Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Und sieh dem Hayn entschwebte Ein Mägdlein sonnenklar. Ein weisser Schleyer webte Um ihr nussbraunes Haar. Ihr Auge feucht und schimmernd Umfloss ätherisch Blau. Die Wimpern nässte flimmernd Der Wehmuth Perlenthau. Ein traurend Lächeln schwebte Um ihren süssen Mund. Sie schauerte, sie bebte. Ihr Auge thränenwund, Ihr Hinschaun liebesehnend, So wähnt' ich, suchte mich. Wer war wie ich so wähnend, So selig wer, wie ich! Ich auf sie zu umfassen -- Und ach! sie trat zurück. Ich sah sie schnell erblassen, Und trüber ward ihr Blick. Sie sah mich an so innig, Sie wies mit ihrer Hand Erhaben und tiefsinnig Gen Himmel, und verschwand. Und sieh dem Hayn entschwebte Ein Mägdlein sonnenklar. Ein weisser Schleyer webte Um ihr nuſsbraunes Haar. Ihr Auge feucht und schimmernd Umfloſs ätherisch Blau. Die Wimpern näſste flimmernd Der Wehmuth Perlenthau. Ein traurend Lächeln schwebte Um ihren süſsen Mund. Sie schauerte, sie bebte. Ihr Auge thränenwund, Ihr Hinschaun liebesehnend, So wähnt' ich, suchte mich. Wer war wie ich so wähnend, So selig wer, wie ich! Ich auf sie zu umfassen — Und ach! sie trat zurück. Ich sah sie schnell erblassen, Und trüber ward ihr Blick. Sie sah mich an so innig, Sie wies mit ihrer Hand Erhaben und tiefsinnig Gen Himmel, und verschwand. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0305" n="279"/> <lg n="2"> <l>Und sieh dem Hayn entschwebte</l><lb/> <l>Ein Mägdlein sonnenklar.</l><lb/> <l>Ein weisser Schleyer webte</l><lb/> <l>Um ihr nuſsbraunes Haar.</l><lb/> <l>Ihr Auge feucht und schimmernd</l><lb/> <l>Umfloſs ätherisch Blau.</l><lb/> <l>Die Wimpern näſste flimmernd</l><lb/> <l>Der Wehmuth Perlenthau.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ein traurend Lächeln schwebte</l><lb/> <l>Um ihren süſsen Mund.</l><lb/> <l>Sie schauerte, sie bebte.</l><lb/> <l>Ihr Auge thränenwund,</l><lb/> <l>Ihr Hinschaun liebesehnend,</l><lb/> <l>So wähnt' ich, suchte mich.</l><lb/> <l>Wer war wie ich so wähnend,</l><lb/> <l>So selig wer, wie ich!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ich auf sie zu umfassen —</l><lb/> <l>Und ach! sie trat zurück.</l><lb/> <l>Ich sah sie schnell erblassen,</l><lb/> <l>Und trüber ward ihr Blick.</l><lb/> <l>Sie sah mich an so innig,</l><lb/> <l>Sie wies mit ihrer Hand</l><lb/> <l>Erhaben und tiefsinnig</l><lb/> <l>Gen Himmel, und verschwand.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [279/0305]
Und sieh dem Hayn entschwebte
Ein Mägdlein sonnenklar.
Ein weisser Schleyer webte
Um ihr nuſsbraunes Haar.
Ihr Auge feucht und schimmernd
Umfloſs ätherisch Blau.
Die Wimpern näſste flimmernd
Der Wehmuth Perlenthau.
Ein traurend Lächeln schwebte
Um ihren süſsen Mund.
Sie schauerte, sie bebte.
Ihr Auge thränenwund,
Ihr Hinschaun liebesehnend,
So wähnt' ich, suchte mich.
Wer war wie ich so wähnend,
So selig wer, wie ich!
Ich auf sie zu umfassen —
Und ach! sie trat zurück.
Ich sah sie schnell erblassen,
Und trüber ward ihr Blick.
Sie sah mich an so innig,
Sie wies mit ihrer Hand
Erhaben und tiefsinnig
Gen Himmel, und verschwand.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |