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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.

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Nimm, Verzagte, denn, nimm alles wieder,
Was ich Köstliches von dir besass.
Deine Schleifen, Locken, Briefe, Lieder;
Auch dein Herz nimm wieder, kannst du das.
Lebe glücklich und damit die Ahnen
Dein sich rühmen, o so freye ja
Solche Farben nur und solche Fahnen,
Die Arkona noch turnieren sah.
Lebe glücklich. Wohl geziemts hienieden,
Herzlos, seellos und glückselig seyn.
Lebe glücklich; und wenn es dem Frieden
Deiner Seele frommt -- vergiss auch mein!
Nicht so leicht fürwahr mag der vergessen,
Der der Erde Edelstes verlohr,
Wenig Mädchen traun! sind würdig dessen,
Den der Mädchen Trefflichstes erkohr.
Auch den Hefenrest von meinen Tagen
Will ich dir und meiner Trauer weihn,
Will des Schicksals Eigensinn verklagen,
Und das Mitleid und die Tröster scheun.
Brechen wird die Schwermuth meiner Jugend
Kaum erschlossne Blüthen, mich geschwind
Einer Welt entwinken, wo die Tugend
Und das Glück in ewgem Kriege sind.
Nimm, Verzagte, denn, nimm alles wieder,
Was ich Köstliches von dir besaſs.
Deine Schleifen, Locken, Briefe, Lieder;
Auch dein Herz nimm wieder, kannst du das.
Lebe glücklich und damit die Ahnen
Dein sich rühmen, o so freye ja
Solche Farben nur und solche Fahnen,
Die Arkona noch turnieren sah.
Lebe glücklich. Wohl geziemts hienieden,
Herzlos, seellos und glückselig seyn.
Lebe glücklich; und wenn es dem Frieden
Deiner Seele frommt — vergiſs auch mein!
Nicht so leicht fürwahr mag der vergessen,
Der der Erde Edelstes verlohr,
Wenig Mädchen traun! sind würdig dessen,
Den der Mädchen Trefflichstes erkohr.
Auch den Hefenrest von meinen Tagen
Will ich dir und meiner Trauer weihn,
Will des Schicksals Eigensinn verklagen,
Und das Mitleid und die Tröster scheun.
Brechen wird die Schwermuth meiner Jugend
Kaum erschloſsne Blüthen, mich geschwind
Einer Welt entwinken, wo die Tugend
Und das Glück in ewgem Kriege sind.
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[276/0302] Nimm, Verzagte, denn, nimm alles wieder, Was ich Köstliches von dir besaſs. Deine Schleifen, Locken, Briefe, Lieder; Auch dein Herz nimm wieder, kannst du das. Lebe glücklich und damit die Ahnen Dein sich rühmen, o so freye ja Solche Farben nur und solche Fahnen, Die Arkona noch turnieren sah. Lebe glücklich. Wohl geziemts hienieden, Herzlos, seellos und glückselig seyn. Lebe glücklich; und wenn es dem Frieden Deiner Seele frommt — vergiſs auch mein! Nicht so leicht fürwahr mag der vergessen, Der der Erde Edelstes verlohr, Wenig Mädchen traun! sind würdig dessen, Den der Mädchen Trefflichstes erkohr. Auch den Hefenrest von meinen Tagen Will ich dir und meiner Trauer weihn, Will des Schicksals Eigensinn verklagen, Und das Mitleid und die Tröster scheun. Brechen wird die Schwermuth meiner Jugend Kaum erschloſsne Blüthen, mich geschwind Einer Welt entwinken, wo die Tugend Und das Glück in ewgem Kriege sind.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/302>, abgerufen am 17.05.2024.