Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Ritogar lag noch immer im Felde. Es thaute der Morgen Über ihn her. Es umweht' ihn des Abends kühlen- der Fittig. Geyer und Adler zu tausend umschwärmten ihn. Aber des Helden Hatte sich Wodan erbarmt, und bedeckt' ihn mit ehernem Schilde, Dass kein Vogel der Luft, kein Thier des Feldes noch Waldes Mit nur einer Klau' ihm sich nahte, dass keine Ver- wesung Seine Gestalt verderbte, noch Fäulniss die Glieder versehrte. Also lag er, von Wodans Schilde bedeckt, neun Tage. Mit dem zehnten erschien der treue, wackere Gut- hart. Ihn geleiteten zwanzig der tapfersten Diener des Fürsten. Diese erhuben die heilige Leiche. Mit traurigem Pompe Führten sie sie durch das feindliche Land in das heimische Eiland. Keiner der Lechen befehdete sie. Es störete keiner Ihren Zug. Sie waren betäubt vom Tode der Fürstin. Ritogar lag noch immer im Felde. Es thaute der Morgen Über ihn her. Es umweht' ihn des Abends kühlen- der Fittig. Geyer und Adler zu tausend umschwärmten ihn. Aber des Helden Hatte sich Wodan erbarmt, und bedeckt' ihn mit ehernem Schilde, Dass kein Vogel der Luft, kein Thier des Feldes noch Waldes Mit nur einer Klau' ihm sich nahte, dass keine Ver- wesung Seine Gestalt verderbte, noch Fäulniss die Glieder versehrte. Also lag er, von Wodans Schilde bedeckt, neun Tage. Mit dem zehnten erschien der treue, wackere Gut- hart. Ihn geleiteten zwanzig der tapfersten Diener des Fürsten. Diese erhuben die heilige Leiche. Mit traurigem Pompe Führten sie sie durch das feindliche Land in das heimische Eiland. Keiner der Lechen befehdete sie. Es störete keiner Ihren Zug. Sie waren betäubt vom Tode der Fürstin. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0054" n="38"/> </l> <lg n="53"> <l>Ritogar lag noch immer im Felde. Es thaute</l><lb/> <l>der Morgen</l><lb/> <l>Über ihn her. Es umweht' ihn des Abends kühlen-</l><lb/> <l>der Fittig.</l><lb/> <l>Geyer und Adler zu tausend umschwärmten ihn.</l><lb/> <l>Aber des Helden</l><lb/> <l>Hatte sich Wodan erbarmt, und bedeckt' ihn mit</l><lb/> <l>ehernem Schilde,</l><lb/> <l>Dass kein Vogel der Luft, kein Thier des Feldes</l><lb/> <l>noch Waldes</l><lb/> <l>Mit nur einer Klau' ihm sich nahte, dass keine Ver-</l><lb/> <l>wesung</l><lb/> <l>Seine Gestalt verderbte, noch Fäulniss die Glieder</l><lb/> <l>versehrte.</l> </lg><lb/> <lg n="54"> <l>Also lag er, von Wodans Schilde bedeckt, neun</l><lb/> <l>Tage.</l><lb/> <l>Mit dem zehnten erschien der treue, wackere Gut-</l><lb/> <l>hart.</l><lb/> <l>Ihn geleiteten zwanzig der tapfersten Diener des</l><lb/> <l>Fürsten.</l><lb/> <l>Diese erhuben die heilige Leiche. Mit traurigem</l><lb/> <l>Pompe</l><lb/> <l>Führten sie sie durch das feindliche Land in das</l><lb/> <l>heimische Eiland.</l><lb/> <l>Keiner der Lechen befehdete sie. Es störete</l><lb/> <l>keiner</l><lb/> <l>Ihren Zug. Sie waren betäubt vom Tode der Fürstin.</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0054]
Ritogar lag noch immer im Felde. Es thaute
der Morgen
Über ihn her. Es umweht' ihn des Abends kühlen-
der Fittig.
Geyer und Adler zu tausend umschwärmten ihn.
Aber des Helden
Hatte sich Wodan erbarmt, und bedeckt' ihn mit
ehernem Schilde,
Dass kein Vogel der Luft, kein Thier des Feldes
noch Waldes
Mit nur einer Klau' ihm sich nahte, dass keine Ver-
wesung
Seine Gestalt verderbte, noch Fäulniss die Glieder
versehrte.
Also lag er, von Wodans Schilde bedeckt, neun
Tage.
Mit dem zehnten erschien der treue, wackere Gut-
hart.
Ihn geleiteten zwanzig der tapfersten Diener des
Fürsten.
Diese erhuben die heilige Leiche. Mit traurigem
Pompe
Führten sie sie durch das feindliche Land in das
heimische Eiland.
Keiner der Lechen befehdete sie. Es störete
keiner
Ihren Zug. Sie waren betäubt vom Tode der Fürstin.
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