Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Alles vergeht. Es vergeht der Held und des Helden Hügel des weissen Gesteins, der tausendjährigen Eiche Grauer Nährer, du wölkst mit Wehmuth die Seele. Mir rieseln Thränen die Wangen hinab, mit den Tropfen des thauenden Spätroths. Alles vergeht! Es vergeht der Held und des Helden Denkmal. Ach, nicht trösten würd' ich mich können; in mü- ssigem Grame Würd' ich vergehn, und rosten lassen die Harf' an der Eiche, Rauschte die Leyer Homers mir nicht durch den ewigen Lorbeer, Lispelte nicht aus verwitternden Eichen die Harfe von Cona: "Alles vergeht! Es vergeht der Held und des Hel- den Denkmal. "Aber die Stimme des Liedes mag nimmer verhallen, verklingen, "Nimmer der Saiten Klang, die Phöbos weihet' und Braga!"
Alles vergeht. Es vergeht der Held und des Helden Hügel des weissen Gesteins, der tausendjährigen Eiche Grauer Nährer, du wölkst mit Wehmuth die Seele. Mir rieseln Thränen die Wangen hinab, mit den Tropfen des thauenden Spätroths. Alles vergeht! Es vergeht der Held und des Helden Denkmal. Ach, nicht trösten würd' ich mich können; in mü- ssigem Grame Würd' ich vergehn, und rosten lassen die Harf' an der Eiche, Rauschte die Leyer Homers mir nicht durch den ewigen Lorbeer, Lispelte nicht aus verwitternden Eichen die Harfe von Cona: „Alles vergeht! Es vergeht der Held und des Hel- den Denkmal. „Aber die Stimme des Liedes mag nimmer verhallen, verklingen, „Nimmer der Saiten Klang, die Phöbos weihet' und Braga!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="55"> <l> <pb facs="#f0056" n="40"/> </l> <l>Alles vergeht. Es vergeht der Held und des Helden</l><lb/> <l>Denkmal.</l> </lg><lb/> <lg n="56"> <l>Hügel des weissen Gesteins, der tausendjährigen</l><lb/> <l>Eiche</l><lb/> <l>Grauer Nährer, du wölkst mit Wehmuth die Seele.</l><lb/> <l>Mir rieseln</l><lb/> <l>Thränen die Wangen hinab, mit den Tropfen des</l><lb/> <l>thauenden Spätroths.</l><lb/> <l>Alles vergeht! Es vergeht der Held und des Helden</l><lb/> <l>Denkmal.</l><lb/> <l>Ach, nicht trösten würd' ich mich können; in mü-</l><lb/> <l>ssigem Grame</l><lb/> <l>Würd' ich vergehn, und rosten lassen die Harf' an</l><lb/> <l>der Eiche,</l><lb/> <l>Rauschte die Leyer Homers mir nicht durch den</l><lb/> <l>ewigen Lorbeer,</l><lb/> <l>Lispelte nicht aus verwitternden Eichen die Harfe</l><lb/> <l>von Cona:</l><lb/> <l>„Alles vergeht! Es vergeht der Held und des Hel-</l><lb/> <l>den Denkmal.</l><lb/> <l>„Aber die Stimme des Liedes mag nimmer verhallen,</l><lb/> <l>verklingen,</l><lb/> <l>„Nimmer der Saiten Klang, die Phöbos weihet' und</l><lb/> <l>Braga!“</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [40/0056]
Alles vergeht. Es vergeht der Held und des Helden
Denkmal.
Hügel des weissen Gesteins, der tausendjährigen
Eiche
Grauer Nährer, du wölkst mit Wehmuth die Seele.
Mir rieseln
Thränen die Wangen hinab, mit den Tropfen des
thauenden Spätroths.
Alles vergeht! Es vergeht der Held und des Helden
Denkmal.
Ach, nicht trösten würd' ich mich können; in mü-
ssigem Grame
Würd' ich vergehn, und rosten lassen die Harf' an
der Eiche,
Rauschte die Leyer Homers mir nicht durch den
ewigen Lorbeer,
Lispelte nicht aus verwitternden Eichen die Harfe
von Cona:
„Alles vergeht! Es vergeht der Held und des Hel-
den Denkmal.
„Aber die Stimme des Liedes mag nimmer verhallen,
verklingen,
„Nimmer der Saiten Klang, die Phöbos weihet' und
Braga!“
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