Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804."sche Theater liege überhaupt noch so sehr in der Kind- Sollte man nicht glauben, Teutschland sey von Es hat indessen auch in Paris Leute genug gegeben, „sche Theater liege uͤberhaupt noch so sehr in der Kind- Sollte man nicht glauben, Teutschland sey von Es hat indessen auch in Paris Leute genug gegeben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0157" n="157"/> „sche Theater liege uͤberhaupt noch so sehr in der Kind-<lb/> heit,“ und s. w.</p><lb/> <p>Sollte man nicht glauben, Teutschland sey von<lb/> Frankreich wenigstens so weit entfernt, als der Mond<lb/> von der Erde?</p><lb/> <p>Es hat indessen auch in Paris Leute genug gegeben,<lb/> die, eben so albern wie in Teutschland, Menschenhaß<lb/> und Reue, (eins der moralischsten Schauspiele, die je-<lb/> mals geschrieben worden,) von Seite der Moralitaͤt<lb/> angegriffen haben. Dagegen erschien waͤhrend meines<lb/> Aufenthalts, (wenn ich nicht irre im Courier des spe-<lb/> ctacles,) eine sehr gute Vertheidigung, die mir groͤßten-<lb/> theils aus der Seele geschrieben worden. „Giebt es<lb/> wohl,“ sagt der Verfasser, „viele Weiber, die, wenn<lb/> „sie aus der Vorstellung kommen, den Ehebruch als eine<lb/> „unbedeutende Kleinigkeit betrachten? als eine Kleinig-<lb/> „keit, die weder auf das Gluͤck des Gatten, noch auf<lb/> „die gesellschaftliche Ordnung Einfluß habe? — Eula-<lb/> „liens Gewissensbisse, ihre Demuͤthigung und peinliche<lb/> „Lage in Gegenwart des beleidigten Mannes, stellen ein<lb/> „schauderhaftes Gemaͤlde dar, und raͤchen vielleicht die<lb/> „Tugend strenger, als alle Strafen und Beschimpfun-<lb/> „gen, welche die Voͤlker des Alterthums mit dem Ver-<lb/> „brechen verknuͤpften.“ — Auch den Charakter des<lb/><hi rendition="#g">Meinau,</hi> (den man uͤbertrieben findet,) nimmt der<lb/> Verfasser in Schutz. „Kotzebue,“ sagt er, will wohl<lb/> „schwerlich alle beleidigte Ehemaͤnner uͤberreden, sich zu<lb/> „Anachoreten zu machen; da haͤtte er Viel zu thun, be-<lb/> „sonders in unsrer guten Hauptstadt; aber er will zei-<lb/> „gen, was ein nagender Kummer uͤber das Herz eines<lb/> „braven Mannes vermag, der sein ganzes Gluͤck in den<lb/> „Besitz einer geliebten, tugendhaften Frau gesetzt hatte.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0157]
„sche Theater liege uͤberhaupt noch so sehr in der Kind-
heit,“ und s. w.
Sollte man nicht glauben, Teutschland sey von
Frankreich wenigstens so weit entfernt, als der Mond
von der Erde?
Es hat indessen auch in Paris Leute genug gegeben,
die, eben so albern wie in Teutschland, Menschenhaß
und Reue, (eins der moralischsten Schauspiele, die je-
mals geschrieben worden,) von Seite der Moralitaͤt
angegriffen haben. Dagegen erschien waͤhrend meines
Aufenthalts, (wenn ich nicht irre im Courier des spe-
ctacles,) eine sehr gute Vertheidigung, die mir groͤßten-
theils aus der Seele geschrieben worden. „Giebt es
wohl,“ sagt der Verfasser, „viele Weiber, die, wenn
„sie aus der Vorstellung kommen, den Ehebruch als eine
„unbedeutende Kleinigkeit betrachten? als eine Kleinig-
„keit, die weder auf das Gluͤck des Gatten, noch auf
„die gesellschaftliche Ordnung Einfluß habe? — Eula-
„liens Gewissensbisse, ihre Demuͤthigung und peinliche
„Lage in Gegenwart des beleidigten Mannes, stellen ein
„schauderhaftes Gemaͤlde dar, und raͤchen vielleicht die
„Tugend strenger, als alle Strafen und Beschimpfun-
„gen, welche die Voͤlker des Alterthums mit dem Ver-
„brechen verknuͤpften.“ — Auch den Charakter des
Meinau, (den man uͤbertrieben findet,) nimmt der
Verfasser in Schutz. „Kotzebue,“ sagt er, will wohl
„schwerlich alle beleidigte Ehemaͤnner uͤberreden, sich zu
„Anachoreten zu machen; da haͤtte er Viel zu thun, be-
„sonders in unsrer guten Hauptstadt; aber er will zei-
„gen, was ein nagender Kummer uͤber das Herz eines
„braven Mannes vermag, der sein ganzes Gluͤck in den
„Besitz einer geliebten, tugendhaften Frau gesetzt hatte.
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