Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.oft sogar vor Hungersnoth schützen kann. Nun ist aber Gotha. Des wackern Salzmanns Jnstitut zu Schnepfenthal oft sogar vor Hungersnoth schuͤtzen kann. Nun ist aber Gotha. Des wackern Salzmanns Jnstitut zu Schnepfenthal <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="8"/><hi rendition="#g">oft</hi> sogar vor Hungersnoth schuͤtzen kann. Nun ist aber<lb/> die <hi rendition="#g">Unterhaltung</hi> der freistehenden Obstbaͤume zu we-<lb/> nig mit dem Jnteresse der Forst- oder Wegebeamten ver-<lb/> knuͤpft, als daß man von <hi rendition="#g">diesen</hi> die hoͤchste Sorgfalt<lb/> erwarten duͤrfte; daher gehen besonders viele tausend <hi rendition="#g">jun-<lb/> ge</hi> Staͤmme zu Grunde, die noch so manchem Muthwillen<lb/> unterworfen sind. Wie, wenn ein Gesetz <hi rendition="#g">jedem</hi> Bauer<lb/> auflegte, <hi rendition="#g">jedesmal</hi> wenn ihm ein Kind geboren wird,<lb/> einen Obstbaum an den Weg zu pflanzen, der, mit einer<lb/> Nummer bezeichnet, zwar sein Eigenthum bliebe, den er<lb/> aber auch groß zu ziehen <hi rendition="#g">schuldig</hi> waͤre? Welch eine klei-<lb/> ne, mit keinen Kosten verknuͤpfte Muͤhe, gegen den un-<lb/> geheuren Vortheil, wenn ein Land in jedem Jahre ei-<lb/> nen eben so großen Zuwachs an Obstbaͤumen, als an Kin-<lb/> dern erhielte! Der Ertrag fuͤr die Zukunft ließe sich nicht<lb/> berechnen. Das ganze Land wuͤrde bald einem Garten<lb/> gleichen, und dieser Garten wuͤrde eine Art von Kalender<lb/> fuͤr die Bauern seyn, und jeder Baum wuͤrde seinen ei-<lb/> genen Freund und Beschuͤtzer haben, mit dem er heran-<lb/> wuͤchse, der ihn lieben und pflegen wuͤrde. Mich duͤnkt,<lb/> die Jdee hat, außer dem Nuͤtzlichen, auch viel Lachendes,<lb/><hi rendition="#g">was in der That eben nicht bei vielen</hi> kamera-<lb/> listischen Jdeen der Fall ist.</p><lb/> <p>Gotha.</p><lb/> <p>Des wackern Salzmanns Jnstitut zu Schnepfenthal<lb/> (von welchem ich aus Erfahrung ruͤhmen kann, daß es<lb/> die Herzen der Juͤnglinge fuͤr alles Gute und Schoͤne em-<lb/> pfaͤnglich macht und erhaͤlt) bluͤht noch immer vor-<lb/> mals, und seine Bluͤthen geben manchem Lande reife Fruͤch-<lb/> te. Weniger Gutes laͤßt sich in mancher Hinsicht von den<lb/><hi rendition="#g">weiblichen</hi> Erziehungs- Jnstituten sagen, an welchen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0012]
oft sogar vor Hungersnoth schuͤtzen kann. Nun ist aber
die Unterhaltung der freistehenden Obstbaͤume zu we-
nig mit dem Jnteresse der Forst- oder Wegebeamten ver-
knuͤpft, als daß man von diesen die hoͤchste Sorgfalt
erwarten duͤrfte; daher gehen besonders viele tausend jun-
ge Staͤmme zu Grunde, die noch so manchem Muthwillen
unterworfen sind. Wie, wenn ein Gesetz jedem Bauer
auflegte, jedesmal wenn ihm ein Kind geboren wird,
einen Obstbaum an den Weg zu pflanzen, der, mit einer
Nummer bezeichnet, zwar sein Eigenthum bliebe, den er
aber auch groß zu ziehen schuldig waͤre? Welch eine klei-
ne, mit keinen Kosten verknuͤpfte Muͤhe, gegen den un-
geheuren Vortheil, wenn ein Land in jedem Jahre ei-
nen eben so großen Zuwachs an Obstbaͤumen, als an Kin-
dern erhielte! Der Ertrag fuͤr die Zukunft ließe sich nicht
berechnen. Das ganze Land wuͤrde bald einem Garten
gleichen, und dieser Garten wuͤrde eine Art von Kalender
fuͤr die Bauern seyn, und jeder Baum wuͤrde seinen ei-
genen Freund und Beschuͤtzer haben, mit dem er heran-
wuͤchse, der ihn lieben und pflegen wuͤrde. Mich duͤnkt,
die Jdee hat, außer dem Nuͤtzlichen, auch viel Lachendes,
was in der That eben nicht bei vielen kamera-
listischen Jdeen der Fall ist.
Gotha.
Des wackern Salzmanns Jnstitut zu Schnepfenthal
(von welchem ich aus Erfahrung ruͤhmen kann, daß es
die Herzen der Juͤnglinge fuͤr alles Gute und Schoͤne em-
pfaͤnglich macht und erhaͤlt) bluͤht noch immer vor-
mals, und seine Bluͤthen geben manchem Lande reife Fruͤch-
te. Weniger Gutes laͤßt sich in mancher Hinsicht von den
weiblichen Erziehungs- Jnstituten sagen, an welchen
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