Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802."Du magst wohl gehn in den grünen Wald "Wo die schönen Blümlein stehn." -- "Doch wecke dein jüngstes Schwesterlein auf "Und lass es mit dir gehn." -- "Ach Mutter, herzliebe Mutter, "Gar lustig ists am Strand. "Vergönnt mir zu gehn an das Wasser, "Auf dem schönen weissen Sand." -- "Du magst wohl gehn an das Wasser, "Auf dem schönen weissen Sand. "Doch wecke dein jüngstes Brüderchen auf "Und nimm es mit an Strand." -- "Mein Bruder und meine Schwester "Sie haben noch keinen Verstand. "Sie pflücken die schönsten Blumen ab "Und füllen die Schuhe mit Sand!" Die Jungfrau schied von dannen Ging traurig an den Strand. Da fand sie wohl einen Fischer Der fischete hart am Land. "Gott grüss euch, herzlieber Fischer, "Was bracht' euch euer Fang? "Habt ihr nicht gefischt einen Königssohn, "Den die wilde Fluth verschlang?" -- „Du magst wohl gehn in den grünen Wald „Wo die schönen Blümlein stehn.“ — „Doch wecke dein jüngstes Schwesterlein auf „Und laſs es mit dir gehn.“ — „Ach Mutter, herzliebe Mutter, „Gar lustig ists am Strand. „Vergönnt mir zu gehn an das Wasser, „Auf dem schönen weissen Sand.“ — „Du magst wohl gehn an das Wasser, „Auf dem schönen weissen Sand. „Doch wecke dein jüngstes Brüderchen auf „Und nimm es mit an Strand.“ — „Mein Bruder und meine Schwester „Sie haben noch keinen Verstand. „Sie pflücken die schönsten Blumen ab „Und füllen die Schuhe mit Sand!“ Die Jungfrau schied von dannen Ging traurig an den Strand. Da fand sie wohl einen Fischer Der fischete hart am Land. „Gott grüſs euch, herzlieber Fischer, „Was bracht' euch euer Fang? „Habt ihr nicht gefischt einen Königssohn, „Den die wilde Fluth verschlang?“ — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0092" n="72"/> <lg n="10"> <l>„Du magst wohl gehn in den grünen Wald</l><lb/> <l>„Wo die schönen Blümlein stehn.“ —</l><lb/> <l>„Doch wecke dein jüngstes Schwesterlein auf</l><lb/> <l>„Und laſs es mit dir gehn.“ —</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>„Ach Mutter, herzliebe Mutter,</l><lb/> <l>„Gar lustig ists am Strand.</l><lb/> <l>„Vergönnt mir zu gehn an das Wasser,</l><lb/> <l>„Auf dem schönen weissen Sand.“ —</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>„Du magst wohl gehn an das Wasser,</l><lb/> <l>„Auf dem schönen weissen Sand.</l><lb/> <l>„Doch wecke dein jüngstes Brüderchen auf</l><lb/> <l>„Und nimm es mit an Strand.“ —</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>„Mein Bruder und meine Schwester</l><lb/> <l>„Sie haben noch keinen Verstand.</l><lb/> <l>„Sie pflücken die schönsten Blumen ab</l><lb/> <l>„Und füllen die Schuhe mit Sand!“</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Die Jungfrau schied von dannen</l><lb/> <l>Ging traurig an den Strand.</l><lb/> <l>Da fand sie wohl einen Fischer</l><lb/> <l>Der fischete hart am Land.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>„Gott grüſs euch, herzlieber Fischer,</l><lb/> <l>„Was bracht' euch euer Fang?</l><lb/> <l>„Habt ihr nicht gefischt einen Königssohn,</l><lb/> <l>„Den die wilde Fluth verschlang?“ —</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0092]
„Du magst wohl gehn in den grünen Wald
„Wo die schönen Blümlein stehn.“ —
„Doch wecke dein jüngstes Schwesterlein auf
„Und laſs es mit dir gehn.“ —
„Ach Mutter, herzliebe Mutter,
„Gar lustig ists am Strand.
„Vergönnt mir zu gehn an das Wasser,
„Auf dem schönen weissen Sand.“ —
„Du magst wohl gehn an das Wasser,
„Auf dem schönen weissen Sand.
„Doch wecke dein jüngstes Brüderchen auf
„Und nimm es mit an Strand.“ —
„Mein Bruder und meine Schwester
„Sie haben noch keinen Verstand.
„Sie pflücken die schönsten Blumen ab
„Und füllen die Schuhe mit Sand!“
Die Jungfrau schied von dannen
Ging traurig an den Strand.
Da fand sie wohl einen Fischer
Der fischete hart am Land.
„Gott grüſs euch, herzlieber Fischer,
„Was bracht' euch euer Fang?
„Habt ihr nicht gefischt einen Königssohn,
„Den die wilde Fluth verschlang?“ —
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Zitationshilfe: | Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/92>, abgerufen am 16.02.2025. |