Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.bens dem Tode zu entrinnen strebt. -- Theolon ist ein Da hängt ein Portrait, von einem Deutschen Na- bens dem Tode zu entrinnen strebt. — Theolon ist ein Da haͤngt ein Portrait, von einem Deutschen Na- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0148" n="144"/> bens dem Tode zu entrinnen strebt. — Theolon ist ein<lb/> unberuͤhmter Name, aber er verdiente wohl beruͤhmter<lb/> zu seyn, wenn er mehrere Bilder hinterlassen hat, von<lb/> gleichem Werthe als den <hi rendition="#g">Kopf einer alten Frau,</hi><lb/> den ich fuͤr vortrefflich halte. — Von <hi rendition="#g">Vandyk's</hi> le-<lb/> bendigen Bildern ist hier eine große Sammlung, und<lb/> keines darunter, das nicht seinen Ruhm bewaͤhrte. Vor<lb/> allen gefiel mir ein ex Voto, wo die Darbringer des<lb/> Geluͤbdes, Mann und Frau, vor der heiligen Jungfrau<lb/> knieen, und das Jesuskind sie himmlisch, freundlich auf-<lb/> nimmt. <hi rendition="#g">Himmlisch,</hi> sagte ich? Nein ein wenig <hi rendition="#g">ir-<lb/> disch,</hi> denn der kleine Christus laͤßt sich herab, dem<lb/> Manne den Bart zu streicheln. —</p><lb/> <p>Da haͤngt ein Portrait, von einem Deutschen Na-<lb/> mens <hi rendition="#g">Faes</hi> gemalt, ein <hi rendition="#g">aͤhnliches</hi> Portrait, wie<lb/> man sagt; wer sollte aber wohl in dieser Physiognomie<lb/> den <hi rendition="#g">Protector Cromwell</hi> suchen? — Viel leserli-<lb/> cher haben <hi rendition="#g">Holbein</hi> oder die Natur, das Gesicht des<lb/> Kanzlers <hi rendition="#g">Thomas Morus</hi> geliefert. Diesem Man-<lb/> ne traue ich es zu, daß er seinen Nacken kaltbluͤtig un-<lb/> ter das Beil gebogen. — Noch ein Paar andere Bil-<lb/> der von Holbein, ein <hi rendition="#g">junges</hi> Weib mit dem Schleier,<lb/> die Haͤnde uͤber den Knieen verschraͤnkend, und <hi rendition="#g">Eras-<lb/> mus,</hi> Verfasser des Lobes der Narrheit, werden jedem<lb/> wie mir Vergnuͤgen gewaͤhren. Soll aber das Vergnuͤ-<lb/> gen in herzliches Lachen uͤbergehen, so trete man vor das<lb/><hi rendition="#g">Bohnenfest</hi> (fête des rois) von <hi rendition="#g">Jordans.</hi> Mann<lb/> kann, ohne mit zu lachen, es durchaus keine Minute<lb/> mit ansehen, wie die saͤmmtlichen Gaͤste lachend auf den<lb/> trinkenden Bohnen-Koͤnig schauen. — Sehr unbefrie-<lb/> digend ist mir Lairesse's <hi rendition="#g">Herkules</hi> zwischen Wollust<lb/> und Tugend vorgekommen, und sehr komisch eine dicke<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0148]
bens dem Tode zu entrinnen strebt. — Theolon ist ein
unberuͤhmter Name, aber er verdiente wohl beruͤhmter
zu seyn, wenn er mehrere Bilder hinterlassen hat, von
gleichem Werthe als den Kopf einer alten Frau,
den ich fuͤr vortrefflich halte. — Von Vandyk's le-
bendigen Bildern ist hier eine große Sammlung, und
keines darunter, das nicht seinen Ruhm bewaͤhrte. Vor
allen gefiel mir ein ex Voto, wo die Darbringer des
Geluͤbdes, Mann und Frau, vor der heiligen Jungfrau
knieen, und das Jesuskind sie himmlisch, freundlich auf-
nimmt. Himmlisch, sagte ich? Nein ein wenig ir-
disch, denn der kleine Christus laͤßt sich herab, dem
Manne den Bart zu streicheln. —
Da haͤngt ein Portrait, von einem Deutschen Na-
mens Faes gemalt, ein aͤhnliches Portrait, wie
man sagt; wer sollte aber wohl in dieser Physiognomie
den Protector Cromwell suchen? — Viel leserli-
cher haben Holbein oder die Natur, das Gesicht des
Kanzlers Thomas Morus geliefert. Diesem Man-
ne traue ich es zu, daß er seinen Nacken kaltbluͤtig un-
ter das Beil gebogen. — Noch ein Paar andere Bil-
der von Holbein, ein junges Weib mit dem Schleier,
die Haͤnde uͤber den Knieen verschraͤnkend, und Eras-
mus, Verfasser des Lobes der Narrheit, werden jedem
wie mir Vergnuͤgen gewaͤhren. Soll aber das Vergnuͤ-
gen in herzliches Lachen uͤbergehen, so trete man vor das
Bohnenfest (fête des rois) von Jordans. Mann
kann, ohne mit zu lachen, es durchaus keine Minute
mit ansehen, wie die saͤmmtlichen Gaͤste lachend auf den
trinkenden Bohnen-Koͤnig schauen. — Sehr unbefrie-
digend ist mir Lairesse's Herkules zwischen Wollust
und Tugend vorgekommen, und sehr komisch eine dicke
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