Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.anderer zu verstehen. Beweisen ließ sich das freilich nicht, Der Leser wird so gerecht seyn zu gestehen, daß ich Als der erste Konsul am 10 Brümaire plötzlich seine anderer zu verstehen. Beweisen ließ sich das freilich nicht, Der Leser wird so gerecht seyn zu gestehen, daß ich Als der erste Konsul am 10 Bruͤmaire ploͤtzlich seine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0093" n="89"/> anderer zu verstehen. Beweisen ließ sich das freilich nicht,<lb/> aber wirklich gehoͤrt Mercier nicht unter die Lieblinge der<lb/> Regierung.</p><lb/> <p>Der Leser wird so gerecht seyn zu gestehen, daß ich<lb/> das viele Gute und Große am ersten Konsul in dem, was<lb/> ich uͤber ihn gesagt, nicht verkannt, daß ich gern und mit<lb/> Waͤrme uͤber ihn gesprochen habe: ich bin aber weit ent-<lb/> fernt, mich zum Heer seiner Schmeichler zu gesellen, und<lb/> es muß mir daher vergoͤnnt seyn, eben so freimuͤthig zu<lb/> bekennen, daß ich manches an ihm mir nicht genuͤgend zu<lb/> erklaͤren weiß, und daß ich zum Beispiel sein Benehmen<lb/> gegen <hi rendition="#g">Frau von Stael</hi> tadelnswerth finde, so lange<lb/> es ihm nicht beliebt, Gruͤnde dafuͤr anzugeben. Jn dem<lb/> Augenblick, da ich dieses schreibe, habe ich Frau von Stael<lb/> noch nicht gesehen, und kenne sie blos aus ihren geistrei-<lb/> chen Schriften; aber als Buͤrger der literarischen Repub-<lb/> lik, die alle andere Republiken uͤberleben wird, muß ich<lb/> die Prophezeihung unterschreiben, welche die hochherzige<lb/> Frau gegen den ersten Konsul eben so schoͤn als kraͤftig aus-<lb/> druͤckte: Vous me donnez une cruelle illustration, je<lb/> tiendrai une ligne dans Votre histoire.</p><lb/> <p>Als der erste Konsul am 10 Bruͤmaire ploͤtzlich seine<lb/> Reise nach den Seekuͤsten antrat, wußte wenige Stunden<lb/> vorher noch Niemand etwas davon; ja er soll noch am<lb/> selbigen Morgen Papiere an die Minister gesandt haben,<lb/> mit dem Auftrage, ihm des andern Tages daruͤber Bericht<lb/> zu erstatten. Zu zweien seiner Adjutanten sagte er ganz<lb/> kurz: „sie wuͤrden ihn auf seiner Reise begleiten“ und<lb/> fuͤgte die Frage hinzu: „ob sie viel Zeit zu den Vorberei-<lb/> „tungen noͤthig haͤtten?“ — Diese, welche glaubten, es<lb/> sey wenigstens von einigen <hi rendition="#g">Tagen</hi> die Rede, antworte-<lb/> ten mit <hi rendition="#g">Nein.</hi> „Wohlan,“ sagte der erste Konsul, „so<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0093]
anderer zu verstehen. Beweisen ließ sich das freilich nicht,
aber wirklich gehoͤrt Mercier nicht unter die Lieblinge der
Regierung.
Der Leser wird so gerecht seyn zu gestehen, daß ich
das viele Gute und Große am ersten Konsul in dem, was
ich uͤber ihn gesagt, nicht verkannt, daß ich gern und mit
Waͤrme uͤber ihn gesprochen habe: ich bin aber weit ent-
fernt, mich zum Heer seiner Schmeichler zu gesellen, und
es muß mir daher vergoͤnnt seyn, eben so freimuͤthig zu
bekennen, daß ich manches an ihm mir nicht genuͤgend zu
erklaͤren weiß, und daß ich zum Beispiel sein Benehmen
gegen Frau von Stael tadelnswerth finde, so lange
es ihm nicht beliebt, Gruͤnde dafuͤr anzugeben. Jn dem
Augenblick, da ich dieses schreibe, habe ich Frau von Stael
noch nicht gesehen, und kenne sie blos aus ihren geistrei-
chen Schriften; aber als Buͤrger der literarischen Repub-
lik, die alle andere Republiken uͤberleben wird, muß ich
die Prophezeihung unterschreiben, welche die hochherzige
Frau gegen den ersten Konsul eben so schoͤn als kraͤftig aus-
druͤckte: Vous me donnez une cruelle illustration, je
tiendrai une ligne dans Votre histoire.
Als der erste Konsul am 10 Bruͤmaire ploͤtzlich seine
Reise nach den Seekuͤsten antrat, wußte wenige Stunden
vorher noch Niemand etwas davon; ja er soll noch am
selbigen Morgen Papiere an die Minister gesandt haben,
mit dem Auftrage, ihm des andern Tages daruͤber Bericht
zu erstatten. Zu zweien seiner Adjutanten sagte er ganz
kurz: „sie wuͤrden ihn auf seiner Reise begleiten“ und
fuͤgte die Frage hinzu: „ob sie viel Zeit zu den Vorberei-
„tungen noͤthig haͤtten?“ — Diese, welche glaubten, es
sey wenigstens von einigen Tagen die Rede, antworte-
ten mit Nein. „Wohlan,“ sagte der erste Konsul, „so
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |