Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.nen wollen, der vormals im Artillerie-Corps eine solche Ein anderer Dichter macht ein lustiges Stück, in wel- nen wollen, der vormals im Artillerie-Corps eine solche Ein anderer Dichter macht ein lustiges Stuͤck, in wel- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0091" n="87"/> nen wollen, der vormals im Artillerie-Corps eine solche<lb/> Uniform trug; man geht so weit, die saͤmmtlichen im Stuͤck<lb/> gebrauchten Kleider holen zu lassen. Man findet nichts,<lb/> dennoch wird der Autor nach St. <hi rendition="#g">Domingo exilirt,</hi><lb/> zwar nicht als Dichter, sondern als Officier der Marine,<lb/> weil er ohne gehoͤrigen Urlaub auf einige Tage nach Paris<lb/> gekommen war. Aus seinem eigenen Munde habe ich es,<lb/> daß er, bereits eingeschifft, auf der Rhede von einer schwe-<lb/> ren Krankheit befallen, wieder ans Land gebracht, und in<lb/> einem langen Arrest gehalten wurde, bis endlich wirksame<lb/> Fuͤrsprache es dahin brachte, daß dieser Arrest ihm als<lb/> Strafe seines Vergehens angerechnet wurde. Jetzt ist der<lb/> liebenswuͤrdige junge Mann frei, lebt in Paris, studirt<lb/> die republikanische Vorsicht, und laͤßt sein <hi rendition="#g">Vorzimmer</hi><lb/> unter einem andern Titel auffuͤhren. —</p><lb/> <p>Ein anderer Dichter macht ein lustiges Stuͤck, in wel-<lb/> chem ein gesunder wohlgewachsener Mensch an einer Jnsel<lb/> landet, die von lauter Bucklichten bewohnt wird, folglich<lb/> findet man ihn ungestalt und lacht ihn aus. Da sagt er<lb/> am Ende: „wenn ich einmal unter lauter Blinde gerathen<lb/> sollte, so wuͤrde ich, um ihnen aͤhnlich zu seyn, mir bei-<lb/> de Augen ausstechen lassen.“ — Jn diesen Worten fand<lb/> der Censor eine Satire auf dienigen Soldaten, welche in<lb/> Egypten ihr Gesicht verloren. — Ein anderer schrieb ein<lb/> Stuͤck: Belisaire. Der Censor glaubte den General <hi rendition="#g">Mo-<lb/> reau</hi> darin zu erkennen, und verbot es. — Fermez la<lb/> porte, (macht die Thuͤr zu), darf nicht gesagt werden,<lb/> denn zugemachte Thuͤren deuten auf eine Verschwoͤrung. —<lb/> Das Wort brigand darf man sich auch nicht entwischen<lb/> lassen, denn man koͤnnte Maͤnner darunter verstehen, die<lb/> an der Staatsverwaltung Theil nehmen. — Nogaret heißt<lb/> der Mann von 63 Jahren, der solche saubere Stuͤckchen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0091]
nen wollen, der vormals im Artillerie-Corps eine solche
Uniform trug; man geht so weit, die saͤmmtlichen im Stuͤck
gebrauchten Kleider holen zu lassen. Man findet nichts,
dennoch wird der Autor nach St. Domingo exilirt,
zwar nicht als Dichter, sondern als Officier der Marine,
weil er ohne gehoͤrigen Urlaub auf einige Tage nach Paris
gekommen war. Aus seinem eigenen Munde habe ich es,
daß er, bereits eingeschifft, auf der Rhede von einer schwe-
ren Krankheit befallen, wieder ans Land gebracht, und in
einem langen Arrest gehalten wurde, bis endlich wirksame
Fuͤrsprache es dahin brachte, daß dieser Arrest ihm als
Strafe seines Vergehens angerechnet wurde. Jetzt ist der
liebenswuͤrdige junge Mann frei, lebt in Paris, studirt
die republikanische Vorsicht, und laͤßt sein Vorzimmer
unter einem andern Titel auffuͤhren. —
Ein anderer Dichter macht ein lustiges Stuͤck, in wel-
chem ein gesunder wohlgewachsener Mensch an einer Jnsel
landet, die von lauter Bucklichten bewohnt wird, folglich
findet man ihn ungestalt und lacht ihn aus. Da sagt er
am Ende: „wenn ich einmal unter lauter Blinde gerathen
sollte, so wuͤrde ich, um ihnen aͤhnlich zu seyn, mir bei-
de Augen ausstechen lassen.“ — Jn diesen Worten fand
der Censor eine Satire auf dienigen Soldaten, welche in
Egypten ihr Gesicht verloren. — Ein anderer schrieb ein
Stuͤck: Belisaire. Der Censor glaubte den General Mo-
reau darin zu erkennen, und verbot es. — Fermez la
porte, (macht die Thuͤr zu), darf nicht gesagt werden,
denn zugemachte Thuͤren deuten auf eine Verschwoͤrung. —
Das Wort brigand darf man sich auch nicht entwischen
lassen, denn man koͤnnte Maͤnner darunter verstehen, die
an der Staatsverwaltung Theil nehmen. — Nogaret heißt
der Mann von 63 Jahren, der solche saubere Stuͤckchen
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