Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.O Parnasse! Fremis de douleur et d'effroi: Hier Büffon, der edle Malesherbes, d'Alembert Welch' ein Genuß für ein denkendes, empfindendes Sehr löblich ist des Stifters Bemühen, das ganze O Parnasse! Frémis de douleur et d'effroi: Hier Buͤffon, der edle Malesherbes, d'Alembert Welch' ein Genuß fuͤr ein denkendes, empfindendes Sehr loͤblich ist des Stifters Bemuͤhen, das ganze <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0141" n="137"/> <p>O Parnasse! Frémis de douleur et d'effroi:<lb/> Pleurez, Muses, brisez vos lyres immortelles;<lb/> Toi dont il fatigua les cent voix et les ailes,<lb/> Dis que Voltaire est mort, pleure et repose-toi.</p><lb/> <p>Hier Buͤffon, der edle Malesherbes, d'Alembert<lb/> und Diderot, dort Raynal, Bailly, Baucanson und<lb/> unser <hi rendition="#g">Gluck,</hi> mit der bedeutenden Unterschrift: JJ pré-<lb/> féra les muses aux Syrenes.</p><lb/> <p>Welch' ein Genuß fuͤr ein denkendes, empfindendes<lb/> Wesen, alluͤberall vor den aͤhnlichen Bildern der Maͤn-<lb/> ner zu stehen, die Großes thaten, oder Schoͤnes sag-<lb/> ten, oder Nuͤtzliches erfanden; gleichsam eines Jeden<lb/> persoͤnliche Bekanntschaft zu machen, und in seinen Zuͤ-<lb/> gen zu spaͤhen, ob sie mit seinem Geiste verwandt sind? —<lb/> Unendlich kostbarer sind freilich die Kunstschaͤtze im Mu-<lb/> seum Napoleon, und der einzige Apoll von Belvedrre<lb/> mag in Ruͤcksicht auf Kunst das ganze Museum der fran-<lb/> zoͤsischen Denkmaͤler aufwiegen; aber — Bewunderung<lb/> erwaͤrmt selten das Herz, und hat <hi rendition="#g">meiner</hi> Phantasie<lb/> wenigstens nie ein so schwelgerisches Mahl bereitet, als<lb/> ich unter den Graͤbern und Denkmaͤlern großer Maͤn-<lb/> ner gefunden.</p><lb/> <p>Sehr loͤblich ist des Stifters Bemuͤhen, das ganze<lb/> Local von innen und außen in Einklang zu bringen. Da<lb/> ist z. B. der ganze Vorhof, durch welchen man in den<lb/> ersten Saal tritt, mit Portiken des alten Schlosses <hi rendition="#g">Anet</hi><lb/> verziert, welches Heinrich der JJ. fuͤr seine Geliebte Dia-<lb/> ne von Poitiers bauen ließ. — Die gemalten Fenster-<lb/> scheiben sind, wie schon erwaͤhnt, immer mit den Denk-<lb/> maͤlern aus einerlei Zeit. Man findet schoͤne Kunst-<lb/> werke, z. B. ein Ecce homo von Albert Duͤrer dar-<lb/> unter.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0141]
O Parnasse! Frémis de douleur et d'effroi:
Pleurez, Muses, brisez vos lyres immortelles;
Toi dont il fatigua les cent voix et les ailes,
Dis que Voltaire est mort, pleure et repose-toi.
Hier Buͤffon, der edle Malesherbes, d'Alembert
und Diderot, dort Raynal, Bailly, Baucanson und
unser Gluck, mit der bedeutenden Unterschrift: JJ pré-
féra les muses aux Syrenes.
Welch' ein Genuß fuͤr ein denkendes, empfindendes
Wesen, alluͤberall vor den aͤhnlichen Bildern der Maͤn-
ner zu stehen, die Großes thaten, oder Schoͤnes sag-
ten, oder Nuͤtzliches erfanden; gleichsam eines Jeden
persoͤnliche Bekanntschaft zu machen, und in seinen Zuͤ-
gen zu spaͤhen, ob sie mit seinem Geiste verwandt sind? —
Unendlich kostbarer sind freilich die Kunstschaͤtze im Mu-
seum Napoleon, und der einzige Apoll von Belvedrre
mag in Ruͤcksicht auf Kunst das ganze Museum der fran-
zoͤsischen Denkmaͤler aufwiegen; aber — Bewunderung
erwaͤrmt selten das Herz, und hat meiner Phantasie
wenigstens nie ein so schwelgerisches Mahl bereitet, als
ich unter den Graͤbern und Denkmaͤlern großer Maͤn-
ner gefunden.
Sehr loͤblich ist des Stifters Bemuͤhen, das ganze
Local von innen und außen in Einklang zu bringen. Da
ist z. B. der ganze Vorhof, durch welchen man in den
ersten Saal tritt, mit Portiken des alten Schlosses Anet
verziert, welches Heinrich der JJ. fuͤr seine Geliebte Dia-
ne von Poitiers bauen ließ. — Die gemalten Fenster-
scheiben sind, wie schon erwaͤhnt, immer mit den Denk-
maͤlern aus einerlei Zeit. Man findet schoͤne Kunst-
werke, z. B. ein Ecce homo von Albert Duͤrer dar-
unter.
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