Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.ni seine halsbrechenden Reiterkünste zeigt, wo am Abend ni seine halsbrechenden Reiterkuͤnste zeigt, wo am Abend <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0106" n="102"/> ni seine halsbrechenden Reiterkuͤnste zeigt, wo am Abend<lb/> die Geister erscheinen, und wo mit einem Wort fruͤh und<lb/> spaͤt Tausenderlei zu begaffen ist. Da <hi rendition="#g">steht</hi> fuͤr einige<lb/> Augenblicke eine wandelnde Bude mit alten Tapeten be-<lb/> haͤngt, in welcher mein lieber Pulcinello sich mit dem Teu-<lb/> fel balgt. Zwei Taschenspieler locken zu beiden Seiten,<lb/> der hier durch den gewoͤhnlichen <hi rendition="#g">Becher,</hi> der andere durch<lb/> noch gewoͤhnlichere <hi rendition="#g">Karten-Kunststuͤckchen.</hi> — Weit<lb/> groͤßern Zulauf hat ein Mensch, dessen ganzer Apparat<lb/> in einem Kohlbecken voll gluͤhender Kohlen, und etwa ei-<lb/> nem Dutzend an Drath befestigten kleinen Stuͤcken <hi rendition="#g">Asbest</hi><lb/> bestehen. Er faͤngt damit an, daß er mit großer Suade die<lb/> Expedition nach Egypten erzaͤhlt, (die zugleich sein Nach-<lb/> bar in einem Guckkasten den Schaulustigen praͤsentirt),<lb/> welche Heldenthaten mit seiner Huͤlfe dort gegen Mamelu-<lb/> cken und Krokodille ausgefuͤhrt worden, und wie er einst<lb/> einem Erschlagenen das Hemd ausgezogen, und wie er ge-<lb/> funden, daß dasselbe nicht aus gewoͤhnlicher Leinwand,<lb/> sondern aus <hi rendition="#g">gesponnenem</hi> Stein bestehe, dessen sich<lb/> die Egyptier aus Bequemlichkeit bedienen, weil sie auf die-<lb/> se Weise ihre Hemden nicht zu waschen und zu trocknen<lb/> brauchen, sondern sie nur Abends in den Kamin werfen<lb/> und des Morgens weiß wie Schnee wieder hervorziehen.<lb/> Um nun von der Wahrheit seiner Erzaͤhlung die Zuschauer<lb/> sinnlich zu uͤberzeugen, ergreift er eine von den Nadeln, an<lb/> welche er ein Proͤbchen Asbest hat, wendet es im<lb/> Gassenkoth so lange hin und her, bis man nichts Weißes<lb/> mehr daran sieht, wirft es dann in das Kohlenbecken, faͤhrt<lb/> fort, waͤhrend es durchgluͤht, den Zuschauern vorzuschwa-<lb/> droniren, und zieht es nach wenigen Minuten, zum gros-<lb/> sen Erstaunen aller Umstehenden, ganz gereinigt aus dem<lb/> Feuer. — Einer meiner Nachbarn, der ein lustiger Kautz<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0106]
ni seine halsbrechenden Reiterkuͤnste zeigt, wo am Abend
die Geister erscheinen, und wo mit einem Wort fruͤh und
spaͤt Tausenderlei zu begaffen ist. Da steht fuͤr einige
Augenblicke eine wandelnde Bude mit alten Tapeten be-
haͤngt, in welcher mein lieber Pulcinello sich mit dem Teu-
fel balgt. Zwei Taschenspieler locken zu beiden Seiten,
der hier durch den gewoͤhnlichen Becher, der andere durch
noch gewoͤhnlichere Karten-Kunststuͤckchen. — Weit
groͤßern Zulauf hat ein Mensch, dessen ganzer Apparat
in einem Kohlbecken voll gluͤhender Kohlen, und etwa ei-
nem Dutzend an Drath befestigten kleinen Stuͤcken Asbest
bestehen. Er faͤngt damit an, daß er mit großer Suade die
Expedition nach Egypten erzaͤhlt, (die zugleich sein Nach-
bar in einem Guckkasten den Schaulustigen praͤsentirt),
welche Heldenthaten mit seiner Huͤlfe dort gegen Mamelu-
cken und Krokodille ausgefuͤhrt worden, und wie er einst
einem Erschlagenen das Hemd ausgezogen, und wie er ge-
funden, daß dasselbe nicht aus gewoͤhnlicher Leinwand,
sondern aus gesponnenem Stein bestehe, dessen sich
die Egyptier aus Bequemlichkeit bedienen, weil sie auf die-
se Weise ihre Hemden nicht zu waschen und zu trocknen
brauchen, sondern sie nur Abends in den Kamin werfen
und des Morgens weiß wie Schnee wieder hervorziehen.
Um nun von der Wahrheit seiner Erzaͤhlung die Zuschauer
sinnlich zu uͤberzeugen, ergreift er eine von den Nadeln, an
welche er ein Proͤbchen Asbest hat, wendet es im
Gassenkoth so lange hin und her, bis man nichts Weißes
mehr daran sieht, wirft es dann in das Kohlenbecken, faͤhrt
fort, waͤhrend es durchgluͤht, den Zuschauern vorzuschwa-
droniren, und zieht es nach wenigen Minuten, zum gros-
sen Erstaunen aller Umstehenden, ganz gereinigt aus dem
Feuer. — Einer meiner Nachbarn, der ein lustiger Kautz
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