Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Seht ihr diese nichtgen Schaaren. Krieger waren's brav und stark. Feuer füllt' einst ihre Adern, Ihre Knochen Löwenmark. Seht ihr jene höhern Schatten Mit den Blicken starr und stier? Feldherrn waren's, wackrer Vernon, Tapfre Feldherrn einst, wie wir. Her kam ich mit zwanzig Segeln, Lag dem Feind im Angesicht. Doch was stand in meiner Order: "Schlagen, Feldherr, sollst du nicht!" Hätt' ich dich ins Meer geschleudert, Unglücksorder, brav gekämpft, Stadt und Land hätt' ich erobert, Spanien, deinen Stolz gedämpft. Fürchten durft' ich nichts vom Feinde, Den die Feigheit schon bezwang. Zwanzigen wär' leicht gelungen, Was selbstsechstem dir gelang. Nimmer hätte diese Küste Unsre Schande dann geschaut. Nimmer wären unsre Leiber Dann dem öden Meer vertraut. Seht ihr diese nichtgen Schaaren. Krieger waren's brav und stark. Feuer füllt' einst ihre Adern, Ihre Knochen Löwenmark. Seht ihr jene höhern Schatten Mit den Blicken starr und stier? Feldherrn waren's, wackrer Vernon, Tapfre Feldherrn einst, wie wir. Her kam ich mit zwanzig Segeln, Lag dem Feind im Angesicht. Doch was stand in meiner Order: „Schlagen, Feldherr, sollst du nicht!“ Hätt' ich dich ins Meer geschleudert, Unglücksorder, brav gekämpft, Stadt und Land hätt' ich erobert, Spanien, deinen Stolz gedämpft. Fürchten durft' ich nichts vom Feinde, Den die Feigheit schon bezwang. Zwanzigen wär' leicht gelungen, Was selbstsechstem dir gelang. Nimmer hätte diese Küste Unsre Schande dann geschaut. Nimmer wären unsre Leiber Dann dem öden Meer vertraut. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0115" n="95"/> <lg n="5"> <l>Seht ihr diese nichtgen Schaaren.</l><lb/> <l>Krieger waren's brav und stark.</l><lb/> <l>Feuer füllt' einst ihre Adern,</l><lb/> <l>Ihre Knochen Löwenmark.</l><lb/> <l>Seht ihr jene höhern Schatten</l><lb/> <l>Mit den Blicken starr und stier?</l><lb/> <l>Feldherrn waren's, wackrer Vernon,</l><lb/> <l>Tapfre Feldherrn einst, wie wir.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Her kam ich mit zwanzig Segeln,</l><lb/> <l>Lag dem Feind im Angesicht.</l><lb/> <l>Doch was stand in meiner Order:</l><lb/> <l>„Schlagen, Feldherr, sollst du nicht!“</l><lb/> <l>Hätt' ich dich ins Meer geschleudert,</l><lb/> <l>Unglücksorder, brav gekämpft,</l><lb/> <l>Stadt und Land hätt' ich erobert,</l><lb/> <l>Spanien, deinen Stolz gedämpft.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Fürchten durft' ich nichts vom Feinde,</l><lb/> <l>Den die Feigheit schon bezwang.</l><lb/> <l>Zwanzigen wär' leicht gelungen,</l><lb/> <l>Was selbstsechstem dir gelang.</l><lb/> <l>Nimmer hätte diese Küste</l><lb/> <l>Unsre Schande dann geschaut.</l><lb/> <l>Nimmer wären unsre Leiber</l><lb/> <l>Dann dem öden Meer vertraut.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0115]
Seht ihr diese nichtgen Schaaren.
Krieger waren's brav und stark.
Feuer füllt' einst ihre Adern,
Ihre Knochen Löwenmark.
Seht ihr jene höhern Schatten
Mit den Blicken starr und stier?
Feldherrn waren's, wackrer Vernon,
Tapfre Feldherrn einst, wie wir.
Her kam ich mit zwanzig Segeln,
Lag dem Feind im Angesicht.
Doch was stand in meiner Order:
„Schlagen, Feldherr, sollst du nicht!“
Hätt' ich dich ins Meer geschleudert,
Unglücksorder, brav gekämpft,
Stadt und Land hätt' ich erobert,
Spanien, deinen Stolz gedämpft.
Fürchten durft' ich nichts vom Feinde,
Den die Feigheit schon bezwang.
Zwanzigen wär' leicht gelungen,
Was selbstsechstem dir gelang.
Nimmer hätte diese Küste
Unsre Schande dann geschaut.
Nimmer wären unsre Leiber
Dann dem öden Meer vertraut.
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