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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.

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Jnschrift, von welcher man behauptet, daß sie Mar-
montel zum Verfasser habe, ist so einfach schön, daß
ich sie gern abschreibe:

Hic
Sub eodem Marmore jacent
Hujus monasterii
Conditor Petrus Abaelardus
Et Abbatissa prima Heloisa,
Olim studiis, ingenio, amore, infaustis nuptiis
Et poenitentia,
Nunc aeterna, quod speramus, Felicitate
conjuncti.
Hier
ruhn unter demselben Marmor
dieses Klosters
Erster Erbauer Peter Abelard
Und erste Aebtissinn Heloise,
Vormals durch forschenden Geist, Liebe, unglückliche Ehe
Und Reue
Jetzt, so hoffen wir, durch ewige Glückseligkeit
vereinigt.

Jedes liebende Paar, das so glücklich ist, Hand
in Hand die tausend Merkwürdigkeiten von Paris zu
besuchen, sollte an diesem Grabe den Schwur der
Treue erneuen. Dann mag es im Vorübergehen einen
verächtlichen Blick auf jenen Grabstein werfen, der die
Gebeine des Abbe Adam, Abelards Verfolgers, deckte.
Dieser blinde Eiferer war es, der als Abt von St. De-
nis den Philosophen einsperren ließ, weil er gewagt
hatte, die unerhörte Ketzerei zu äußern: die Knochen,
welche man zu St. Denis als Reliquien aufbewahre,
seyen nicht die wahren Knochen des heiligen Denis, des
Areopagisten, der nie nach Frankreich gekommen.

Jnschrift, von welcher man behauptet, daß sie Mar-
montel zum Verfasser habe, ist so einfach schoͤn, daß
ich sie gern abschreibe:

Hic
Sub eodem Marmore jacent
Hujus monasterii
Conditor Petrus Abaelardus
Et Abbatissa prima Heloisa,
Olim studiis, ingenio, amore, infaustis nuptiis
Et poenitentia,
Nunc aeterna, quod speramus, Felicitate
conjuncti.
Hier
ruhn unter demselben Marmor
dieses Klosters
Erster Erbauer Peter Abelard
Und erste Aebtissinn Heloise,
Vormals durch forschenden Geist, Liebe, ungluͤckliche Ehe
Und Reue
Jetzt, so hoffen wir, durch ewige Gluͤckseligkeit
vereinigt.

Jedes liebende Paar, das so gluͤcklich ist, Hand
in Hand die tausend Merkwuͤrdigkeiten von Paris zu
besuchen, sollte an diesem Grabe den Schwur der
Treue erneuen. Dann mag es im Voruͤbergehen einen
veraͤchtlichen Blick auf jenen Grabstein werfen, der die
Gebeine des Abbe Adam, Abelards Verfolgers, deckte.
Dieser blinde Eiferer war es, der als Abt von St. De-
nis den Philosophen einsperren ließ, weil er gewagt
hatte, die unerhoͤrte Ketzerei zu aͤußern: die Knochen,
welche man zu St. Denis als Reliquien aufbewahre,
seyen nicht die wahren Knochen des heiligen Denis, des
Areopagisten, der nie nach Frankreich gekommen.

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</TEI>
[124/0128] Jnschrift, von welcher man behauptet, daß sie Mar- montel zum Verfasser habe, ist so einfach schoͤn, daß ich sie gern abschreibe: Hic Sub eodem Marmore jacent Hujus monasterii Conditor Petrus Abaelardus Et Abbatissa prima Heloisa, Olim studiis, ingenio, amore, infaustis nuptiis Et poenitentia, Nunc aeterna, quod speramus, Felicitate conjuncti. Hier ruhn unter demselben Marmor dieses Klosters Erster Erbauer Peter Abelard Und erste Aebtissinn Heloise, Vormals durch forschenden Geist, Liebe, ungluͤckliche Ehe Und Reue Jetzt, so hoffen wir, durch ewige Gluͤckseligkeit vereinigt. Jedes liebende Paar, das so gluͤcklich ist, Hand in Hand die tausend Merkwuͤrdigkeiten von Paris zu besuchen, sollte an diesem Grabe den Schwur der Treue erneuen. Dann mag es im Voruͤbergehen einen veraͤchtlichen Blick auf jenen Grabstein werfen, der die Gebeine des Abbe Adam, Abelards Verfolgers, deckte. Dieser blinde Eiferer war es, der als Abt von St. De- nis den Philosophen einsperren ließ, weil er gewagt hatte, die unerhoͤrte Ketzerei zu aͤußern: die Knochen, welche man zu St. Denis als Reliquien aufbewahre, seyen nicht die wahren Knochen des heiligen Denis, des Areopagisten, der nie nach Frankreich gekommen.

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/128>, abgerufen am 23.11.2024.