Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Tausend zusammen. Doch Ritogar rief: "Den Keu-
ler der Rugen,
"Sollten den fahen die Hunde von Krakow?" Die
schwindenden Kräfte
Rafft er zusammen, erfasset das Heft, stösst tief
sich, mit weit aus-
Hohlendem Arme, das blutige Schwert in das Herz,
dass dumpf ihm
Scholl die eherne Brust, und unter dem Falle des
Starken
Rings der Boden erdröhnte. Des Fallenden bre-
chende Augen
Zürnten noch, noch zürnte der Mund, und die
zuckende Lippe.

Zeugen des blutigen Schauspiels, wie standen
staunend die Lechen,
Staunender noch die Rugen! Der treue wackere
Guthart
Sprengte die Fessel, entschlüpfte den Wächtern,
ereilte die Rugen.
"Sklaven, rief er, ihr feigen, ihr bellenden, klaf-
fenden Hunde,
"Gierige Räuber! gewaltig beym Frass und bey
Weibern! im Schlachtfeld
"Todtes Aas! mein Freund ist gefallen! gefallen
mein König!

Tausend zusammen. Doch Ritogar rief: „Den Keu-
ler der Rugen,
„Sollten den fahen die Hunde von Krakow?“ Die
schwindenden Kräfte
Rafft er zusammen, erfasset das Heft, stösst tief
sich, mit weit aus-
Hohlendem Arme, das blutige Schwert in das Herz,
dass dumpf ihm
Scholl die eherne Brust, und unter dem Falle des
Starken
Rings der Boden erdröhnte. Des Fallenden bre-
chende Augen
Zürnten noch, noch zürnte der Mund, und die
zuckende Lippe.

Zeugen des blutigen Schauspiels, wie standen
staunend die Lechen,
Staunender noch die Rugen! Der treue wackere
Guthart
Sprengte die Fessel, entschlüpfte den Wächtern,
ereilte die Rugen.
„Sklaven, rief er, ihr feigen, ihr bellenden, klaf-
fenden Hunde,
„Gierige Räuber! gewaltig beym Frass und bey
Weibern! im Schlachtfeld
„Todtes Aas! mein Freund ist gefallen! gefallen
mein König!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="42">
              <l>
                <pb facs="#f0047" n="31"/>
              </l>
              <l>Tausend zusammen. Doch Ritogar rief: &#x201E;Den Keu-</l><lb/>
              <l>ler der Rugen,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Sollten den fahen die Hunde von Krakow?&#x201C; Die</l><lb/>
              <l>schwindenden Kräfte</l><lb/>
              <l>Rafft er zusammen, erfasset das Heft, stösst tief</l><lb/>
              <l>sich, mit weit aus-</l><lb/>
              <l>Hohlendem Arme, das blutige Schwert in das Herz,</l><lb/>
              <l>dass dumpf ihm</l><lb/>
              <l>Scholl die eherne Brust, und unter dem Falle des</l><lb/>
              <l>Starken</l><lb/>
              <l>Rings der Boden erdröhnte. Des Fallenden bre-</l><lb/>
              <l>chende Augen</l><lb/>
              <l>Zürnten noch, noch zürnte der Mund, und die</l><lb/>
              <l>zuckende Lippe.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="43">
              <l>Zeugen des blutigen Schauspiels, wie standen</l><lb/>
              <l>staunend die Lechen,</l><lb/>
              <l>Staunender noch die Rugen! Der treue wackere</l><lb/>
              <l>Guthart</l><lb/>
              <l>Sprengte die Fessel, entschlüpfte den Wächtern,</l><lb/>
              <l>ereilte die Rugen.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Sklaven, rief er, ihr feigen, ihr bellenden, klaf-</l><lb/>
              <l>fenden Hunde,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Gierige Räuber! gewaltig beym Frass und bey</l><lb/>
              <l>Weibern! im Schlachtfeld</l><lb/>
              <l>&#x201E;Todtes Aas! mein Freund ist gefallen! gefallen</l><lb/>
              <l>mein König!</l><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0047] Tausend zusammen. Doch Ritogar rief: „Den Keu- ler der Rugen, „Sollten den fahen die Hunde von Krakow?“ Die schwindenden Kräfte Rafft er zusammen, erfasset das Heft, stösst tief sich, mit weit aus- Hohlendem Arme, das blutige Schwert in das Herz, dass dumpf ihm Scholl die eherne Brust, und unter dem Falle des Starken Rings der Boden erdröhnte. Des Fallenden bre- chende Augen Zürnten noch, noch zürnte der Mund, und die zuckende Lippe. Zeugen des blutigen Schauspiels, wie standen staunend die Lechen, Staunender noch die Rugen! Der treue wackere Guthart Sprengte die Fessel, entschlüpfte den Wächtern, ereilte die Rugen. „Sklaven, rief er, ihr feigen, ihr bellenden, klaf- fenden Hunde, „Gierige Räuber! gewaltig beym Frass und bey Weibern! im Schlachtfeld „Todtes Aas! mein Freund ist gefallen! gefallen mein König!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/47
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/47>, abgerufen am 21.11.2024.