Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.nen Paß, öffneten meinen Koffer nur obenhin, und hiel- Cerdon. Unaussprechlich angenehm bin ich durch die Reise von nen Paß, oͤffneten meinen Koffer nur obenhin, und hiel- Cerdon. Unaussprechlich angenehm bin ich durch die Reise von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0040" n="36"/> nen Paß, oͤffneten meinen Koffer nur obenhin, und hiel-<lb/> ten mich keine fuͤnf Minuten auf. Die Visitatoren nah-<lb/> men zwar eine Kleinigkeit; aber ein anderer Beamter, der<lb/> dabei stand, und mir mehr zu bedeuten schien, fand sich<lb/> fast beleidigt, als ich ihm eine Erkenntlichkeit in die Hand<lb/> druͤcken wollte. — Einigen neueren Nachrichten zufolge<lb/> hatte ich befuͤrchtet, die Haͤlfte des Werthes meines Rei-<lb/> sewagens deponiren zu muͤssen; aber niemand dachte dar-<lb/> an, mir etwas abzufordern. Das Gesetz gilt nur von<lb/><hi rendition="#g">Englischen</hi> Wagen, die zur See eingebracht werden.</p><lb/> <p>Cerdon.</p><lb/> <p>Unaussprechlich angenehm bin ich durch die Reise von<lb/> Genf bis hierher uͤberrascht worden. Jch wußte nichts<lb/> davon, daß ich hier Gegenden sehen wuͤrde, welche alles,<lb/> was ich in der Schweiz erblickte, weit hinter sich lassen.<lb/> Jedermann reist in die Schweiz, und sagt sein Woͤrtchen<lb/> daruͤber, und meint, nun habe er das Herrlichste bewun-<lb/> dert, was die Natur zur Schau gestellt; aber sicher wuͤr-<lb/> den die meisten gleich mir staunen, wenn sie nun ihren<lb/> Weg nach Lyon fortsetzten, wenn sie durch das Fort Eclu-<lb/> se sich durchwaͤnden, wo zwischen dem rauschenden Rhone<lb/> und den gethuͤrmten Felsen jeder Eidechse der Weg ver-<lb/> schlossen scheint; wenn sie die wilden, fuͤrchterlich roman-<lb/> tischen, schroffen Klippen saͤhen, von welchen in kleinen,<lb/> kaum hundert Schritt weiten Entfernungen, die Wasser-<lb/> faͤlle bald stuͤrzen, bald troͤpfeln, oft auch nur durch die<lb/> Steine schwitzen, und ganze Berge mit einem flimmern-<lb/> den Glanze uͤberziehen. So windet man sich bis in die<lb/> Gegend von Avranchy, und sieht immer unter seinen Fuͤ-<lb/> ßen die tausend Kruͤmmungen des murrenden Rhone, der<lb/> vergebens seinen Schaum zu den zahllosen Weinbergen hin-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0040]
nen Paß, oͤffneten meinen Koffer nur obenhin, und hiel-
ten mich keine fuͤnf Minuten auf. Die Visitatoren nah-
men zwar eine Kleinigkeit; aber ein anderer Beamter, der
dabei stand, und mir mehr zu bedeuten schien, fand sich
fast beleidigt, als ich ihm eine Erkenntlichkeit in die Hand
druͤcken wollte. — Einigen neueren Nachrichten zufolge
hatte ich befuͤrchtet, die Haͤlfte des Werthes meines Rei-
sewagens deponiren zu muͤssen; aber niemand dachte dar-
an, mir etwas abzufordern. Das Gesetz gilt nur von
Englischen Wagen, die zur See eingebracht werden.
Cerdon.
Unaussprechlich angenehm bin ich durch die Reise von
Genf bis hierher uͤberrascht worden. Jch wußte nichts
davon, daß ich hier Gegenden sehen wuͤrde, welche alles,
was ich in der Schweiz erblickte, weit hinter sich lassen.
Jedermann reist in die Schweiz, und sagt sein Woͤrtchen
daruͤber, und meint, nun habe er das Herrlichste bewun-
dert, was die Natur zur Schau gestellt; aber sicher wuͤr-
den die meisten gleich mir staunen, wenn sie nun ihren
Weg nach Lyon fortsetzten, wenn sie durch das Fort Eclu-
se sich durchwaͤnden, wo zwischen dem rauschenden Rhone
und den gethuͤrmten Felsen jeder Eidechse der Weg ver-
schlossen scheint; wenn sie die wilden, fuͤrchterlich roman-
tischen, schroffen Klippen saͤhen, von welchen in kleinen,
kaum hundert Schritt weiten Entfernungen, die Wasser-
faͤlle bald stuͤrzen, bald troͤpfeln, oft auch nur durch die
Steine schwitzen, und ganze Berge mit einem flimmern-
den Glanze uͤberziehen. So windet man sich bis in die
Gegend von Avranchy, und sieht immer unter seinen Fuͤ-
ßen die tausend Kruͤmmungen des murrenden Rhone, der
vergebens seinen Schaum zu den zahllosen Weinbergen hin-
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