Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Die Nacht durchirr' ich auf dem Gottesacker Jutta. Wenn bleich der Mond durch Silberwolken weint Und nicht'ge Schatten mir vorüber beben, Wenn süsse Träume, die der Tag verneint, Aus Seid' und Gold' die luft'gen Elfen weben; Wenn Richard dann mir bleich und kalt erscheint -- Wohl bleich und kalt will ich ihn doch um- fassen, Will ihm im kalten Arm auf bleicher Lipp' er- blassen. Eleonore. Krystallner Strom, wie mancher Knapp' und Knecht Mag bald vielleicht an deinen Ufern bluten! Ach dann heisst Rudborn Rudborns-Strom mit Recht. Das Blut der Helden färbt die rothen Fluthen. Lass, Schwester, eh' zu sehr der Gram uns schwächt, Das Schicksal unsrer Trauten uns ergründes. Lass uns, wenn nicht sie selbst, doch ihre Leichen finden -- -- Die Nacht durchirr' ich auf dem Gottesacker Jutta. Wenn bleich der Mond durch Silberwolken weint Und nicht'ge Schatten mir vorüber beben, Wenn süſse Träume, die der Tag verneint, Aus Seid' und Gold' die luft'gen Elfen weben; Wenn Richard dann mir bleich und kalt erscheint — Wohl bleich und kalt will ich ihn doch um- fassen, Will ihm im kalten Arm auf bleicher Lipp' er- blassen. Eleonore. Krystallner Strom, wie mancher Knapp' und Knecht Mag bald vielleicht an deinen Ufern bluten! Ach dann heiſst Rudborn Rudborns-Strom mit Recht. Das Blut der Helden färbt die rothen Fluthen. Laſs, Schwester, eh' zu sehr der Gram uns schwächt, Das Schicksal unsrer Trauten uns ergründes. Laſs uns, wenn nicht sie selbst, doch ihre Leichen finden — — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg> <lg n="3"> <pb facs="#f0106" n="86"/> <l>Die Nacht durchirr' ich auf dem Gottesacker</l><lb/> <l>Und mein schwermüthig Lied stöhrt alle Geister<lb/> wacker.</l> </lg> </lg><lb/> <lg> <head>Jutta.</head><lb/> <lg n="4"> <l>Wenn bleich der Mond durch Silberwolken<lb/> weint</l><lb/> <l>Und nicht'ge Schatten mir vorüber beben,</l><lb/> <l>Wenn süſse Träume, die der Tag verneint,</l><lb/> <l>Aus Seid' und Gold' die luft'gen Elfen weben;</l><lb/> <l>Wenn Richard dann mir bleich und kalt erscheint —</l><lb/> <l>Wohl bleich und kalt will ich ihn doch um-<lb/> fassen,</l><lb/> <l>Will ihm im kalten Arm auf bleicher Lipp' er-<lb/> blassen.</l> </lg> </lg><lb/> <lg> <head>Eleonore.</head><lb/> <lg n="5"> <l>Krystallner Strom, wie mancher Knapp' und<lb/> Knecht</l><lb/> <l>Mag bald vielleicht an deinen Ufern bluten!</l><lb/> <l>Ach dann heiſst Rudborn Rudborns-Strom mit<lb/> Recht.</l><lb/> <l>Das Blut der Helden färbt die rothen Fluthen.</l><lb/> <l>Laſs, Schwester, eh' zu sehr der Gram uns<lb/> schwächt,</l><lb/> <l>Das Schicksal unsrer Trauten uns ergründes.</l><lb/> <l>Laſs uns, wenn nicht sie selbst, doch ihre Leichen<lb/> finden — —</l> </lg> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0106]
Die Nacht durchirr' ich auf dem Gottesacker
Und mein schwermüthig Lied stöhrt alle Geister
wacker.
Jutta.
Wenn bleich der Mond durch Silberwolken
weint
Und nicht'ge Schatten mir vorüber beben,
Wenn süſse Träume, die der Tag verneint,
Aus Seid' und Gold' die luft'gen Elfen weben;
Wenn Richard dann mir bleich und kalt erscheint —
Wohl bleich und kalt will ich ihn doch um-
fassen,
Will ihm im kalten Arm auf bleicher Lipp' er-
blassen.
Eleonore.
Krystallner Strom, wie mancher Knapp' und
Knecht
Mag bald vielleicht an deinen Ufern bluten!
Ach dann heiſst Rudborn Rudborns-Strom mit
Recht.
Das Blut der Helden färbt die rothen Fluthen.
Laſs, Schwester, eh' zu sehr der Gram uns
schwächt,
Das Schicksal unsrer Trauten uns ergründes.
Laſs uns, wenn nicht sie selbst, doch ihre Leichen
finden — —
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