Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802."Sieh, um dein Lager wankt der Schatten bleiche I. 2. Hoch auf der Klippe, deren stolze Braue Ernst niederschaut auf Conway's hohlen Strand, Stand Leofric, der Hagre, Grause, Graue. In langen Falten floss um ihn sein Schneegewand. Es flog im Sturm, nach Meteorenart, Sein straubicht Haar, sein wildverwachsner Bart. Mit Meisterhand und mit Prophetenfeuer Regt er den tiefsten Gram der scherzentwöhnten Leyer. "Horch, horch, wie nieder in des Waldstroms Schluft "Die Rieseneiche stöhnt, mit ihr die Uferkluft. „Sieh, um dein Lager wankt der Schatten bleiche I. 2. Hoch auf der Klippe, deren stolze Braue Ernst niederschaut auf Conway's hohlen Strand, Stand Leofric, der Hagre, Grause, Graue. In langen Falten floſs um ihn sein Schneegewand. Es flog im Sturm, nach Meteorenart, Sein straubicht Haar, sein wildverwachsner Bart. Mit Meisterhand und mit Prophetenfeuer Regt er den tiefsten Gram der scherzentwöhnten Leyer. „Horch, horch, wie nieder in des Waldstroms Schluft „Die Rieseneiche stöhnt, mit ihr die Uferkluft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0058" n="38"/> <l>„Sieh, um dein Lager wankt der Schatten bleiche<lb/> Schaar.</l><lb/> <l>„Entsetzen eis't dein Blut und Grausen sträubt dein<lb/> Haar.“ —</l><lb/> <l>So scholl's, als Edward's Heer des Snowdon schroffen<lb/> Nacken</l><lb/> <l>Sich mühsam niederwand vom steilsten Felsenzacken.</l><lb/> <l>Ein Donner scholl's herab. Von kaltem Graun er-<lb/> faſst</l><lb/> <l>Vernimmt den strengen Fluch der König und erblaſst.</l><lb/> <l>Der kecke Gloster fühlt der Sehnen Kraft erschlaffen.</l><lb/> <l>Den Speer schwingt Mortimer, und ruft: Zun Waf-<lb/> fen! Zun Waffen!</l> </lg> </lg><lb/> <lg> <head>I. 2.</head><lb/> <lg n="2"> <l>Hoch auf der Klippe, deren stolze Braue</l><lb/> <l>Ernst niederschaut auf Conway's hohlen Strand,</l><lb/> <l>Stand Leofric, der Hagre, Grause, Graue.</l><lb/> <l>In langen Falten floſs um ihn sein Schneegewand.</l><lb/> <l>Es flog im Sturm, nach Meteorenart,</l><lb/> <l>Sein straubicht Haar, sein wildverwachsner Bart.</l><lb/> <l>Mit Meisterhand und mit Prophetenfeuer</l><lb/> <l>Regt er den tiefsten Gram der scherzentwöhnten<lb/> Leyer.</l><lb/> <l>„Horch, horch, wie nieder in des Waldstroms<lb/> Schluft</l><lb/> <l>„Die Rieseneiche stöhnt, mit ihr die Uferkluft.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0058]
„Sieh, um dein Lager wankt der Schatten bleiche
Schaar.
„Entsetzen eis't dein Blut und Grausen sträubt dein
Haar.“ —
So scholl's, als Edward's Heer des Snowdon schroffen
Nacken
Sich mühsam niederwand vom steilsten Felsenzacken.
Ein Donner scholl's herab. Von kaltem Graun er-
faſst
Vernimmt den strengen Fluch der König und erblaſst.
Der kecke Gloster fühlt der Sehnen Kraft erschlaffen.
Den Speer schwingt Mortimer, und ruft: Zun Waf-
fen! Zun Waffen!
I. 2.
Hoch auf der Klippe, deren stolze Braue
Ernst niederschaut auf Conway's hohlen Strand,
Stand Leofric, der Hagre, Grause, Graue.
In langen Falten floſs um ihn sein Schneegewand.
Es flog im Sturm, nach Meteorenart,
Sein straubicht Haar, sein wildverwachsner Bart.
Mit Meisterhand und mit Prophetenfeuer
Regt er den tiefsten Gram der scherzentwöhnten
Leyer.
„Horch, horch, wie nieder in des Waldstroms
Schluft
„Die Rieseneiche stöhnt, mit ihr die Uferkluft.
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