Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.erinnern, jemals eine lachendere Verzierung gesehen zu Eine Jungfrau von Orleans habe ich auch erinnern, jemals eine lachendere Verzierung gesehen zu Eine Jungfrau von Orleans habe ich auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0144" n="144"/> erinnern, jemals eine lachendere Verzierung gesehen zu<lb/> haben. — Hier wird Madame Angot (welche das fran-<lb/> zoͤsische, so wie <hi rendition="#g">John Bull</hi> das englische Volk repraͤ-<lb/> sentirt) auf allerlei komische Weise verarbeitet. Die<lb/> Rolle wird durch eine Mannsperson dargestellt, wodurch<lb/> sie oft allein laͤcherlich wird; z. B. <hi rendition="#g">Madame Angot<lb/> im Serail des Großsultans.</hi> Die gemeine Pa-<lb/> riser Fischweibersprache kann man bei dieser Gelegenheit<lb/> in ihrer ganzen Reinheit hoͤren. Es befinden sich unter<lb/> den Schauspielern einige sehr ausgezeichnete Talente im<lb/> Komischen.</p><lb/> <p>Eine <hi rendition="#g">Jungfrau von Orleans</hi> habe ich auch<lb/> auf diesem Theater spielen gesehen, von der ich doch wun-<lb/> dershalben und zur Vergleichung mit der Schillerschen<lb/> einen kurzen Begriff geben will. Das Stuͤck hebt an<lb/> mit einem Aerntefest, wo Jacques d'Arc, der Vater,<lb/> (bei Schiller, Thibault) mit seiner Familie nach vollbrach-<lb/> ter Arbeit sich lustig macht. Man tanzt, man uͤber-<lb/> reicht Johannen Kraͤnze, man laͤßt sie die Worte lesen: à<lb/> Jeanne d'Arc, la plus belle et la plus sage. Ploͤtzlich<lb/> hoͤrt man Jagdgetoͤse, ein wildes Schwein stuͤrzt herzu,<lb/> Alles flieht; ein junger Jaͤger kaͤmpft mit dem Eber,<lb/> unterliegt; Johanna fliegt herbei, toͤdtet den Eber, ret-<lb/> tet den Juͤngling, es ist <hi rendition="#g">Duͤnois.</hi> Allgemeine Freude.<lb/> Der Gast wird ins Haus gefuͤhrt, soll ruhen, kann aber<lb/> nicht: denn an der Wand erblickt er Johannen's Bild.<lb/> Er kniet davor, sagt ihm allerlei schoͤne Dinge, wird<lb/> aber unvermuthet durch einen Donnerschlag unterbrochen,<lb/> und eine Stimme ruft: „<hi rendition="#g">Ritter Duͤnois,</hi> entweihe<lb/> „nicht durch profane Wuͤnsche die Retterinn Frankreichs!<lb/> „kehre zuruͤck zu deinem Koͤnige, zeige ihm den Willen<lb/> „Gottes an, und bringe ihm das heilige Schwert, wel-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [144/0144]
erinnern, jemals eine lachendere Verzierung gesehen zu
haben. — Hier wird Madame Angot (welche das fran-
zoͤsische, so wie John Bull das englische Volk repraͤ-
sentirt) auf allerlei komische Weise verarbeitet. Die
Rolle wird durch eine Mannsperson dargestellt, wodurch
sie oft allein laͤcherlich wird; z. B. Madame Angot
im Serail des Großsultans. Die gemeine Pa-
riser Fischweibersprache kann man bei dieser Gelegenheit
in ihrer ganzen Reinheit hoͤren. Es befinden sich unter
den Schauspielern einige sehr ausgezeichnete Talente im
Komischen.
Eine Jungfrau von Orleans habe ich auch
auf diesem Theater spielen gesehen, von der ich doch wun-
dershalben und zur Vergleichung mit der Schillerschen
einen kurzen Begriff geben will. Das Stuͤck hebt an
mit einem Aerntefest, wo Jacques d'Arc, der Vater,
(bei Schiller, Thibault) mit seiner Familie nach vollbrach-
ter Arbeit sich lustig macht. Man tanzt, man uͤber-
reicht Johannen Kraͤnze, man laͤßt sie die Worte lesen: à
Jeanne d'Arc, la plus belle et la plus sage. Ploͤtzlich
hoͤrt man Jagdgetoͤse, ein wildes Schwein stuͤrzt herzu,
Alles flieht; ein junger Jaͤger kaͤmpft mit dem Eber,
unterliegt; Johanna fliegt herbei, toͤdtet den Eber, ret-
tet den Juͤngling, es ist Duͤnois. Allgemeine Freude.
Der Gast wird ins Haus gefuͤhrt, soll ruhen, kann aber
nicht: denn an der Wand erblickt er Johannen's Bild.
Er kniet davor, sagt ihm allerlei schoͤne Dinge, wird
aber unvermuthet durch einen Donnerschlag unterbrochen,
und eine Stimme ruft: „Ritter Duͤnois, entweihe
„nicht durch profane Wuͤnsche die Retterinn Frankreichs!
„kehre zuruͤck zu deinem Koͤnige, zeige ihm den Willen
„Gottes an, und bringe ihm das heilige Schwert, wel-
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