der Nächste</l><lb/> <l>„An Gewalt und Liebe zu dir, o Schönstes der</l><lb/> <l>Mädchen.“</l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>Röthe, so wie sie die Lilie färbt in der Nähe</l><lb/> <l>der Rose,</l><lb/> <l>Leise Röthe, beglänzte der Jungfrau Wangen. Nur</l><lb/> <l>schüchtern</l><lb/> <l>Schlug sie die seidenen Wimpern empor: „Und liebt</l><lb/> <l>mich dein König,</l><lb/> <l>„Guthart? Liebt mich in Ernst der Mann mit dem</l><lb/> <l>eisernen Arme?“</l> </lg><lb/> <lg n="27"> <l>„Ob er dich liebe, du Holde, so fragst du,</l><lb/> <l>Tochter von Krakow?</l><lb/> <l>„Frage die tausend inbrünstigen Küsse, die er dir</l><lb/> <l>heute</l><lb/> <l>„Drückt' auf den rosigen Mund. Die tausend offe-</l><lb/> <l>nen Wunden,</l><lb/> <l>„Die ihm bluten um dich, die frag', ob dich Ri-</l><lb/> <l>togar liebe!“</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0040]
„Ritogarn siehst du nicht hier in Ketten,“ ant-
wortet' ihr Guthart.
„Rügens Löwen zu fahn, sind deine Doggen zu
wenig.
„Dennoch sey stolz auf deinen Gefangnen, Fräulein
von Krakow.
„Guthart bin ich, der Nächste nach Ritogar! Ihm
der Nächste
„An Gewalt und Liebe zu dir, o Schönstes der
Mädchen.“
Röthe, so wie sie die Lilie färbt in der Nähe
der Rose,
Leise Röthe, beglänzte der Jungfrau Wangen. Nur
schüchtern
Schlug sie die seidenen Wimpern empor: „Und liebt
mich dein König,
„Guthart? Liebt mich in Ernst der Mann mit dem
eisernen Arme?“
„Ob er dich liebe, du Holde, so fragst du,
Tochter von Krakow?
„Frage die tausend inbrünstigen Küsse, die er dir
heute
„Drückt' auf den rosigen Mund. Die tausend offe-
nen Wunden,
„Die ihm bluten um dich, die frag', ob dich Ri-
togar liebe!“
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