Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.stellung durch ein lautes allgemeines Klatschen unterbro- stellung durch ein lautes allgemeines Klatschen unterbro- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0077" n="73"/> stellung durch ein lautes allgemeines Klatschen unterbro-<lb/> chen, und aller Augen wandten sich nach Bonaparte's Lo-<lb/> ge, welche dicht an der Buͤhne befindlich ist. Jch war<lb/> ungluͤcklicherweise grade in einer Loge, wo ich ihn nicht se-<lb/> hen konnte; da aber die Mitglieder des Théatres fran-<lb/> cais mir sehr guͤtig das Recht eingeraͤumt hatten, nach mei-<lb/> nem Belieben im ganzen Hause zu gehen wohin ich woll-<lb/> te, so bediente ich mich jetzt dieses Rechtes schnell, um<lb/> auf die Buͤhne selbst zu eilen, und da aus einer Koulisse,<lb/> der Loge des ersten Konsuls grade gegenuͤber, den merk-<lb/> wuͤrdigen Mann rechts ins Auge zu fassen. Schon oͤfter<lb/> war ich auf dem Theater gewesen, und nie hatte ich ein<lb/> Hinderniß daselbst gefunden; wie erstaunte ich daher nicht,<lb/> als ich jetzt die drei ersten Koulissen mit Konsular-Garde<lb/> besetzt fand, die jeden der sich naͤhern wollte zuruͤckwiesen;<lb/> ja sogar das Kammermaͤdchen der Mademoiselle Duches-<lb/> nois, welche letztere, ich weiß nicht mehr welche Rolle<lb/> spielte, traf dieses Schicksal, ungeachtet ihre Gebieterin<lb/> ihrer nothwendig bedurfte. Jndessen wurde, durch Ver-<lb/> wendung der Herren Lafond und Monvel, die grade ge-<lb/> genwaͤrtig waren, fuͤr mich sowohl als fuͤr das Kammer-<lb/> maͤdchen das strenge Verbot aufgehoben, dessen Grund ich<lb/> mir nicht wohl erklaͤren kann. Als bloße Sicherheits-<lb/> Maaßregel scheint es mir unzulaͤnglich. Vielleicht liebt<lb/> Bonaparte nicht, angegafft zu werden; da hat er freilich<lb/> Recht, aber er muß sich daran gewoͤhnen, denn es ist nun<lb/> einmal unzertrennlich von einem solchen Posten. Vielleicht<lb/> ruͤhrte der Befehl auch gar nicht von ihm selbst her; viel-<lb/> leicht hat er ihn sogar gemißbilligt; ich erinnere mich we-<lb/> nigstens nicht, nachher wieder Konsular-Garde auf der<lb/> Buͤhne gesehen zu haben.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0077]
stellung durch ein lautes allgemeines Klatschen unterbro-
chen, und aller Augen wandten sich nach Bonaparte's Lo-
ge, welche dicht an der Buͤhne befindlich ist. Jch war
ungluͤcklicherweise grade in einer Loge, wo ich ihn nicht se-
hen konnte; da aber die Mitglieder des Théatres fran-
cais mir sehr guͤtig das Recht eingeraͤumt hatten, nach mei-
nem Belieben im ganzen Hause zu gehen wohin ich woll-
te, so bediente ich mich jetzt dieses Rechtes schnell, um
auf die Buͤhne selbst zu eilen, und da aus einer Koulisse,
der Loge des ersten Konsuls grade gegenuͤber, den merk-
wuͤrdigen Mann rechts ins Auge zu fassen. Schon oͤfter
war ich auf dem Theater gewesen, und nie hatte ich ein
Hinderniß daselbst gefunden; wie erstaunte ich daher nicht,
als ich jetzt die drei ersten Koulissen mit Konsular-Garde
besetzt fand, die jeden der sich naͤhern wollte zuruͤckwiesen;
ja sogar das Kammermaͤdchen der Mademoiselle Duches-
nois, welche letztere, ich weiß nicht mehr welche Rolle
spielte, traf dieses Schicksal, ungeachtet ihre Gebieterin
ihrer nothwendig bedurfte. Jndessen wurde, durch Ver-
wendung der Herren Lafond und Monvel, die grade ge-
genwaͤrtig waren, fuͤr mich sowohl als fuͤr das Kammer-
maͤdchen das strenge Verbot aufgehoben, dessen Grund ich
mir nicht wohl erklaͤren kann. Als bloße Sicherheits-
Maaßregel scheint es mir unzulaͤnglich. Vielleicht liebt
Bonaparte nicht, angegafft zu werden; da hat er freilich
Recht, aber er muß sich daran gewoͤhnen, denn es ist nun
einmal unzertrennlich von einem solchen Posten. Vielleicht
ruͤhrte der Befehl auch gar nicht von ihm selbst her; viel-
leicht hat er ihn sogar gemißbilligt; ich erinnere mich we-
nigstens nicht, nachher wieder Konsular-Garde auf der
Buͤhne gesehen zu haben.
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