Es naht in holder Traulichkeit Sich mir in tiefster Dunkelheit So schüchtern und so leise. Es lullt mich wohl in sanfte Ruh, Und haucht im Schlaf mir Träume zu Von wundersüsser Weise.
Ich öffn' ihm sehnend meinen Arm, Und streb', es traut und liebewarm An meine Brust zu drücken. Ich hasch', und hasche leere Luft. Und nichtig, wie ein Nebelduft, Entwallt es meinen Blicken.
Wer bist du, holdes Luftgebild, Das engelhold und engelmild Mit Schmerz und Lust mich tränket? Bist du ein Bothe bessrer Welt, Der mich aus diesem öden Feld In seine Heimath winket?
O fleug voran! Ich folge dir. Bey dir ist Seligkeit, nicht hier. Sprich, wo ich dich erfasse, Und ewig dicht an dich geschmiegt, Und ewig fest an dich gefügt, Dich nimmer, nimmer lasse!
Es naht in holder Traulichkeit Sich mir in tiefster Dunkelheit So schüchtern und so leise. Es lullt mich wohl in sanfte Ruh, Und haucht im Schlaf mir Träume zu Von wundersüsser Weise.
Ich öffn' ihm sehnend meinen Arm, Und streb', es traut und liebewarm An meine Brust zu drücken. Ich hasch', und hasche leere Luft. Und nichtig, wie ein Nebelduft, Entwallt es meinen Blicken.
Wer bist du, holdes Luftgebild, Das engelhold und engelmild Mit Schmerz und Lust mich tränket? Bist du ein Bothe bessrer Welt, Der mich aus diesem öden Feld In seine Heimath winket?
O fleug voran! Ich folge dir. Bey dir ist Seligkeit, nicht hier. Sprich, wo ich dich erfasse, Und ewig dicht an dich geschmiegt, Und ewig fest an dich gefügt, Dich nimmer, nimmer lasse!
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[61/0077]
Es naht in holder Traulichkeit
Sich mir in tiefster Dunkelheit
So schüchtern und so leise.
Es lullt mich wohl in sanfte Ruh,
Und haucht im Schlaf mir Träume zu
Von wundersüsser Weise.
Ich öffn' ihm sehnend meinen Arm,
Und streb', es traut und liebewarm
An meine Brust zu drücken.
Ich hasch', und hasche leere Luft.
Und nichtig, wie ein Nebelduft,
Entwallt es meinen Blicken.
Wer bist du, holdes Luftgebild,
Das engelhold und engelmild
Mit Schmerz und Lust mich tränket?
Bist du ein Bothe bessrer Welt,
Der mich aus diesem öden Feld
In seine Heimath winket?
O fleug voran! Ich folge dir.
Bey dir ist Seligkeit, nicht hier.
Sprich, wo ich dich erfasse,
Und ewig dicht an dich geschmiegt,
Und ewig fest an dich gefügt,
Dich nimmer, nimmer lasse!
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/77>, abgerufen am 16.02.2025.
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