Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.O welche Ruh, o welcher tiefste Friede, Umsäuselt mich in eurem Schooss! Ihr heilt des Wallers Lebensmüde, Und söhnt ihn aus mit seinem Thränenloos. Der erste Strahl der froherwachten Sonne Küsst mich zu jungen Freuden wach, Und ein Geflecht von ächter Lebenswonne Umschlingt den vollgenossnen Tag. O, möchte doch der Abend meiner Tage In euren Schatten mir verwehn! In euren Schatten wehmuthvoller Klage, Mir meine Sonne niedergehn! O, wehte wenigstens auf meinen Aschenhügel Der Herbstwind euer röthlich Laub, Und mischete des Sommerhauches Flügel Mit eurem stillen Staube meinen Staub! O welche Ruh, o welcher tiefste Friede, Umsäuselt mich in eurem Schooss! Ihr heilt des Wallers Lebensmüde, Und söhnt ihn aus mit seinem Thränenloos. Der erste Strahl der froherwachten Sonne Küsst mich zu jungen Freuden wach, Und ein Geflecht von ächter Lebenswonne Umschlingt den vollgenossnen Tag. O, möchte doch der Abend meiner Tage In euren Schatten mir verwehn! In euren Schatten wehmuthvoller Klage, Mir meine Sonne niedergehn! O, wehte wenigstens auf meinen Aschenhügel Der Herbstwind euer röthlich Laub, Und mischete des Sommerhauches Flügel Mit eurem stillen Staube meinen Staub! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0068" n="52"/> </l> <lg n="3"> <l>O welche Ruh, o welcher tiefste Friede,</l><lb/> <l>Umsäuselt mich in eurem Schooss!</l><lb/> <l>Ihr heilt des Wallers Lebensmüde,</l><lb/> <l>Und söhnt ihn aus mit seinem Thränenloos.</l><lb/> <l>Der erste Strahl der froherwachten Sonne</l><lb/> <l>Küsst mich zu jungen Freuden wach,</l><lb/> <l>Und ein Geflecht von ächter Lebenswonne</l><lb/> <l>Umschlingt den vollgenossnen Tag.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>O, möchte doch der Abend meiner Tage</l><lb/> <l>In euren Schatten mir verwehn!</l><lb/> <l>In euren Schatten wehmuthvoller Klage,</l><lb/> <l>Mir meine Sonne niedergehn!</l><lb/> <l>O, wehte wenigstens auf meinen Aschenhügel</l><lb/> <l>Der Herbstwind euer röthlich Laub,</l><lb/> <l>Und mischete des Sommerhauches Flügel</l><lb/> <l>Mit eurem stillen Staube meinen Staub!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [52/0068]
O welche Ruh, o welcher tiefste Friede,
Umsäuselt mich in eurem Schooss!
Ihr heilt des Wallers Lebensmüde,
Und söhnt ihn aus mit seinem Thränenloos.
Der erste Strahl der froherwachten Sonne
Küsst mich zu jungen Freuden wach,
Und ein Geflecht von ächter Lebenswonne
Umschlingt den vollgenossnen Tag.
O, möchte doch der Abend meiner Tage
In euren Schatten mir verwehn!
In euren Schatten wehmuthvoller Klage,
Mir meine Sonne niedergehn!
O, wehte wenigstens auf meinen Aschenhügel
Der Herbstwind euer röthlich Laub,
Und mischete des Sommerhauches Flügel
Mit eurem stillen Staube meinen Staub!
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